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Flugzeugabsturz bei Smolensk

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Datumn:
10.04.2010

Der Flugzeugabsturz bei Smolensk war ein Flugunfall am 10. April 2010, bei dem bei dichtem Nebel ein polnisches Flugzeug beim Landeanflug auf den Militärflugplatz Smolensk-Nord in der russischen Oblast Smolensk verunglückte. Bei dem Absturz einer der beiden Regierungsmaschinen der polnischen Luftstreitkräfte vom Typ Tupolew Tu-154 wurden alle 96 Insassen getötet. Zu den Passagieren gehörten Polens Staatspräsident Lech Kaczyński und seine Ehefrau Maria Kaczyńska, zahlreiche Abgeordnete des Parlaments, Regierungsmitglieder, hochrangige Offiziere, Kirchenvertreter, leitende Vertreter von Zentralbehörden sowie Vertreter von Verbänden der Opferangehörigen des Massakers von Katyn.

Anlass und Ziel des Fluges

Am 7. April 2010 trafen sich anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers von Katyn der russische Ministerpräsident Wladimir Putin und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk in der Nähe des Dorfs Katyn bei einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung, die im Februar 2010 überraschend von Putin vorgeschlagen worden war.

Zu dieser Gedenkveranstaltung der beiden Regierungschefs wurde der Staatspräsident Polens nicht geladen. Kaczyński reiste am Samstag, den 10. April mit einer Delegation zu einer separaten polnischen Gedenkfeier, die jährlich am selben Ort anlässlich des am 13. April in Polen als Nationalgedenktag begangenen Tages der Erinnerung an die Katyn-Opfer stattfindet.

Kaczyński galt als Kritiker der russischen Politik und hatte beispielsweise zum 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf einer Gedenkveranstaltung – in Anwesenheit Putins – geäußert, das „bolschewistische Russland“ habe Polen einen „Messerstich in den Rücken“ (nämlich durch den Hitler-Stalin-Pakt) versetzt, da die Rote Armee am 17. September 1939 in Ostpolen einmarschierte, während polnische Soldaten noch den deutschen Angreifern Widerstand leisteten.

Diese zweite Gedenkveranstaltung wurde von polnischer Seite vom Rat zum Schutz des Gedenkens an Kampf und Martyrium (Rada Ochrony Pamięci Walk i Męczeństwa) organisiert; beabsichtigt war u. a. die Verleihung von Orden und staatlichen Auszeichnungen an die Opfer des Massakers. Das Flugzeug sollte auf dem Militärflugplatz Smolensk-Nord landen. Von dort aus war die Weiterreise der Passagiere zu dem etwa zwanzig Kilometer entfernten Ort der Gedenkfeier geplant.

Hergang

Das Flugzeug startete um 07:27 Uhr MESZ (05:27 UTC) auf dem Chopin-Flughafen Warschau und stürzte um 10:41 Uhr Ortszeit (06:41 UTC) in einem Waldstück zwischen dem Ort Petschorsk und der Stadt Smolensk in Westrussland ab.

Etwa eine Stunde vor dem Unglück war eine Jakowlew Jak-40 der polnischen Regierung mit dem Tross des Präsidenten und Journalisten an Bord ohne Zwischenfall, aber unter bereits eingeschränkten Sichtbedingungen (aufkommender Nebel, tiefhängende Wolken) gelandet. Danach verschlechterten sich die Sichtbedingungen weiter. Eine russische Iljuschin Il-76 brach die Landung nach zwei Versuchen ab und flog dann den Flughafen Moskau-Wnukowo an.

Als sich das Flugzeug mit der Delegation des polnischen Präsidenten an Bord dem Flugplatz näherte, herrschte dichter Nebel. Obwohl die russischen Fluglotsen den polnischen Piloten Hauptmann Arkadiusz Protasiuk und Major Robert Grzywna empfahlen, Minsk oder Wizebsk anzufliegen, entschied der verantwortliche Flugzeugführer, dennoch in Smolensk einen Anflugversuch zu unternehmen. Der Anflug wurde trotz fehlender Sicht erst in einer Höhe von etwa 30 Metern über Grund abgebrochen, so dass es den Piloten nicht mehr gelang, die Maschine hochzuziehen. Das Flugzeug streifte Baumwipfel, prallte auf den Boden, zerbrach in mehrere Teile und geriet in Brand. Zwei der drei Flugschreiber wurden noch am 10. April geborgen und von russischen Experten ausgewertet. Der polnischen Seite wurden mehrere Abschriften der Flugschreiber übergeben.

Flugzeug und Avionik

Bei dem abgestürzten Flugzeug handelte es sich um eine Tupolew Tu-154M der polnischen Luftwaffe mit dem Luftfahrzeugkennzeichen 101. Es war eine von zwei Tu-154M im 36. Spezialtransportfliegerregiment (36 Specjalny Pułk Lotnictwa Transportowego). Sie trug linksseitig die Aufschrift „Rzeczpospolita Polska“, rechts „Republic of Poland“ (dt. ‚Republik Polen‘). Die Maschine mit der Seriennummer 90A837, die ihren Erstflug am 29. Juni 1990 absolviert hatte, war mit drei Triebwerken vom Typ Solowjow D-30 KU-154-II ausgestattet. Das Flugzeug hatte 5004 Flugstunden sowie 1823 Starts und Landungen hinter sich und war im Dezember 2009 bei der Aviakor Flugzeugfabrik AG (russisch ОАО Авиако́р авиационный завод) in Samara generalüberholt worden.

Zur Avionik der Maschine gehörte ein Instrumentenlandesystem (ILS), das jedoch inkompatibel zu dem in Smolensk-Nord eingesetzten russischen System PRMG war. Zusätzlich verfügte das Flugzeug über ein Terrain Awareness and Warning System (TAWS), das eine ungewollte Annäherung an den Boden ausschließen soll (s.a. Enhanced Ground Proximity Warning System). Der Flughafen Smolensk-Nord fehlt allerdings in der zugehörigen Datenbank, so dass Warnungen vor verfrühtem Sinkflug in der Landephase (Premature Descent Alerts) dort nicht zur Verfügung stehen.

Namhafte Todesopfer

An Bord der Maschine waren sieben Besatzungsmitglieder und 89 Passagiere. Unter ihnen befanden sich neben Kaczyński und seiner Ehefrau weitere polnische Politiker und hochrangige Repräsentanten des Landes. Angehörige und Hinterbliebene von Todesopfern des Massakers von Katyn waren ebenfalls an Bord des Flugzeugs.

Politische Führung

  • Lech Kaczyński – Präsident Polens und Mitbegründer der nationalkonservativen Partei Prawo i Sprawiedliwość (PiS)
  • Krystyna Bochenek – Senatorin (PO) und stellvertretende Senatspräsidentin
  • Leszek Deptuła – Abgeordneter im Sejm (PSL) und ehemaliger Woiwodschaftsmarschall von Karpatenvorland
  • Grzegorz Dolniak – Fraktionsvorsitzender der PO im Sejm
  • Janina Fetlińska – Senatorin (PiS)
  • Grażyna Gęsicka – Fraktionsvorsitzende der PiS im Sejm und ehemalige Ministerin für Regionalentwicklung
  • Przemysław Gosiewski – Abgeordneter im Sejm (PiS) und ehemaliger Vize-Ministerpräsident
  • Mariusz Handzlik – Unterstaatssekretär in der Präsidentenkanzlei
  • Izabela Jaruga-Nowacka – Abgeordnete im Sejm (SLD) und ehemalige Vize-Ministerpräsidentin
  • Sebastian Karpiniuk – Abgeordneter im Sejm (PO)
  • Stanisław Jerzy Komorowski – Vize-Verteidigungsminister und ehemaliger Vize-Außenminister
  • Andrzej Kremer – Vize-Außenminister und ehemaliger Konsul in Hamburg
  • Tomasz Merta – Vize-Kulturminister und Landesdenkmalpfleger
  • Aleksandra Natalli-Świat – Abgeordnete im Sejm und stellvertretende Parteivorsitzende der PiS
  • Maciej Płażyński – Abgeordneter im Sejm (parteilos), ehemaliger Sejmmarschall, ehemaliger stellvertretender Senatspräsident und Vorstand der Wspólnota Polska
  • Krzysztof Putra – stellvertretender Sejmmarschall (PiS)
  • Arkadiusz Rybicki – Abgeordneter im Sejm (PO)
  • Władysław Stasiak – Chef der Präsidentenkanzlei und ehemaliger Innenminister (PiS)
  • Aleksander Szczygło – Leiter des Büros für Nationale Sicherheit und ehemaliger Verteidigungsminister (PiS)
  • Jerzy Szmajdziński – stellvertretender Sejmmarschall und ehemaliger Verteidigungsminister (SLD)
  • Jolanta Szymanek-Deresz – Abgeordnete im Sejm und stellvertretende Parteivorsitzende der SLD, ehemalige Chefin der Präsidentenkanzlei
  • Zbigniew Wassermann – Abgeordneter im Sejm und ehemaliger Minister für Koordination der Nachrichtendienste (PiS)
  • Wiesław Woda – Abgeordneter im Sejm (PSL)
  • Edward Wojtas – Abgeordneter im Sejm (PSL)
  • Paweł Wypych – Staatssekretär in der Präsidentenkanzlei (PiS)
  • Stanisław Zając – Fraktionsvorsitzender der PiS im Senat

Militärische Führung und Geistliche

  • Andrzej Błasik – Generalleutnant, Kommandeur der polnischen Luftstreitkräfte
  • Tadeusz Buk – Generalmajor, Oberbefehlshaber des Polnischen Heeres
  • Miron Chodakowski – Brigadegeneral, Erzbischof der Polnisch-Orthodoxen Kirche in Polen und orthodoxer Militärordinarius der Polnischen Streitkräfte
  • Franciszek Gągor – General, Chef des Generalstabs der Polnischen Streitkräfte
  • Kazimierz Gilarski – Brigadegeneral, Oberbefehlshaber der Garnison Warschau
  • Andrzej Karweta – Vizeadmiral, Oberbefehlshaber der polnischen Marine
  • Stanisław Komornicki – Brigadegeneral, Kanzler des Ordens Virtuti Militari
  • Bronisław Kwiatkowski – Generalleutnant, Chef des Operationskommandos der polnischen Armee
  • Jan Osiński – Oberstleutnant, Vizekanzler des römisch-katholischen Militärordinariats
  • Adam Pilch – Brigadegeneral, stellvertretender evangelischer Militärbischof
  • Tadeusz Płoski – Generalmajor, römisch-katholischer Militärbischof der Polnischen Streitkräfte
  • Włodzimierz Potasiński – Generalmajor, Chef der militärischen Sondereinheiten

Weitere Passagiere

  • Ryszard Kaczorowski – letzter Staatspräsident der polnischen Exilregierung
  • Maria Kaczyńska – Ehefrau des Präsidenten Kaczyński
  • Joanna Agacka-Indecka – Leiterin der polnischen Anwaltskammer
  • Czesław Cywiński – Oberst, Vorstandsvorsitzender des Weltverbandes von Soldaten der Polnischen Heimatarmee
  • Edward Duchnowski – Generalsekretär des Bundes der Sibirien-Häftlinge
  • Mariusz Kazana – Direktor des diplomatischen Protokolls im Außenministerium
  • Janusz Kochanowski – polnischer Ombudsmann für Bürgerrechte
  • Janusz Krupski – Direktor des Amtes für Angelegenheiten der Kriegsveteranen und Opfer von Repressionen
  • Janusz Kurtyka – Präsident des Instituts für Nationales Gedenken
  • Stanisław Mikke – stellvertretender Vorsitzender des Rates zum Schutz des Gedenkens an Kampf und Martyrium
  • Piotr Nurowski – Präsident des Polnischen Olympischen Komitees
  • Andrzej Przewoźnik – Generalsekrätar des Rates zum Schutz des Gedenkens an Kampf und Martyrium
  • Ryszard Rumianek – Rektor der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität Warschau
  • Andrzej Sariusz-Skąpski – Präsident des Verbandes der Angehörigen von Katyn-Opfern
  • Sławomir Skrzypek – Präsident der polnischen Zentralbank
  • Anna Walentynowicz – Symbolfigur der Streikbewegung auf der Danziger Werft 1980 und Mitgründerin der Gewerkschaft Solidarność
  • Teresa Walewska-Przyjałkowska – Vizevorsitzende der Stiftung „Golgotha des Ostens“ (Stiftung zur Erinnerung an die Opfer des Katyń-Massakers)
  • Janusz Zakrzeński – polnischer Schauspieler

Besatzung

  • Arkadiusz Protasiuk – Flugkapitän der polnischen Luftwaffe im Rang eines Hauptmanns
  • Robert Grzywna – Major und zweiter Pilot

Trauerfeierlichkeiten und Nachwirkungen

Kaczyńskis Leichnam wurde am 11. April 2010 nach Polen überführt. Der Sarg wurde in der Kapelle des Präsidentenpalastes in Warschau aufgebahrt. Maria Kaczyńskas Sarg erreichte wegen einer aufwändigeren Identifizierung zwei Tage später Warschau. Die Bürger konnten entlang einer Wagenkolonne Abschied nehmen und an den Särgen kondolieren. Am 17. April 2010 begannen die offiziellen Trauerfeierlichkeiten. Am Morgen um 08:56 Uhr wurde landesweit mit einer Schweigeminute gedacht. Auf dem Piłsudski-Platz in Warschau fand eine große Andacht statt. Dort wurde ein Altar aufgestellt, im Hintergrund waren großdimensionierte Bilder aller Absturzopfer abgebildet und es wurden alle Namen der Opfer einzeln verlesen.

Die Beisetzung fand am 18. April 2010 in der Krakauer Marienkirche statt. Auf dem Marktplatz und vor Großleinwänden auf den Błonia-Wiesen und dem Sanktuarium Łagiewniki verfolgten rund 150.000 Menschen die Zeremonie. Es waren zahlreiche hochrangige Politiker aus dem Ausland eingeladen, die aber teilweise ihren Besuch wegen der Sperrung der meisten europäischen Flughäfen absagen mussten. Hierzu gehörten unter anderem die Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard, US-Präsident Barack Obama und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Als Vertreter Deutschlands nahmen Bundespräsident Horst Köhler und Bundesaußenminister Guido Westerwelle an der Trauerfeier teil.

Das Ehepaar Kaczyński wurde auf der Burg Wawel in Krakau beigesetzt. Kardinal Stanisław Dziwisz, der als Metropolit von Krakau über Beisetzungen auf dem Wawel befindet, billigte auf Wunsch der Familie Kaczyński die Bestattung. Der Ort der Beisetzung ist in Polen umstritten, der Wawel ist eines der bedeutendsten nationalen Symbole und war einst politisches und religiöses Zentrum des polnischen Reiches. Kritiker monierten, der ehemalige Präsident hätte nicht neben Königen und Nationalhelden beerdigt werden sollen.

Ein Kreuz, welches zum Gedenken an die Opfer vor dem Präsidentenpalast aufgestellt wurde, war im August 2010 Anlass von Demonstrationen von Gegnern und Befürwortern des Kreuzes. Die Gegner forderten, dass das Kreuz in die Kirche verlegt wird. Eine solche Verlegung war geplant, aber auf Grund von heftigen Protesten vorläufig unterblieben. Am 16. September 2010 wurde das Kreuz vorläufig in die Kapelle des Präsidentenpalastes gebracht und soll später in die St.-Anna-Kirche verlegt werden.

Am 10. November 2010 wurde auf dem Warschauer Powązki-Friedhof ein Denkmal für die Opfer eingeweiht. Die Zeremonie begann um 8:41 Uhr, gesegnet wurde das Denkmal vom Warschauer Erzbischof Kazimierz Nycz. Das Denkmal ist ein weißer, in zwei Hälften gebrochener Granitblock auf dessen Bruchstelle die Namen der Opfer stehen. Zu den Teilnehmern der Zeremonie gehörte der Staatspräsident Komorowski, Jarosław Kaczyński nahm nicht teil.

Am 24. September 2012 wurde nach der Exhumierung zweier weiblicher Opfer des Absturzes bekannt, dass die sterblichen Überreste von Anna Walentynowicz und Teresa Walewska-Przyjałkowska vertauscht worden waren. Die Militärstaatsanwaltschaft hatte die Exhumierungen angeordnet, weil neue Unterlagen, die sie von der russischen Seite erhalten hatte, eine mögliche Falschidentifizierung durch Familienangehörige möglich erschienen ließen. Zuvor hatten bereits Exhumierungen dreier weiterer Opfer keine Unstimmigkeiten ergeben. Die Exhumierung der beiden Frauen war begleitet von Demonstrationen unter Teilnahme von PiS-Abgeordneten und Vorwürfen, dass die Regierung nur weitere Spuren vertuschen wolle. Die Militärstaatsanwaltschaft kündigte an, bis Ende 2012 weitere Exhumierungen vornehmen zu wollen.

Politische Reaktionen

Bis in die Gegenwart ist das polnisch-russische Verhältnis durch das Massaker von Katyn eingetrübt. Dieses Ereignis des Jahres 1940 war zunächst bis 1989 ein Tabu, und es war im kommunistischen Polen verboten darüber zu sprechen. 1990 hatte dann erstmals Michail Gorbatschow Stellung bezogen, indem er bestätigte, dass die Morde von sowjetischer Seite begangen wurden. Mit der Anwesenheit von Putin war die Katyn-Gedenkveranstaltung am 7. April 2010 die erste, an der ein Mitglied der russischen Führung teilnahm. Putin gedachte dort allgemein der „Opfer des Stalinschen Terrors“, was im polnischen Volk – in Erwartung einer nach wie vor ausstehenden Entschuldigung – teilweise verbittert aufgenommen wurde.

Angesichts des geografischen und inhaltlichen Zusammenhangs der Ereignisse Massaker und Flugzeugabsturz sprachen manche Kommentatoren vom „Fluch von Katyn“. Auch erste Reaktionen aus dem Volk, unter ihnen Aleksander Kwaśniewski und Lech Wałęsa, verglichen die Folgen des Flugzeugunglücks mit den Morden von 1940, da „erneut die politische Elite ums Leben gekommen“ sei. Kritische Stimmen wiesen darauf hin, dass der neue, teilweise Verlust der politischen Führung nur eingeschränkt Analogie zu dem damaligen Massaker aufweist und man diesen Vergleich aus Respekt für die Opfer der Mordaktion nicht überstrapazieren solle. So handelte es sich 1940 um insgesamt etwa 22.000 Menschen, die bewusst ermordet wurden. Ab 1945 fand der Wiederaufbau Polens unter diesen extrem erschwerten Bedingungen statt. Vor einem derartigen Neuanfang stehe das heutige Polen nicht; trotz der Tragödie könnten die Amtsgeschäfte umgehend mit Stellvertretern besetzt werden; die politische und auch wirtschaftliche Situation blieben stabil.

Ein stetiges Anliegen Kaczyńskis war, die gemeinsame Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen: Bezogen auf das nationalsozialistische Deutsche Reich war das Symbol dafür der Warschauer Aufstand, im Hinblick auf die stalinistische Sowjetunion war es das Massaker von Katyn.

Im angespannten Verhältnis zwischen Russland und Polen reagierte der damalige russische Präsident Dmitri Medwedew auf das Unglück umgehend und setzte einen Tag Staatstrauer an. Auch teilte er mit, eine Untersuchungskommission für den Flugzeugabsturz unter dem Vorsitz von Ministerpräsident Putin einberufen zu haben; außerdem beauftragte er die Minister für Zivilschutz und Verkehr, Sergei Schoigu und Igor Levitin, die Absturzstelle persönlich zu begutachten. Die russische Generalstaatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

Weltweit kondolierten Staats- und Regierungsoberhäupter. Polens Ministerpräsident Donald Tusk kündigte eine Krisensitzung an, und für das gesamte Land wurde eine einwöchige Staatstrauer angeordnet. In Warschau versammelten sich tausende Trauernde, um vor dem Präsidentenpalast Blumen niederzulegen und gemeinsam zu beten. Die polnische Staatsanwaltschaft begann eigene Ermittlungen, um die Unfallursache zu klären.

Flugunfalluntersuchung

Zusammensetzung der Untersuchungskommission

Der russische Präsident Dmitri Medwedew setzte noch am 10. April 2010 eine Regierungskommission zur Ermittlung der Unfallursache unter Leitung von Ministerpräsident Wladimir Putin ein. Die technische Unterkommission wird vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Sergei Iwanow geleitet.

Die Flugunfalluntersuchung nach dem Regelwerk der International Civil Aviation Organization (ICAO) führten Spezialisten der russisch dominierten zwischenstaatlichen Luftfahrtkommission der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (Межгосударственный авиационный комитет, MAK; engl.: Interstate Aviation Committee, IAC) durch. An der Untersuchung waren teilweise Fachleute der polnischen Behörde für Flugunfalluntersuchungen (Komisja Badania Wypadków Lotniczych Lotnictwa Państwowego) beteiligt.

Weitere Arbeitsgruppen waren mit der Identifizierung der Opfer und der strafrechtlichen Untersuchung beauftragt.

Untersuchungsergebnisse

Am 19. Mai 2010 veröffentlichte die russische Untersuchungskommission einen vorläufigen Untersuchungsbericht. Eine Explosion oder ein Brand an Bord konnte ausgeschlossen werden. Die Triebwerke waren bis zum Unfall intakt.

Nach Feststellung der IAC hatte das Flugzeug 1050 Meter vor der Landebahn und 40 bis 45 Meter links von der Endanfluglinie einen ersten Kontakt mit Bäumen. 200 Meter weiter traf das Flugzeug einen weiteren Baum mit dem linken Flügel, rollte wegen einseitigen Auftriebsverlusts linksherum und prallte in Rückenlage auf den Boden auf, wobei es völlig zerstört wurde. Das Trümmerfeld erstreckte sich auf den Bereich von 350 bis 400 Meter vor der Landebahn und 150 Meter links der Endanfluglinie.

Am 1. Juni 2010 veröffentlichte das polnische Innenministerium auf seiner Webseite eine Abschrift der Aufzeichnungen des Flugschreibers im Cockpit. Die Auswertung ergab, dass es keinen Brand an Bord gab, keine Motorprobleme, keine Aussetzer bei der Bordnavigation und auch keinen Terroranschlag.

Untersuchungsbericht der MAK

Der vorläufige Untersuchungsbericht des MAK wurde im Oktober 2010 an Polen übermittelt. Am 12. Januar 2011 wurde der Abschlussbericht in Moskau der Öffentlichkeit vorgestellt. Die zuständige polnische Behörde für Flugunfalluntersuchungen hatte bereits im Dezember etwa 150 Seiten mit Bemerkungen zum Untersuchungsbericht an Russland übergeben. Nach polnischen Angaben seien den polnischen akkreditierten Experten, welche die Untersuchungen begleiten sollten, zahlreiche wichtige Beweismittel vorenthalten worden. Polnische Hinweise auf Fehler der Fluglotsen sowie auf den zum Teil schlechten technischen Zustand der Ausrüstung des Flughafens als auch über fehlende Informationen über das Katastrophenmanagement und über Verlauf der Rettungsaktion wurden als unwichtig eingestuft.

Als unmittelbare Unfallursache nennt der Untersuchungsbericht, dass die Besatzung sich nicht rechtzeitig zum Anfliegen eines Ausweichflugplatzes entschied, obwohl sie über eine deutliche Unterschreitung der zulässigen Wetterminima in Smolensk informiert war, und dass sie ohne Erdsicht erheblich die Mindestsinkflughöhe unterschritt, ohne auf die TAWS-Warnungen zu reagieren. Deshalb wurde das Flugzeug durch Controlled flight into terrain zerstört und der Tod der Insassen verursacht. Die Kommission schließt aus flugpsychologischen Untersuchungen, dass die Anwesenheit des Oberbefehlshabers der polnischen Luftwaffe Andrzej Błasik im Cockpit den Kommandanten psychisch unter Druck gesetzt habe, trotz unangemessener Risiken einen Landeanflug zu versuchen. Als systemische Ursachen werden erhebliche Mängel in der Organisation des Flugbetriebs und in der Flugvorbereitung der Besatzung genannt.

Neben der unzureichenden Vorbereitung und Ausbildung der Besatzung wies die MAK-Vorsitzende Tatjana Anodina darauf hin, dass Protokollchef Mariusz Kazana und Generalleutnant Andrzej Błasik das Cockpit vor dem Landeanflug aufgesucht hatten, was den Druck auf die Piloten erhöht hätte, „unter nicht angemessenen Bedingungen“ zu landen. Im Blut des Kommandeurs der polnischen Luftstreitkräfte Błasik seien 0,6 Promille Alkohol festgestellt worden. Ein Fehlverhalten der Fluglotsen sahen die russischen Ermittler nicht.

Der russische Report wurde von Seiten Polens heftig kritisiert. Jarosław Kaczyński, der Bruder des ums Leben gekommenen Präsidenten, sagte, die Darstellung bedeute „eine Verhöhnung Polens“. Ministerpräsident Donald Tusk nannte den Bericht unvollständig, weil darin die polnischen Anmerkungen nicht berücksichtigt worden seien. Polen stelle die wichtigsten Feststellungen des MAK aber nicht in Frage.

Der polnische Innenminister Jerzy Miller sagte in der Pressekonferenz am 18. Januar 2011, die polnische Seite wolle die Fehler der Piloten nicht beschönigen, im MAK-Bericht fehle aber vieles.

Die Fluglotsen hatten in den letzten zwei Minuten vor dem Unfall den Piloten sechsmal bestätigt, dass sie sich auf dem richtigen Kurs und in der richtigen Höhe zur Landebahn befinden. In Wirklichkeit habe die Abweichung in der Höhe teilweise 130 Meter und zur Seite 80 Meter betragen. Die Maschine habe bei diesen Angaben angesichts der schlechten Sicht keine Chance gehabt, die Landebahn zu treffen. Gleichzeitig hatte der Navigator an Bord übersehen, dass sich in der Einflugschneise eine langgezogene Talsenke befindet, was eine falsche Einschätzung der aktuellen Höhe und letztlich im kritischen Moment eine verzögerte Entscheidung über den Abbruch des Anfluges verursacht habe.

Den polnischen Experten zufolge hätten die Fluglotsen etwa elf Sekunden eher als geschehen die Piloten auffordern müssen, die Maschine hochzuziehen.

Der russische Untersuchungsbericht weist dagegen darauf hin, dass die Luftverkehrskontrolle den von der Besatzung geforderten Anflugversuch nur bis zu einer Höhe von 100 Meter über Grund freigegeben und keine Landefreigabe erteilt habe. Aufgrund der Regelungen des russischen Luftfahrthandbuchs für internationale Flüge liege die Verantwortung für die Sicherheit ausschließlich bei der Besatzung, die über die Unterschreitung der Wetterminima informiert gewesen sei.

Nach den polnischen Veröffentlichungen mit bisher unbekanntem Ton- und Filmmaterial aus Smolensk publizierte anschließend die Zwischenstaatliche Luftfahrtkommission (MAK) am 18. Januar 2011 in Moskau das komplette Stenogramm der Gespräche der russischen Fluglotsen aus dem Tower, das auf eine angespannte, chaotische Atmosphäre und auf einen direkten Druck auf die Lotsen hinweist. Die russische Regierung wollte den Eindruck vermeiden, sie habe Präsident Kaczyński die Reise nach Katyn verboten.

Polnischer Untersuchungsbericht

Die polnische Untersuchungskommission für Flugunfälle (Komisja Badania Wypadków Lotniczych Lotnictwa Państwowego – KBWLLP) legte am 29. Juli 2011 ihren Abschlussbericht zu den Absturzursachen vor.

Demnach war das Unterschreiten der Mindestentscheidungshöhe mit einer zu hohen Sinkrate in schlechten Wetterbedingungen ohne Sichtkontakt zum Boden sowie der verspätete Abbruch des Landeanfluges ursächlich für den Unfall (S. 318). Als weitere Umstände, die zu dem Unfall beigetragen haben, werden angeführt: Die Piloten hätten beim Anflug einen falschen Höhenmesser (Funkhöhenmesser statt des barometrischen Höhenmessers) benutzt, der nicht die Höhe über der Landebahn, sondern über dem Boden maß. Es wurde versäumt, auf die Anweisung „pull up“ des TAWS zu reagieren. Es wurde versucht, den Abbruch des Landeanfluges im Automatikmodus durchzuführen, obwohl die technischen Voraussetzungen am Flughafen nicht gegeben waren. Die (russische) Anflugkontrolle habe der Besatzung die korrekte Position des Flugzeuges in Relation zur Landebahn und zum Gleitweg bestätigt, obwohl sich das Flugzeug tatsächlich außerhalb der zulässigen Toleranzen befand. Die Anflugkontrolle versäumte es außerdem, die Besatzung rechtzeitig zum Abbruch des Landeanfluges aufzufordern. Als mitbeteiligte Faktoren werden mangelhaftes Training, mangelhafte Koordination innerhalb der Besatzung, mangelhafte Flugvorbereitung, mangelhafte Zusammenstellung der Besatzung und diverse weitere Organisationsmängel genannt. Insgesamt stellt die Kommission auf den Seiten 300-314 über 160 einzelne Mängel im Zusammenhang mit dem Unglücksflug fest.

Im Gegensatz zum russischen Bericht geht nach Ansicht der polnischen Ermittler der Absturz teilweise auch auf Fehler der russischen Seite zurück. Neben den angeführten Fehlern der russischen Anflugkontrolle wird auch festgestellt, dass die Landebahn schlecht beleuchtet und die Sicherheitszone vor der Landebahn unzureichend von Bäumen und Sträuchern befreit waren.

Die Anwesenheit dritter Personen im Cockpit wird im Bericht nicht thematisiert. Zwar ist eine gelegentliche Kommunikation zwischen Passagieren und der Besatzung dokumentiert, Zusammenhänge zwischen der Anwesenheit hochrangiger Personen und dem Unfallgeschehen werden aber nicht hergestellt. Auch dies ist ein auffälliger Gegensatz zum russischen Bericht.

Der polnische Verteidigungsminister Bogdan Klich trat aufgrund der im Bericht angeführten Mängel im Zusammenhang mit dem Flugzeugunglück von Smolensk zurück.

Am 16. Januar 2012 hat die polnische Militärstaatsanwaltschaft in einer Pressekonferenz die Untersuchungsergebnisse des Institutes für Gerichtsanalysen in Krakau (Instytut Ekspertyz Sądowych im. prof. Jana Sehna) vorgestellt, in denen anhand der erneuten Untersuchungen der Aufzeichnungen der Flugschreiber nachgewiesen wurde, dass die General Błasik im MAK-Bericht zugeschriebene Stimme die Stimme des zweiten Piloten Major Robert Grzywna ist. Somit gibt es keine Beweise für die Anwesenheit Błasiks im Cockpit. Der russische Untersuchungsbericht hatte die Anwesenheit Błasiks für gegeben angesehen, da seine Leiche in der Nähe des Cockpits gefunden worden war. Überdies war Błasik nach einer erneuten Untersuchung im Auftrag der polnischen Staatsanwaltschaft nicht angetrunken, sondern nüchtern.

Am 15. April 2015 gab der Nachrichtensender TVN24 bekannt, dass die Untersuchungsjournalisten im Bericht der Sachverständigen für die Militärstaatsanwaltschaft erfahren haben, dass die Mitglieder der Pilotencrew über keine genügende Erfahrung betr. Tu-154M verfügten. Nur der erste Pilot verfügte über rudimentäre Russischkenntnisse.. Ihre Zeugnisse waren gefälscht.

Anschlagstheorien

Kurz nach dem Absturz wurden (speziell aus nationalkonservativen Kreisen) Vermutungen geäußert, dass es sich beim Flugzeugabsturz um ein Attentat auf Präsident Kaczyński gehandelt haben könnte. So wurde etwa spekuliert, dass die russische Seite das Navigationssystem gestört hätte oder dass das Flugzeug mittels Laserstrahlen oder einem elektromagnetischen Puls zum Absturz gebracht worden sei. Die Ansicht, das Flugzeug sei absichtlich zerstört worden, hält sich in der Anhängerschaft der PiS ("Recht und Gerechtigkeit") und ihr nahe stehender Kreise bis heute. Aufsehen erregte ein Film, der mit einem Smartphone kurz nach dem Unfall an der Absturzstelle aufgenommen und bald auf YouTube zu sehen war. Der etwa eineinhalb Minuten lange Film zeigt das zerstörte Wrack der Tu-154, zu hören sind Sirenen und Geschrei. Verschwörungstheoretiker, darunter auch Antoni Macierewicz und Zbigniew Girzyński, glauben, auf dem Film Schüsse zu hören und die Silhouetten von Russen zu erkennen, welche Überlebende des Unglücks exekutieren. Der Film tauchte schnell in zahlreichen bearbeiteten Fassungen auf, welche die Aufmerksamkeit auf die vermeintlichen Schüsse und Exekutoren lenken sollten. Der polnische Inlandsgeheimdienst ABW und Wissenschaftler konnten dies jedoch nicht verifizieren.

Infolge der Zweifel an der offiziellen Version der Geschehnisse wurde im Juli 2010 von PiS-Parlamentsabgeordneten eine Parlamentariergruppe unter Vorsitz von Antoni Macierewicz gegründet, welche den Flugzeugabsturz untersuchen und aufklären sollte. Die Gruppe präsentierte am 10. August 2012 einen Untersuchungsbericht. In diesem wurde nicht nur die Regierung aus den zuvor genannten Gründen für die Katastrophe mitverantwortlich gemacht, sondern auch auf Grundlage der Untersuchungen von im Ausland lebenden polnischen Wissenschaftlern, die als unabhängige Experten herangezogen worden waren, behauptet, dass der Absturz nicht so vor sich gegangen sein könne, wie es die offizielle Version darstelle. Vielmehr sei von einem Anschlag auszugehen, da das Flugzeug vor dem Absturz von zwei Explosionen erschüttert worden sei. Der Bericht stützt sich wesentlich auf einen im April 2012 von der australischen Firma Analytical Service Company Ltd. des Exilpolen Grzegorz Szuladziński erstellten Untersuchungsbericht, nach dessen Veröffentlichung Antoni Macierewicz von einem „kaltblütigen Mord“ und einer Mitwisserschaft der Regierung Tusk sprach und Jarosław Kaczyński die Flugzeugkatastrophe mit den Anschlägen vom 11. September 2001 verglich und auf möglicherweise polnische Urheber zurückführte. Der Journalist Tomasz Machała, der unter anderem für den Fernsehsender TVN24 und die Wochenmagazine Wprost und Newsweek Polska arbeitet, zog die Glaubwürdigkeit des „Szuladziński-Berichts“ in Zweifel und wies darauf hin, dass die Firma Analytical Service Company Ltd. ihren Sitz in einem Privathaus habe und von Szuladziński und seiner Ehefrau als Zwei-Personen-Betrieb mit einem Stammkapital von zwei australischen Dollar geführt werde, was als Hinweis auf die mangelnde Seriosität der Expertise gewertet wurde.

Die Parlamentariergruppe unter Antoni Macierewicz verbreitete im Zeitraum 2010 bis 2014 viele, oft widersprüchliche Theorien über die Ursachen der Katastrophe, wie künstlicher Nebel, eine Wolke aus Helium, eine oder mehrere Sprengladungen im Flugzeugrumpf, ein von der Erde gesteuertes Ausschalten aller Bordanlagen usw. Der Zusammenstoß mit einer Birke, der zum Verlust des linken Flügels führte, wurde heftig verneint. Im Frühjahr 2014 kam es zur Blamage eines der Experten, der im Trwam-Fernsehen offen gestand, dass das von ihm zitierte vermeintliche russische Dokument in Wirklichkeit nur ein Blatt unbedrucktes Papier war.

Außenminister Radosław Sikorski nannte Macierewicz aufgrund dessen vehementer Verbreitung einer Anschlagstheorie im April 2012 einen „Hysteriker und Stümper, der Polen und Russen sowie unsere beiden Länder gegeneinander aufhetzt“ und erinnerte daran, dass sogar Präsident Kaczyński wenig Vertrauen in Macierewiczs Arbeit gehabt habe.

Am 27. Oktober 2012 wurde der Bordtechniker Remigiusz Mus erhängt aufgefunden. Mus war 2010 eine Stunde vor dem Präsidentenflugzeug in einer polnischen Jak-40 mit Journalisten an Bord in Smolensk gelandet. Er soll in Vernehmungen ausgesagt haben, er habe vor dem Absturz Explosionen gehört.

Am 27. März 2015 veröffentlichte die polnische Militärstaatsanwaltschaft einen Bericht, in denen die Attentatstheorien nicht bestätigt werden. Die Hauptschuld am Absturz wird in diesem Bericht den polnischen Piloten, die im Nebel zu tief geflogen seien, sowie zwei russischen Flughafenmitarbeitern, die den Flughafen Smolensk trotz des Nebels nicht geschlossen haben sollen, gegeben.

Am 7. April 2015 erschien im kommerziellen Rundfunksender RMF FM eine Nachricht, dass aufgrund der Auswertung einer neuen, mit achtmal höheren Auflösung erfolgten Überspielung der Tonaufnahme vom Flugschreiber mit einem um 1/3 erweiterten Inhalt neue Tatsachen festgestellt wurden.

Auswirkungen auf die Politik Polens

Parlamentspräsident Bronisław Komorowski hat entsprechend Artikel 131 der polnischen Verfassung bis zur Wahl eines neuen Präsidenten die Kompetenzen des Präsidenten übernommen. Am 4. Juli 2010 wurde er zum neuen Präsidenten gewählt. Neben Amtsinhaber Kaczyński war mit dem Sozialdemokraten Jerzy Szmajdziński ein weiterer Kandidat der SLD für das Präsidentenamt beim Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

Unter den Opfern des Flugunfalls waren auch zwei Vizepräsidenten und zwölf weitere Abgeordnete des Sejms, sowie ein Vizepräsident und zwei weitere Mitglieder des Polnischen Senats. Viele der Opfer, auch wenn sie nicht der PiS angehörten, waren wie Kaczyński rechtskonservativ eingestellt und gehörten zur Führung der politischen Rechten in Polen oder standen ihr nahe.

Der ehemalige polnische Staatspräsident Lech Wałęsa kritisierte, dass so viele wichtige Persönlichkeiten gleichzeitig an einem Ort versammelt waren, und verlangte Regeln, die das in Zukunft verhindern sollten. Die bis zu diesem Zeitpunkt bestehenden Regelungen besagen, dass Staatspräsident, Ministerpräsident und Parlamentspräsident nicht im selben Flugzeug reisen dürfen.

Polnische Nachrichtendienste befürchten die Möglichkeit, dass die Opfer geheime Dokumente mit sich führten und diese von der russischen Seite aus den Trümmern geborgen wurden. Verteidigungsminister Bogdan Klich dementiert diese Möglichkeit aber.

Die Flugzeugkatastrophe führte zu einer noch stärkeren Polarisierung des polnischen politischen Lebens. Während Oppositionsführer Jarosław Kaczyński als Kandidat für das Präsidentenamt bei den nachfolgenden Wahlen versöhnliche Töne anschlug und forderte, den „polnisch-polnischen Krieg“ zu beenden, begann nach seiner knappen Niederlage wieder ein scharfer Konflikt zwischen dem Regierungs- und Oppositionslager um die Deutung der Flugzeugkatastrophe. Die PiS und mit ihr verbundene nationalkonservative Kräfte warfen der Regierung Tusk vor, für den Absturz mitverantwortlich zu sein, da Präsident Kaczyński zur Trauerfeier am 7. April nicht eingeladen war und hierdurch der Termin einer separaten Gedenkveranstaltung am 10. April überhaupt erst zustande gekommen war. Zudem wird bis heute vermutet, dass die russischen Behörden etwas zu vertuschen haben und die Katastrophe deswegen nicht wirklich aufgeklärt worden sei; der Regierung Tusk wird vorgeworfen, diesbezüglich zu nachgiebig gegenüber der russischen Seite zu sein.

Der Regierung sowie dem neuen Präsidenten Bronisław Komorowski wurde mehrfach die Legitimität abgesprochen, Polen zu regieren. So fehlte Jarosław Kaczyński bei der Vereidigung Komorowskis mit der Begründung, dies sei für ihn kein Feiertag der Demokratie, da Komorowski aufgrund des Todes seines Bruders Präsident geworden sei. Zuvor hatte Kaczyński bereits gesagt, Komorowski sei „aus Versehen“ vom Volk gewählt worden. Das nationalkonservative Spektrum, das ohnehin einen Hang zu Verschwörungstheorien und zur Polarisierung hat, nahm die Flugzeugkatastrophe und die vermeintliche Verwicklung der Regierung Tusk zum Anlass, die bereits zuvor bekannte Rhetorik vom „richtigen“ bzw. „wahren“ Polen (nationalkonservative und religiöse Kreise) und „Verrätern“ (die Regierung Tusk bzw. die Bürgerplattform) zu verschärfen. Der Parteiausschluss gemäßigter PiS-Mitglieder, darunter Joanna Kluzik-Rostkowska und Paweł Poncyliusz, die Architekten der unerwartet erfolgreichen Wahlkampagne Jarosław Kaczyńskis, sowie die Abspaltung gemäßigterer Gruppierungen unter den Namen Polska Jest Najważniejsza und Solidarna Polska beschleunigte eine Radikalisierung der PiS, die Beobachter bald ins Sektiererische abgleiten sahen. Auf einer Kundgebung zum zweiten Jahrestag der Flugzeugkatastrophe, die vor dem Präsidentenpalast in Warschau stattfand und von der rechtsgerichteten Gazeta Polska organisiert wurde, ließ sich Jarosław Kaczyński als „wahrer Premierminister Polens“ ankündigen und bekräftigte die Absicht, eine von dunklen Mächten und korrupten Seilschaften gesäuberte „Vierte Republik“ zu errichten.

Als im September 2012 durch die Ergebnisse von Exhumierungen bekannt wurde, dass die sterblichen Überreste von Anna Walentynowicz und Teresa Walewska-Przyjałkowska vertauscht worden waren, wies Jarosław Kaczyński der damaligen Gesundheitsministerin Ewa Kopacz, Premierminister Tusk und Präsident Komorowski die Verantwortung hierfür zu, da die versiegelten Särge nach der Rückführung nach Polen nicht mehr geöffnet wurden und keine Obduktionen der Opfer durchgeführt wurden, und forderte sie auf, die Politik zu verlassen.

Verfilmung

2012 wurde der Unfall als zehnte Folge der 12. Staffel als Death of the President auf Englisch und als Der Absturz des polnischen Präsidenten auf Deutsch bei der kanadischen Fernsehserie Mayday – Alarm im Cockpit nachgestellt.

Ebenfalls 2012 wurde ein Dokumentarfilm unter dem Titel „Anatomia upadku“ (Anatomie eines Absturzes) unter der Regie von Anita Gargas gedreht, in dem die Anschlagstheorie von Antoni Macierewicz vertreten wird.

Flugunfälle in der Geschichte Polens

Schon bei einem früheren Flugunfall in der polnischen Geschichte kam die politische Führung ums Leben, als am 4. Juli 1943 der erste Ministerpräsident der polnischen Exilregierung und Oberbefehlshaber der polnischen Streitkräfte Władysław Sikorski bei einem Flugzeugabsturz nahe Gibraltar starb. Seit Sikorskis Tod wurde wegen seiner beharrlichen Forderung nach Aufklärung des Massakers von Katyń ein Attentat auf ihn vermutet.

Premierminister Leszek Miller überlebte im Dezember 2003 den Absturz seines Hubschraubers nahe Warschau. Im Januar 2008 stürzte eine polnische Militärmaschine ab, wobei alle 20 Insassen ums Leben kamen. Lech Kaczyński unterbrach damals sofort seinen Staatsbesuch in Kroatien und ordnete eine dreitägige Staatstrauer in Polen an.

 

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