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Henning Mankell

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Geburt:
03.02.1948
Tot:
05.10.2015
Zusätzliche namen:
Henning Mankell
Kategorien:
Direktor, Journalist, Schriftsteller
Nationalitäten:
 schwede
Friedhof:
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Henning Mankell (* 3. Februar 1948 in Stockholm; † 5. Oktober 2015 in Göteborg) war ein schwedischer Theaterregisseur und Schriftsteller. Bekanntheit im deutschen Sprachraum erlangte er vor allem durch seine Kriminalroman-Reihe mit dem Kommissar Kurt Wallander.

Henning Mankell wurde 1948 in Stockholm als Sohn von Ivar Henningsson Mankell und Ingrid Birgitta Mankell (geb. Bergström) geboren. Sein Großvater war der Komponist Henning Mankell. Als Mankell ein Jahr alt war, ließen sich seine Eltern scheiden. Danach lebte er zuerst zusammen mit seinem Vater und einer älteren Schwester in Sveg in Härjedalen, wo sein Vater als Richter arbeitete und danach in Borås in Västergötland. Seine Mutter beging Suizid, als Mankell in den Zwanzigern war.

Schon als Junge wollte Mankell Schriftsteller werden, interessierte sich aber auch für das Theater, weshalb er in Skara ein Schauspielstudium aufnahm. Henning Mankell begann 1966 als 17-Jähriger als Regieassistent am Riks-Theater in Stockholm seine Theaterlaufbahn. Mit dem Ziel, die „Gesellschaft zu demaskieren“, schrieb und inszenierte er bereits als 20-Jähriger selbständig Stücke in Collageform. Ab 1968 war er als Theaterregisseur und Autor tätig. Nachdem er eine norwegische Frau kennengelernt hatte, zog er nach Norwegen, wo er dann in den 1970er Jahren überwiegend arbeitete und wohnte. Hier begann er Anfang der 1970er Jahre auch Prosa zu verfassen. 1972 machte er eine Reise nach Afrika, die für sein späteres Leben ausschlaggebend wurde. 1973 veröffentlichte er mit Bergsprängaren seinen ersten Roman. 1974 erschien Der Sandzeichner und 1979 folgte Das Gefangenenlager, das verschwand. All diese Bücher haben einen gesellschaftskritischen Hintergrund.

Die folgenden zehn Jahre arbeitete Henning Mankell als Theaterregisseur und Intendant u. a. am Theater von Västerbotten in Skellefteå und am Theater in Kronborg in Växjö. In dieser Zeit begann Mankell zwischen Schweden und Afrika zu pendeln. Er bekam zudem 1980 einen in Schweden geborenen Sohn.[1] In Maputo, Mosambik, welches er als seine zweite Heimat ansah, baute er ab Mitte der 1980er Jahre eine Theatergruppe auf. 1996 übernahm Mankell die Leitung des Theaters Teatro Avenida in Maputo. Stoff aus seiner Wahlheimat verarbeitete er in weiteren Romanen wie in Der Chronist der Winde (dt. 2000), einer Geschichte über Straßenkinder und in Die rote Antilope (dt. 2001) über einen Buschmannjungen. Weniger bekannt ist, dass Henning Mankell auch zahlreiche Kinder- und Jugendbücher schrieb, darunter Das Geheimnis des Feuers (dt. 1996) und Der Junge, der im Schnee schlief (dt. 1998). 2003 wurde in Graz gemeinsam von Künstlern des Grazer Schauspielhauses und des Teatro Avenida das mehrsprachige Stück Butterfly Blues aufgeführt. Mankell schrieb und inszenierte das Stück.

Bis zuletzt nahmen politische und gesellschaftliche Themen in seinen Büchern viel Raum ein. Viele dieser persönlichen Motive und Erfahrungen wurden etwa in seinem 2008 erschienenen Kriminalroman Der Chinese verarbeitet. In seinem Roman Mörder ohne Gesicht schuf er die Figur des Kriminalkommissars Kurt Wallander. Seitdem hat er über den knorrigen, etwas griesgrämigen, aber aufrechten und authentischen Polizisten eine äußerst erfolgreiche Serie von Kriminalromanen veröffentlicht. Diese Romane stehen in der Tradition der von den Autoren Maj Sjöwall und Per Wahlöö verfassten Bücher über den Kriminalkommissar Martin Beck.

Mankell hatte deutsche Vorfahren. Er war ein Ururenkel von Johan Herman Mankel, der in Niederasphe, einem Ortsteil von Münchhausen im hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf, geboren wurde und später nach Schweden auswanderte. Zuletzt war er in dritter Ehe mit der Theaterregisseurin Eva Bergman verheiratet (der zweiten Tochter Ingmar Bergmans). Das von seinem Vater geerbte Hofgut in Sveg hat Mankell 2009 dem schwedischen Dramatikerverband vermacht.

Am 28. Januar 2014 gab Mankell in einer Tageszeitung seiner schwedischen Heimat bekannt, dass er an Krebs erkrankt war. Anfang des Jahres 2014 wurden bei ihm Tumore in Hals und Lunge entdeckt, die möglicherweise bereits ausgestrahlt hatten. Obwohl er unter diesem Schicksal sehr gelitten hatte, entschloss sich Mankell, seine Krankheit öffentlich zu machen und über seinen Kampf dagegen in einer Kolumne zu berichten. Mankell erlag am 5. Oktober 2015 mit 67 Jahren seinem Krebsleiden.

Politische Positionen

Mankell war in der schwedischen 68er-Bewegung politisch aktiv und beteiligte sich unter anderem an Protesten gegen den Vietnamkrieg, Portugals Kolonialkrieg in Afrika und gegen das Apartheidsregime in Südafrika. Er war auch in der kulturpolitischen Vereinigung Folket i Bild/Kulturfront engagiert. Während seiner Zeit in Norwegen kam Mankell in Kontakt mit der maoistischen Arbeidernes Kommunistparti und beteiligte sich aktiv, ohne jedoch Mitglied zu werden.

Im Jahr 2009 war Mankell Gast einer palästinensischen literarischen Konferenz und bereiste die Palästinensischen Autonomiegebiete. Er behauptete im Anschluss daran, dass die Gründung Israels 1948 keine „völkerrechtlich legitime Handlung“ gewesen sei und man dort „eine Wiederholung des verächtlichen Apartheidsystems, das einst die Afrikaner und Farbige als Bürger zweiter Klasse in ihrem eigenen Land behandelte“ erlebe. Die israelischen Sperranlagen verglich Mankell mit der Berliner Mauer. Angesichts der Lebensumstände der Palästinenser sei es nicht verwunderlich, „dass sie sich entscheiden, sich in einen Selbstmordbomber zu verwandeln [...]. Verwunderlich ist nur, dass es nicht mehr tun.“ „Die Israelis“ würden „Leben vernichten“ und der Staat Israel in seiner jetzigen Form habe keine Zukunft, eine Zwei-Staaten-Lösung würde die „historische Besatzung“ nicht rückgängig machen. Antisemitismus habe Mankell während der Reise nicht erlebt, lediglich „normalen Hass auf die Besatzer.“

Mankell wurde für diese Aussagen in Deutschland unter anderem von Henryk M. Broder kritisiert, der Mankells antiisraelische Äußerungen mit denen Jostein Gaarders aus dem Jahr 2006 verglich und ihm vorwarf, verschobene Maßstäbe anzulegen. Nicht einmal Regimes wie die im Sudan, im Kongo oder im Iran würden Mankell so in Rage bringen wie Israel, dem er das Existenzrecht abspreche. Andreas Breitenstein wirft Mankell in der Neuen Zürcher Zeitung vor, er betreibe „auf der Basis historischen Halbwissens einen selbstgefälligen linken Moralismus“.

Im Mai 2010 nahm er an der Ship to Gaza 2010-Aktion des Free Gaza Movement teil, bei der mehrere Aktivisten getötet wurden. Mankell blieb Berichten zufolge unverletzt. Anschließend rief er zu globalen Sanktionen gegen Israel auf.

Afrika

Schon als Kind träumte Mankell davon, den afrikanischen Kontinent zu bereisen. 1972, mit 24, erfüllte er sich diesen Wunsch, als er zum ersten Mal nach Sambia reiste und dort zwei Jahre lang blieb. Er sagte, es sei „wie nach Hause kommen“ gewesen. Zuletzt lebte Mankell abwechselnd in den Sommermonaten in Schweden und die meiste Zeit des Jahres in Mosambik, welches er als seine erste Heimat verstand - er engagierte sich dort wie in Europa für Afrika. 1985 erhielt er die Einladung zum Aufbau einer professionellen Theatergruppe in Maputo. 1986 wurde Mankell der ehrenamtliche Intendant des 70-köpfigen „Teatro Avenida“, des einzigen professionellen und inzwischen sehr erfolgreichen Theaters in Mosambik, und er war es bis zu seinem Tod - manchmal führte Mankell auch Regie.

Mankell drehte mit Regisseur Jens Monath den Film Mein Herz schlägt in Afrika als Zweiteiler für das ZDF, ausgestrahlt im Frühjahr 2009. Der Film greift Motive aus seinem Buch Der Chronist der Winde (Original: Comédia infantil) auf, wie das Schicksal von Straßenkindern, oft ausgestoßenen Albinos und jungen Erwachsenen, die von ihrer Vergangenheit als Kindersoldaten traumatisiert sind.

2009 erhielt Mankell den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück „für sein Afrika-Werk“. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler hielt die Laudatio, die unter dem Titel „Afrika ist voller Schmetterlinge“ stand. Mit einem Teil des Preisgeldes unterstützte Mankell das Projekt des 2010 verstorbenen Christoph Schlingensief, in Afrika ein Festspielhaus zu bauen.

Werke

Die Wallander-Romane

Kurt Wallander ist die fiktive Hauptfigur der meisten Kriminalromane von Henning Mankell. Er stellt die berühmteste literarische Schöpfung Mankells dar. Zahlreiche Romane der Wallander-Reihe wurden verfilmt, darunter einige mehrfach.

Weitere Verfilmungen

Einige der Thriller Mankells außerhalb der berühmten Wallander-Reihe wurden von der ARD/Degeto in Koproduktion mit dem ORF und der schwedischen Firma Yellow Bird verfilmt. Die Mehrteiler wurden vornehmlich mit prominenter deutschsprachiger Besetzung als Event für das deutsche Fernsehen konzipiert.

  1. Die Rückkehr des Tanzlehrers, federführende Produktion Lisa Film, Wien, Regie Urs Egger, mit Tobias Moretti, Veronica Ferres, Maximilian Schell, 2004
  2. Kennedys Hirn, federführende Produktion Bavaria Pictures GmbH, München, Regie Urs Egger, mit Iris Berben, Heino Ferch, 2009
  3. Der Chinese, federführende Produktion Yellow Bird Pictures GmbH, Regie Peter Keglevic, mit Suzanne von Borsody, Mikael Nyqvist, Claudia Michelsen, Karlheinz Hackl, August Schmölzer, 2011
  4. Das Rätsel des Feuers
  5. Der Zorn des Feuers
Tatorte
  1. Borowski und der vierte Mann (2009) in Kiel durch den NDR.
  2. Borowski und der coole Hund (2010) in Kiel durch den NDR.

Der NDR plante zwei weitere Kieler Tatorte nach Vorlagen von Henning Mankell, die 2014 gesendet werden sollten. Erste Skizzen für die Krimis mit Klaus Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) hatte Mankell Anfang 2013 bereits entwickelt.

Dramen
  • Butterfly Blues
  • Zeit im Dunkeln
  • Antilopen
  • Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist
  • Der Chronist der Winde
  • The Doors, Theaterstück für Firma Gaulhofer mit Theater Avenido aus Maputo, 2011
Kinderbücher
  • Ein Kater schwarz wie die Nacht, 2000 (Schwedisch: Katten som älskade regn. 1992)
  • Der Hund, der unterwegs zu einem Stern war, 1992 (Joel Band 1; Schwedisch: Hunden som sprang mot en stjärna, 1990.)
  • Die Schatten wachsen in der Dämmerung, 1994 (Joel Band 2)
  • Der Junge, der im Schnee schlief, 1998 (Joel Band 3)
  • Die Reise ans Ende der Welt, 1998 (Joel Band 4)

Audioproduktionen (Auszug)

  • 1999: Die fünfte Frau, Westdeutscher Rundfunk.
  • 2001: Mittsommermord, Westdeutscher Rundfunk.
  • 2002: Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist, Norddeutscher Rundfunk.
  • 2002: Zeit im Dunkeln, Norddeutscher Rundfunk.
  • 2003: Die Rückkehr des Tanzlehrers, Westdeutscher Rundfunk.

Auszeichnungen

  • 1991: Schwedischer Krimipreis (National) für Mördare utan ansikte (Mörder ohne Gesicht)
  • 1992: Glasnyckel (Skandinavien) für Mördare utan ansikte (Mörder ohne Gesicht)
  • 1993: Deutscher Jugendliteraturpreis für das Kinderbuch Der Hund, der unterwegs zu einem Stern war
  • 1995: Schwedischer Krimipreis (National) für Villospår (Die falsche Fährte)
  • 1996: Astrid-Lindgren-Preis
  • 1996: Expressens Heffaklump für Pojken som sov med snö i sin säng
  • 1996: Romanpreis des Schwedischen Radios für Comedia infantil (Der Chronist der Winde)
  • 1998: Finnischer Krimipreis (International) für die "Kommissar-Wallander-Reihe"
  • 2000: Prix Mystère de la critique für Villospår (Die falsche Fährte)
  • 2001: Gold Dagger für: Sidetracked (Die falsche Fährte)
  • 2001: Corine für Mittsommermord
  • 2005: Gumshoe Awards (Best European Crime Novel) für The Return of the Dancing Master (Die Rückkehr des Tanzlehrers)
  • 2008: Goldene Feder für sein literarisches Werk
  • 2008: Corine für sein Hörbuch Der Chinese
  • 2008: Ripper Award Europäischer Preis für Kriminalliteratur
  • 2009: Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis (Hauptpreis) für sein Afrika-Werk
  • 2012: Internationaler Ehrenpreis des Rivertonklubben

 

Ursache: delfi.lv, wikipedia.org

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