de

Rupert Hübsch

Rupert Hübsch (Salzburg,* 23.11.1970 -  † 01.03.2021)

Eine ungewöhnliche Begegnung mit Rupert Hübsch - eine wahre Geschichte von Peter Siegfried Krug                                                     

Es war an einem kalten Abend. Wolken-bedeckter Himmel. Ich lief zum Badesee. Einer der 3 Salzachseen in Norden von Salzburg. Der Badesee war verlassen und still. Wenige Ausländer spielten Basketball. Ohne ein Badehandtuch dabei zu haben, schwamm ich im kalten Badesee kreuz und quer. Beim Verlassen des eiskalten Sees zitterte mein Körper. Ich zog mich, ohne vorher abzutrocknen an. Um mich schnell aufzuwärmen, lief ich flott bei den WC -Anlagen vorbei. Als ich schon vor dem Ausgang der Anlage angekommen war, rief mir ein fremder Mann von hinten zu und fragte, ob ich ein Bier haben möchte. Spontan lehnte ich ab, da ich prinzipiell keinen Alkohol trinke. Es machte mich aber zugleich neugierig zu wissen, warum dieser Mann, der mich nicht kannte, ein Bier anbot und so drehte ich mich um, und nahm neben ihm Platz.

Der Mann sagte zu mir, dass er mich schon eine Weile zusah, und dass ich nach seiner Ansicht mutig sei, weil sonst niemand an solchen trüben, kalten Wettertagen schwimmen gegangen ist. Dieser Mann, so ließ er mich wissen, arbeitet seit zwei Jahren in einer winzigen Küche, die an diesem Badestrand in einer Eisstandhütte war. (Bemerkung: Diese Hütte wurde bereits abgerissen). Außerdem ist er zuständig für die Sauberkeit der öffentlichen Toiletten. Er fütterte mit Weißbrot "seine" Stockenten und redete mit mir über deren individuelles Verhalten. Es schien, als kannte er alle Stockenten persönlich. Zu dieser Zeit - es war schon spät abends und kalt - waren wir die einzigen am Badestrand. Ich sei ihm aufgefallen, so meinte er, weil ich kein Badehandtuch mitgenommen habe, und unerschrocken ins eiskalte Wasser sprang. Kurz darauf zeigte er mir einige Äskulapnatter -löcher unterhalb der Hütte in der Erde und die Meisen -löcher. Wenn Schönwetter ist, dann kriechen diese Nattern aus die Löchern heraus, und wenn es kalt ist, verkriechen sie sich wieder unterhalb der Hütte, erklärte er mir. Rupert Hübsch - so hieß er, war vier Jahre jünger als ich. Ohne ihn vorher viel zu befragen, fing er von selbst an über sich zu reden. Er sagte, dass er schon seine ganze Familie verloren hatte. Seine Lebensgefährtin, die 43 Jahre alt war und seine Tochter mit 23 Jahre starben gleichzeitig an einem Autounfall in Ungarn. Schweigen. Sein Adoptivsohn starb auch sehr jung. Er pausierte länger und ergänzte zögernd, dass er seinetwegen gestorben ist. Er stoppte nach einigen Sätzen und sprach weiter. Als ich in seinem Redestopp nachhakte, sagte er, dass sein Adoptivsohn sich das Leben genommen hatte. Der Adoptivsohn war Dachdecker und sprang vom Haus herunter. Dass dies kein Unfall war, erklärte er mir damit, dass der Sohn wenige Zeit davor ihm um viel Geld bettelte. Dies aber konnte er ihm nicht geben, und außerdem sagte er seinem Sohn, dass er wegen des tragischen Autounfalls und den Tod der Lebensgefährtin und seiner Tochter noch trauerte und drohte aus Verzweiflung den Adoptivsohn selbst mit Selbstmord. Der Adoptivsohn, der noch kurz zuvor von den tragischen Unfall erfuhr, und die Vorwürfe vom Rubert H. telefonisch anhörte, hatte wenige Zeit später sich das eigene Leben genommen, erklärte er. Er sagte, dass er zu dieser Zeit sehr viel arbeitete, selbst sehr gestresst war und leider keine Zeit für den Sohn übrig hatte.                                                                                                                                                                                                            Dann nach einer kurzen Pause erzählte er  über sein eigenes Leben:     Mit 8 Jahren erfuhr er, dass seine Eltern gar nicht seine richtigen Eltern waren. Er wuchs bei einer Pflegefamilie am Bauernhof auf. Dort habe er schon bald als Kind arbeiten müssen und konnte schon mit 6 Jahren den Stall richtig und gründlich säubern. Manchmal musste er auch im Stall schlafen und der Vater sagte ihm später, wenn er sein richtiger Sohn gewesen wäre, hätte er ihm schon erschlagen. Außerdem sagte der Ziehvater ihm, dass er ein Tier ist, wie die anderen Tiere im Stall auch. Seitdem die anderen Kinder wussten, dass er nicht wirklich in die Familie gehörte, haben sie ihn gehänselt und Späße mit ihm getrieben. Rupert Hübsch erzählte weiter: Sein Ziehvater, Bauer vom Beruf hat ihm auch mitgenommen zu anderen, fremden Leuten, die unter einer Duschkabine waren. Er musste seinen Ziehvater den Schwanz waschen und anschließend auch noch andere Männer, die im Duschraum waren den Schwanz waschen. Rupert Hübsch kam später phasenweise in ein Gymnasium mit Internat. Dort hatte er in Latein auch Herrn Joseph Alois Ratzinger kennengelernt, der eben dort Latein unterrichtete. Rupert H. sagte, dass auch er sich an ihm sexuell vergriffen hat. Ich sagte ihm, dass es dafür eine Opferanlaufstelle in Puch Urstein gab und fragte, ob er auch dort war. Darauf antwortete er, dass er wegen dieser Sache nach Rom gefahren ist. Er war im Vatikan wegen seiner Vorwürfe sexueller Übergriffe. Er war in einem Raum untergebracht, mit einem sehr großen Bett, das auch einen Balkon hatte. Man brachte ihn Weintrauben, Kakao und vieles mehr, aber er nahm nichts zu sich. Als er das Zimmer, in dem er war verlassen wollte, versperrten ihn die Schweizer Garde den Weg. Er fragte, warum er nicht das Zimmer verlassen kann und die Schweizer Garde, bestehend aus zwei Männer antworteten, dass er im schlimmsten Teil des Vatikans untergebracht ist. Es wurde unter mehrere Männer über die Höhe des Geldes verhandelt. Man bot Rupert H. 1500 € Schweigegeld an. Da das aber für ihm zu wenig war, verhandelte er und fragte wie viel ihm sein Schweigen wert ist. Darauf sagten die Leute im Vatikan, dass er nicht viel mehr Geld bekommen wird. Rupert Hübsch forderte dann - nach seiner Aussage - eine Million Euro! Das wurde aber nicht bezahlt und bis heute hatte er für seine Kindheit und den sexuellen Übergriffen keine Entschädigung bekommen. Rupert Hübsch redete auch mit Herrn Ratzinger, seinen ehemaligen Lateinprofessor. Herr Ratzinger sagte darauf, dass er nicht Hr. Ratzinger heißt, sondern der Papst ist. Rupert Hübsch vertraute mir an, dass er selbst auch schon einen Schlaganfall hatte. Seitdem arbeitet er nicht mehr so viel und nur noch unangemeldet. Zwischendurch trank er immer wieder an sein Bier. Am Seeufer übernachtet er, weil es dort viele Einbrüche gab. In den Toiletten auf nacktem Boden zeigte er mir seinen Schlafsack. Dafür wird er auch bezahlt. Wir redeten bis zwei Uhr morgens bis uns beide kalt wurde und wir uns trennten. Jahre später erfuhr ich, dass Rupert Hübsch am 1. März 2021 verstarb.

Aufgeschrieben am Mittwoch, 3. Juli 2013

Nachtrag: Rupert Hübsch ging es damals (Jahr 2013) schon gesundheitlich sehr schlecht. Er betrank sich regelmäßig mit Alkohol. Er hatte damals Diabetes und nach seiner Aussage erlitt er einen Schlaganfall.

Bestattungsdatum:01.04.2021

Gruppe:050

Reihe:00

Ordnung:0

Grabnummer:050-051

Friedhof:Kommunalfriedhof

Adresse:Gneiser Straße 8
5020 Salzburg

Keine Orte

    loading...

        Keine Termine gesetzt

        Schlagwörter