The Ocean Cleanup
The Ocean Cleanup ist ein Projekt des 1994 geborenen Niederländers und Studenten der Luft- und Raumfahrttechnik Boyan Slat aus Delft, den Plastikmüll in den Ozeanen einzusammeln.
An der Machbarkeitsstudie arbeiteten über 100 Forscher, welche zu dem Ergebnis kamen, dass das Projekt lohnend sei. Unbeteiligte Experten zweifelten dagegen an den Angaben der Initiative und am Nutzen des Projekts.
Ozeanreinigung
PrototypenAuslöser für das Projekt war ein Urlaub im Jahr 2011 in Griechenland, in dem Slat im Alter von 16 Jahren beim Tauchen mehr Müll als Fische erblickte. Im Oktober 2014 erreichte das im Juni begonnene Crowdfunding durch rund 40.000 Unterstützer die benötigten 2 Millionen US-Dollar. Das auf der TEDx-Konferenz vorgestellte und an der Technischen Universität Delft entwickelte Konzept bestand ursprünglich aus 50 km langen, V-förmig angeordneten Schläuchen, die an der Meeresoberfläche schwimmen, durch Gewichte am Meeresboden an ihrem Platz bleiben und 90 Prozent des schwimmenden Plastikmülls ab einer Größe von 20 mm sammeln sollten, der (Stand: 2014) 50 Euro je zum Recycling gegebener Tonne erlöst und durch das Einsammeln nicht weiter zu Mikroplastik zerfällt. Der meiste Plastikmüll treibt in den oberen 3 Metern der Meere.
Am 20. Mai 2015 verkündete das Unternehmen auf seiner Website, dass ein Prototyp im zweiten Quartal 2016 vor der Küste Tsushimas, einer Insel zwischen Japan und Südkorea, in Betrieb gehen soll. Mit einer Länge von 2000 m sollte es die längste künstliche Struktur auf einem Ozean und für mindestens zwei Jahre in Betrieb sein.
Tatsächlich ging am 22. Juni 2016 ein 100 Meter langer Prototyp vor der niederländischen Nordseeküste in Betrieb. 2017 und 2018 folgten weitere Prototypen. Im Laufe der Entwicklung ging man dazu über, nicht ein großes fest verankertes System anzustreben, sondern eine Flotte kleinerer und mit dem Wind und der Strömung treibender Systeme.
A – NavigationsplattformB – Satellitenplattform
C – Kameraplattform
A – Wind
B – Wellen
C – Strömung
D – Schwimmbarriere System 001
Ab 19. Mai 2018 wurde für etwa zwei Wochen ein 120 Meter langes System 50 nautische Meilen von der Golden Gate Bridge entfernt auf dem offenen Meer getestet. Dieses System ist ein Teilstück des 600 Meter langen „System 001“.
Der 600 Meter lange Schwimmkörper wurde aus extrudierten PE 100-RC-Rohren aufgebaut. An dem Rohrstrang wurde eine Art Schürze bzw. Flosse angebracht, die das bis zu 3 Meter unter der Wasseroberfläche schwimmende Plastik auffangen soll. Nachdem das komplette System in der Bucht von San Francisco zusammengebaut wurde, wurde es ab dem 8. September 2018 per Schiff in den Pazifik geschleppt. Nach zweiwöchigen Tests auf dem offenen Meer wurde es ab Anfang Oktober in den Nordpazifikwirbel gebracht, wo es am 17. Oktober in Betrieb genommen wurde. Im Dezember teilte die Initiative mit, dass die Anlage noch nicht wie erhofft funktioniere und das aufgenommene Plastik nicht festhalten könne. Mit 2.200 Kilo gesammeltem Plastik kehrte das Team an Land zurück.
Anfang Januar 2019 wurde bekannt, dass sich zudem ein 18 Meter langes Endstück der Rohranlage gelöst hatte und das gesamte System zur Reparatur an Land geschleppt werden soll. Im Lauf der nächsten Monate wurden Anpassungen vorgenommen, um die Stabilität des Systems und seine Fähigkeit, Plastik einzusammeln, zu verbessern und es im Juni als System 001/B wieder einsetzen zu können. Ende Juni erreichte das modifizierte System wieder den Nordpazifikwirbel, wo dann mit der nächsten Testphase begonnen wurde. Zu Testzwecken wurde in dieser Zeit ein nur 160 Meter langes System eingesetzt, die angestrebte Größe für das endgültige System beträgt jedoch weiterhin 600 Meter.
Im August 2019 wurden die nächsten Testergebnisse bekannt gegeben: Das System wurde entweder abgebremst oder beschleunigt, um stets eine Geschwindigkeitsdifferenz zum Ozean und dem darin treibenden Plastik zu erzielen und so das Entkommen von Plastik aus dem System zu verhindern. Das Abbremsen mithilfe eines Treibankers habe sich als effektivere Variante erwiesen. Allerdings müsse innerhalb des U-förmigen Systems noch eine Anpassung vorgenommen werden, damit das Plastik nicht über den Schirm hinweggespült werde, an dem es sich sammeln soll. Eine entsprechende Modifikation sei bereits unterwegs. Am 2. Oktober wurde verkündet, dass System 001/B nun in der Lage sei, wie geplant Plastik einzufangen, darunter auch solches in der Größe von nur 1 mm. Im nächsten Schritt werde es darum gehen, System 002 zu entwickeln, das auch die volle angestrebte Größe haben soll.
UmweltauswirkungenZiel des Projekts ist es, das in die Meere gelangte Plastik wieder einzusammeln und so dessen negative Auswirkungen rückgängig zu machen bzw. zu verringern. So sterben zahlreiche Tiere, indem sie mit plastikgefüllten Mägen verhungern oder sich in herumtreibendem Müll verfangen, und Mikroplastik kann giftige Inhaltsstoffe abgeben, sich in der Nahrungskette anreichern und so auch wieder an Land gelangen und dort weitere Schäden anrichten.
Es werden jedoch auch negative Nebenwirkungen befürchtet, da die Sammelanlagen zusammen mit dem Müll auch direkt unter der Wasseroberfläche lebende Organismen (Neuston) einfangen und das Ökosystem somit schädigen könnten. The Ocean Cleanup verwies auf die freiwillig durchgeführte Umweltverträglichkeitsprüfung und darauf, dass die Sammelanlagen in den Müllstrudeln nur einen kleinen Teil des Neuston-Habitats abdecken sollen. Neuston könne sich zudem schnell genug reproduzieren, um Verluste auszugleichen, während das Unterlassen des Plastiksammelns noch größere Schäden für das Neuston bedeuten könnte. Dagegen wurde wiederum argumentiert, dass sich Plastik ähnlich verhält wie das ebenfalls mit den Strömungen treibende Neuston und die Müllstrudel mit den Sammelanlagen somit auch die Orte mit der höchsten Neuston-Konzentration sein könnten. Zudem sei wegen der fehlenden Daten und Erkenntnisse zu Neuston kaum zu beurteilen, welche Konsequenzen das Cleanup-Projekt haben könne.
Flussreinigung
Im Oktober 2019 wurde mit dem Interceptor ein seit 2015 entwickeltes zusätzliches Projekt vorgestellt, das dazu dienen soll, den weiteren Plastikeintrag in Ozeane zu verringern. Dabei handelt es sich um eine in Flüssen verankerbare Sammelanlage, die pro Tag 50.000 Kilogramm Plastik einfangen können soll. The Ocean Cleanup zufolge sind 1.000 Flüsse (etwa 1 Prozent) für etwa 80 Prozent des Plastikeintrags verantwortlich und sollen innerhalb von fünf Jahren mit Interceptors ausgestattet werden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich zwei Interceptors in Indonesien und Malaysia bereits in Betrieb. Ähnliche Projekte in kleinerem Maßstab existierten zu diesem Zeitpunkt bereits in Baltimore. Kritisiert wurde, dass den Flüssen dadurch auch organisches Material entnommen werden könnte, das für ihr Ökosystem von Bedeutung ist, und dass auch dieses Projekt zu spät ansetze und schon der Plastikeintrag in die Flüsse verhindert werden müsste.
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Personen
Name | ||
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1 | Irena Sendler |