Albert Speer
- Дата народження:
- 19.03.1905
- Дата смерті:
- 01.09.1981
- Дівоче прізвище персони:
- Berthold Konrad Hermann Albert Speer
- Додаткові імена:
- Alberts Špērs
- Категорії:
- Архітектор, Військовий злочинець, Державний діяч, Міністр, Політик
- Громадянство:
- німець
- Кладовище:
- Встановіть кладовищі
Berthold Konrad Hermann Albert Speer (* 19. März 1905 in Mannheim; † 1. September 1981 in London) war ein deutscher Architekt, Rüstungsorganisator in der Zeit des Nationalsozialismus und ab 1942 Reichsminister für Bewaffnung und Munition. Er wurde im Nürnberger Prozess als Kriegsverbrecher zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Als Favorit Hitlers machte der Architekt Speer ab 1933 eine außergewöhnliche Karriere. Ab 1937 war er Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt, plante den Neubau Berlins und leitete zahlreiche Monumentalbauvorhaben Hitlers, darunter auch den Bau der Neuen Reichskanzlei, die den NS-Herrschaftsanspruch unterstreichen sollten. Als Fritz Todt am 8. Februar 1942 bei einem Flugzeugabsturz starb, wurde Speer sein Nachfolger als Rüstungsminister. Es gelang ihm, trotz starker Bombardierungen die Gesamtproduktion bis zum Kriegsende jährlich weiter zu erhöhen. Auf diese Weise trug er entscheidend zur Verlängerung der deutschen Kriegführung bei, die zu den größten Opferzahlen im letzten Kriegsjahr führte.
Als Rüstungsminister war er für die Beschäftigung von sieben Millionen Zwangsarbeiternmitverantwortlich, darunter etwa 450.000 KZ-Häftlinge und nahm Einfluss auf Betrieb und Ausbau von Konzentrationslagern. Speer gehörte zu den 24 Angeklagten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof, dem aber wichtige Teile von Speers Aktivitäten nicht bekannt waren. 1946 wurde er wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Diese saß er vollständig im Kriegsverbrechergefängnis Spandau ab.
Insbesondere wegen seiner nach der Haft publizierten, stark geschönten autobiographischen Schriften und der darin enthaltenen Rechtfertigung seiner Weltanschauung, der Beteiligung am Bau von Konzentrations- und Massenvernichtungslagern, als einer der Haupttäter sowie der Bereicherung mit jüdischen Notverkäufen („Arisierung“) ist Speer als Zeitzeuge nicht vertrauenswürdig.
Leben und Wirken
Jugend und AusbildungSpeer entstammte einem großbürgerlichen Elternhaus in Mannheim. Bereits sein Vater Albert Friedrich Speer und sein Großvater waren Architekten. Sein älterer Bruder hieß Hermann (* 1902, † 1980), sein jüngerer Ernst (* 1906, 1943 in Stalingrad vermisst). Sein Cousin Ernst Speer war als Psychiater einer der Begründer der Psychotherapie. Er besuchte zunächst das Lessing-Gymnasium in Mannheim und dann nach der Übersiedlung der Familie nach Heidelberg 1918 die dortige Oberrealschule, das heutige Helmholtz-Gymnasium.
Er studierte auf Drängen des Vaters Architektur, zunächst an der Universität Karlsruhe und von Frühjahr 1924 bis Sommer 1925 an der Technischen Hochschule München. Im Herbst 1925 wechselte Speer an die Technische Hochschule Berlin. Nachdem er sich vergeblich bemüht hatte, in das Seminar von Hans Poelzig aufgenommen zu werden, studierte er ab 1926 bei Heinrich Tessenow. Nach dem Diplom1927 wurde Speer dessen Assistent und blieb es bis Anfang 1932.
Hinwendung zum NationalsozialismusIn dieser Zeit fanden im Lichthof der Hochschule fast täglich politische Kundgebungen statt. Die Hochschule selbst war eine Hochburg von Nationalsozialisten. In Speers Fachbereich wählten etwa zwei Drittel der Studenten „braun“.
Speer behauptete nach dem Krieg in seinen Erinnerungen, sein Interesse am Nationalsozialismus sei im Dezember 1930 entstanden. Seine Studenten hätten ihn in einen Saal an der Hasenheide zu einer Kundgebung Hitlers vor Berliner Professoren und Studenten mitgenommen. Er habe eine „Rede ohne Gebrüll“ gehört. Später behauptete er, „die Magie der Stimme“ habe ihn nicht mehr freigegeben. Dabei war Speer schon im April 1930 Mitglied einer nationalsozialistischen Organisation geworden, dem Nationalsozialistischen Automobilkorps (NSAK), das später im NSKK aufging. Im Herbst 1930 erhielt Speer den ersten Bauauftrag einer nationalsozialistischen Organisation. Der Leiter der NS-Kreisleitung West in Berlin, Karl Hanke, beauftragte ihn, ohne Honorar eine angemietete Villa in Berlin-Grunewald in ein Parteibüro umzubauen. Im Januar 1931 trat Speer der NSDAP (Mitgliedsnummer 474.481) bei. Im selben Jahr wurde er Mitglied der SA, wechselte aber 1932 von der SA zur Motor-SS.
Kurz vor der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 erhielt Speer von Joseph Goebbels den Auftrag, das gerade von der Partei erworbene neue Gauhaus in der Voßstraße 10 für Parteizwecke umzubauen. Sein Entwurf entsprach dem Repräsentationsbedürfnis der schnell wachsenden Partei. Goebbels war „begeistert“. Anschließend verließ Speer mangels Aufträgen Berlin und ging zurück nach Mannheim, wo er sich als Architekt niederließ. Auch hier erhielt er jedoch keine Aufträge.
Nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 ernannte Hitler Joseph Goebbels zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda. Goebbels erhielt das bisherige Gebäude der Regierungspressestelle, das Leopold-Palais am Wilhelmplatz (gegenüber der Reichskanzlei – ein klassizistisches Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, das später von Schinkel umgebaut worden war) als Sitz für sein Ministerium. Wieder wurde ein Architekt gesucht, der es innenarchitektonisch gestalten konnte. Hanke ließ den Auftrag wiederum Speer zukommen und holte ihn zu diesem Zweck aus Mannheim nach Berlin zurück. Speer selbst schrieb, er habe das Gebäude ohne größere Rücksichtnahme auf die historische Bausubstanz in der von Hitler und Goebbels gewünschten Weise umbauen lassen.
Von Goebbels erhielt er wenig später auch den Auftrag, das Aufmarschgelände auf dem Tempelhofer Feld für einen der ersten NS-Massenaufmärsche am 1. Mai 1933 („Tag der nationalen Arbeit“) dekorativ herzurichten. Speer ließ sechs große Hakenkreuzfahnen und drei Fahnen mit den kaiserzeitlichen Farben schwarz-weiß-rot hinter einer großen Rednertribüne (mit Platz für die gesamte Parteiführerschaft) aufhängen. Goebbels beauftragte den als linientreu erkannten Speer bald auch damit, seine eigene Dienstwohnung an der Königgrätzer Straße (heute Ebertstraße) südlich des Brandenburger Tors innenarchitektonisch in seinem Sinn zu modernisieren. Goebbels war damit zufrieden und schlug Speer nun als architektonischen Gestalter für den geplanten Reichsparteitag in Nürnberg vor. Speers Vorschläge gefielen Hitler. Den Auftrag zum Umbau der Dienstwohnung des Reichskanzlers in der Alten Reichskanzlei erhielt zwar Hitlers damaliger Leibarchitekt, der Münchener Paul Ludwig Troost, doch Speer war ausführender Bauleiter. Im Januar 1934 starb Troost und Speer übernahm dessen Aufgaben.
Architekt HitlersAb 1934/1935 entwarf Speer monumentale Bauten für die Reichsparteitage der NSDAP in Nürnberg; diese wurden kriegsbedingt nur zum Teil realisiert. Seinem bevorzugten Architekten verlieh der „Führer“ 1936 den Titel Professor.[7] Schon ab 1935 widmete er sich der Planung der Neuen Reichskanzlei in Berlin, deren Bau bereits seit 1934 im Gespräch war, wenn auch noch in Speers privatem Büro und unter Geheimhaltung. Nach großflächigen, vorbereitenden Abrissarbeiten in den beiden Folgejahren begannen 1937 die Bauarbeiten, die sich samt allen weiteren Ausbaumaßnahmen noch bis in die 1940er Jahre erstrecken sollten. Am 30. Januar 1937 ernannte Hitler Speer zum Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt (GBI). Die eigens für Speer und dessen Stab per Führererlass geschaffene Behörde wurde ebenfalls mit diesem Kürzel bezeichnet. Auf Speers Initiative wurde das Palais Arnim ihr Dienstsitz. Speer war nun einer der „Kommissare“, die außerhalb der Reichsverwaltung standen und nur dem „Führer“ verantwortlich waren. Speers Hauptaufgabe als Generalbauinspektor war der Umbau Berlins. In diesem Rahmen sollte im Spreebogen mit der Großen Halle der größte Kuppelbau der Welt entstehen (nördlich des Reichstagsgebäudes), die über die „Nord-Süd-Achse“ mit einem neuen „Südbahnhof“ an der Stelle des heutigen Bahnhofs Südkreuz in Berlin-Tempelhof verbunden werden sollte. Speer begann 1938, hierfür im Spreebogen und in Berlin-Tempelhof Gebäude abreißen zu lassen, obwohl in Berlin mehr als 100.000 Wohnungen fehlten. 1941 sahen die Planungen des GBI vor, in Berlin insgesamt 52.144 Wohnungen für die Neugestaltung abzureißen.
Speer selbst machte am 14. September 1938 in einer internen Besprechung als erster den Vorschlag „einer zwangsweisen Ausmietung von Juden“. Er kündigte an, diesen Vorschlag bei Hitler abzuklären. „Speer verfolgte damit aus eigener Initiative eine antisemitische Politik, wie sie ihm normal erschien.“ Da Hitler zustimmte, kam es in der Folge zur Aufhebung von Mietverträgen jüdischer Mieter, Zwangsräumungen und Einweisungen in Judenhäuser sowie die Arisierung jüdischen Grundbesitzes auf Grundlage der Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens. Auf diese Weise wurden in den Folgemonaten schätzungsweise 15.000 bis 18.000 Wohnungen „requiriert“.
Nach Kriegsbeginn im September 1939 verfügte Speer einen generellen Stopp des Wohnungsabrisses; jüdische Mieter und Eigentümer wurden aber unvermindert aus ihren Wohnungen vertrieben.
Nach der Besetzung Frankreichs im Juni 1940 wurde in den Vogesen auf Vorschlag von Speer das Konzentrationslager KZ Natzweiler-Struthof angesiedelt, um den dort vorkommenden roten Granit zu brechen.
Die von der Organisation Speers angelegten Listen zur Räumung der Berliner Wohnungen von Juden bildeten die Basis für die spätere, im September und Oktober 1941 durchgeführten Deportationen von Berliner Juden nach Riga. In einem Abschlussbericht hieß es, insgesamt seien 75.000 jüdische Personen an verschiedene Orte „umgesiedelt“ worden.
Speers Behörde war an Planung, Genehmigung und Bau der rund 1.000 heute bekannten Zwangsarbeiterlager in und um Berlin – ihre tatsächliche Zahl wird mittlerweile auf über 3.000 geschätzt – maßgeblich beteiligt und betrieb etliche davon in eigener Regie. Nach Siemens und der Reichsbahn war der GBI 1942/43 drittgrößter Betreiber von solchen Lagern im Großraum Berlin. Entsprechend dem Plan des GBI von 1940 sollte der Einsatz der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen nach dem Krieg auf über 180.000 Menschen ansteigen.
Mit Heinrich Himmler vereinbarte Speer die Herstellung und Lieferung von Baumaterial durch KZ-Häftlinge. Das Kapital für die von der SSgegründete Firma „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DEST)“ wurde aus dem Haushalt Speers finanziert. Das Geld floss direkt in den Aufbau des KZ-Systems. Der zinslose Kredit für die SS-Totenkopfverbände war rückzahlbar an Speers Behörde in Form von Steinen. Deshalb wurden fast alle KZs zwischen 1937 und 1942 in der Nähe von Tongruben oder Steinbrüchen gebaut. Für das KZ Groß-Rosen in Schlesien und das KZ Natzweiler-Struthof im Elsass legte Speer 1940 die Standorte wegen der dortigen Granitvorkommen selbst fest.
Heute vorliegende Akten und Dokumente beweisen, dass die Deportationslisten zwischen Oktober 1941 und März 1943 von Speers Mitarbeitern zusammen mit der Gestapo erstellt wurden. Speer hat die Kenntnis davon bis zu seinem Tod bestritten. Gleichwohl schrieb er in einem Brief vom 13. Dezember 1941 an Martin Bormann, dass die „Aktion in vollem Gange“ sei, und beschwerte sich darüber, dass Bormann „Judenwohnungen“ ausgebombten Berlinern bereitstellen wolle, obwohl doch diese ihm (Speer) zustünden.
Im September 1941 wurde Speer als Nachfolger des verstorbenen „alten Kämpfers“ der NSDAP, Hermann Kriebel, Mitglied des Reichstags.
Städtebauliche Entwürfe für das „Dritte Reich“ und den WiederaufbauAlbert Speer hatte sich in der Frühzeit des Regimes gegenüber Paul Schultze-Naumburg und dessen Heimatschutzarchitektur mit neoklassizistischen Konzepten durchsetzen können. Speer wurde zum führenden NS-Architekten in enger Kooperation mit seinem Bauherrn, Adolf Hitler. Dieser gab die programmatische Grundlinie für tiefgreifende städtebauliche Veränderungen vor. So sollte beispielsweise Hamburg als „Stadt des Außenhandels“,[15] München als „Hauptstadt der Bewegung“, Nürnberg als „Stadt der Reichsparteitage“ und Linz, wo Hitler begraben werden wollte, als „Führerstadt Linz“ neuerrichtet werden. 1937 erteilte Hitler Speer den größten Auftrag, Planungen für den Umbau Berlins vorzulegen.
„Berlin ist eine Großstadt, aber keine Weltstadt. Sehen Sie Paris an, die schönste Stadt in der Welt! Oder selbst Wien! Das sind Städte mit einem großen Wurf. Berlin aber ist nichts als eine ungeregelte Anhäufung von Bauten. Wir müssen Paris und Wien übertrumpfen.“
– Adolf HitlerBereits 1940/1941 waren eine Vielzahl von Fachpublikationen zum Wiederaufbau vorgelegt worden. Ab 1943 richtete Speer einen zentralen „Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte“ unter seiner Leitung ein. Die hier vertretenen Architekten und ihre planerischen und baulichen Überlegungen spielten – mit Ausnahme von Speer selbst – noch Jahrzehnte nach Kriegsende eine wichtige Rolle. Ihre modernistischen Planungen kamen unter Verzicht auf die NS-Symbolik fast ausnahmslos zum Tragen,] mit Ausnahmen, wie z. B. den Innenstädten von Münster und Freudenstadt.
FamilieIm Sommer 1922 hatte Speer die gleichaltrige Margarete Weber (1905–1987) kennengelernt, die aus einer Heidelberger Handwerkerfamilie stammte. Albert und Margarete heirateten am 28. August 1928 in Berlin gegen den Willen von Speers Mutter, die die Schwiegertochter für „nicht standesgemäß“ hielt. Margarete Speer brachte zwischen 1934 und 1942 sechs Kinder (Albert, Hilde, Margret, Arnold, Fritz und Ernst) zur Welt. Einige von Albert Speers Kindern sind bekannte Persönlichkeiten. Sein Sohn Albert war ebenfalls Architekt und wurde ein Stadtplaner von internationalem Rang. Seine Tochter Hilde Schramm ist Erziehungswissenschaftlerin und ehemalige Abgeordnete der Alternativen Liste im Berliner Abgeordnetenhaus, dessen Vizepräsidentin sie 1989/1990 war. 2004 erhielt sie für ihr Engagement in der Stiftung Zurückgeben zugunsten künstlerischer und wissenschaftlicher Arbeiten noch unbekannter jüdischer Frauen den Moses-Mendelssohn-Preis. Seine Tochter Margret, geb. 19. Juni 1938, studierte Archäologie in Heidelberg. Am 14. April 1962 heiratete sie den Archäologen Hans J. Nissen, mit dem sie eine Zeitlang in Bagdad lebte, und heißt seither Margret Nissen. Sie wurde Fotografin, die sich besonders der Architektur-, Garten- und Pflanzenfotografie widmete. 2004 veröffentlichte sie ein Buch über ihren Vater. Sein Sohn Arnold (geb. 1940) erhielt zunächst den Taufnamen „Adolf“, was später geändert wurde.
Speer starb 1981 nach einem Interview mit der BBC in einem Hotelzimmer in London im Beisein seiner deutsch-englischen Freundin an den Folgen eines Schlaganfalls. Albert Speer wurde auf dem Bergfriedhof in Heidelberg beigesetzt.
Speers Beziehung zu HitlerSpeer selbst war schon 1930, bei der ersten Teilnahme an einer Kundgebung, bei der Hitler als Redner auftrat, von ihm und seinen Visionen, Idealen, seiner intuitiven Anpassungsfähigkeit und seinem Charme beeindruckt. Speer sagte später: „Wenn Hitler Freunde gehabt hätte, dann wäre ich bestimmt einer seiner engen Freunde gewesen“.
Hitler wiederum fand in Speer den Architekten, der ihm in kürzester Zeit mit organisatorischem Talent Großbauwerke erstellen und mit dem er über Kunst parlieren konnte. Vor allem schätzte er Speers Loyalität. Hitler war an der Kunst im Allgemeinen, vor allem aber an Architektur interessiert und gewährte Speer alle möglichen Mittel für seine Bauten. (Zitat Speer: „Für einen großen Bau hätte ich wie Faustmeine Seele verkauft. Nun hatte ich meinen Mephisto gefunden.“) Speer hatte durchaus eigene Interessen und Ziele, die er als Architekt von Hitlers Bauideen noch am ehesten verfolgen konnte, so etwa die Umgestaltung von Berlin in die „Reichshauptstadt Germania“, ein Über-Rom und Über-Paris zugleich. Speer verkörperte in Hitlers Augen das, was dieser gern gewesen wäre: ein Künstler und Visionär.
SelbststilisierungSpeer arbeitete seit seiner Inhaftierung in Nürnberg und in Spandau daran, durch umfangreiche heimliche schriftliche Aufzeichnungen (die mit Hilfe eines Krankenpflegers nach draußen, zu seinem Freund Rudolf Wolters nach Coesfeld geschmuggelt wurden) sein durch den Nürnberger Prozess einigermaßen positives Image als unpolitischer Technokrat und fehlgeleiteter Idealist zu stabilisieren und dabei alle negativen Punkte seiner Biografie (Förderung des KZ-Ausbaus, Vertreibung der Juden aus Berlin) zu verschleiern. Besonders in seinen beiden sehr erfolgreichen Buchpublikationen, den Erinnerungen von 1969 und den Spandauer Tagebüchern von 1975, verkehrt er entscheidende Phasen seiner Tätigkeit im „Dritten Reich“ teilweise ins Gegenteil. Er präsentiert sich als Fachmann, der von den Verbrechen des Regimes kaum gewusst habe und „nur seine Pflicht getan“ habe. In Speers Erinnerungen bilden die Jahre 1933 bis 1945 den Schwerpunkt, er beschreibt hier ausführlich sein Verhältnis zu Hitler. Speer setzt sich zwar mit seiner Rolle in der NS-Zeit kritisch auseinander und bestreitet auch nicht seine grundsätzliche Mitverantwortung, verschweigt aber laut Heinrich Schwendemann Wesentliches. An der veröffentlichten Textfassung der in den Spandauer Jahren vorbereiteten Erinnerungen hatte im Auftrag von Wolf Jobst Siedler, dem damaligen Geschäftsführer des Ullstein Verlags, Joachim C. Fest mitgewirkt. Dieses Buch förderte über lange Zeit die „Speer-Legende“ vom „Gentleman-Nazi“. Die 2017 erschienene Speer-Biografie des Historikers Magnus Brechtken bestätigt Schwendemanns Einschätzung mittels einer Konfrontation von Speers Erzählungen mit den Quellen. Speers Erinnerungen mit einer Weltauflage von nahezu drei Millionen Exemplaren habe als scheinbar authentischer Zeitzeugenbericht das Geschichtsbild von einer kleinen Verbrecherclique um Hitler geprägt, die für Krieg, Holocaust und Sklavenarbeit zuständig gewesen seien, während Speer davon nichts gewusst haben wollte.
Dem gleichen Zweck dienten auch die Spandauer Tagebücher, in denen Speer die Jahre seiner Gefangenschaft schildert und sich gleichzeitig an seine Zeit im engsten NS-Führungszirkel erinnert, wobei er die Eigenarten seiner Mitgefangenen (Baldur von Schirach, Rudolf Heß, Karl Dönitz, Erich Raeder, Konstantin von Neurath, Walther Funk) beschreibt und ins Lächerliche zieht. Auch die Legende, er habe die Neue Reichskanzlei in weniger als zwölf Monaten errichten lassen, wird in beiden Büchern wiederholt (und damit eine von der NS-Propaganda ersonnene Legende zur Untermauerung der angeblichen Effizienz des NS-Systems). Der Speer-Biograf Magnus Brechtken bezeichnet die im Vorwort Speers als angeblich authentisch vorgestellten Tagebücher als im Lichte der Quellen betrachtet „literarische Erfindung“. Sie präsentierten einen mit sich selbst ringenden, von Hitler verführten, jungen, künstlerisch begabten Architekten, der eigentlich mit Politik – und schon gar mit Krieg und Verbrechen – nie etwas zu tun haben wollte. Trotzdem habe er, nun einmal formal in den engeren Führungskreis geraten, abstrakte Verantwortung übernommen und sei so ins Gefängnis gekommen, ohne an konkreten Verbrechen schuld zu sein, die andere begangen hätten.
Von beiden Büchern wurden weltweit Millionen Exemplare verkauft, für die Erinnerungen hatte Speer vom Ullstein-Verlag einen Vorschuss von 100.000 DM erhalten. In einem Fernseh-Interview nach seiner Freilassung 1966 behauptete Speer, nichts von der massenhaften Ermordung der Juden und anderer Minderheiten während der deutschen Besatzung gewusst zu haben. Speer war jedoch am 6. Oktober 1943 in Posen bei den Reichs- und Gauleitern und hielt dort eine Rede. Dann sprach Himmler von 17:30 bis 19:00 Uhr in der zweiten seiner „Posener Reden“ offen über den Holocaust. Speers Einlassung, er sei zuvor abgereist und habe auch von befreundeten Teilnehmern nie etwas davon erfahren, wird von Gitta Sereny als „schlicht unmöglich“ bezeichnet. 2007 tauchten Briefe von Speer dazu auf, in denen er seine Anwesenheit bei der Rede eingestand. Der Historiker Magnus Brechtken betont 2017 in seiner Speer-Biografie, die Faktenlage sei eindeutig: „Alle zeitgenössischen Dokumente bezeugen Speers Aufenthalt in Posen, alle gegenteiligen Behauptungen sind Nachkriegsformulierungen“.
Im Jahr 2005 neu aufgefundene Dokumente legen nahe, dass Speer den Ausbau des Vernichtungslagers KZ Auschwitz-Birkenau nicht nur kannte, sondern auch aktiv vorantrieb. Die Selektion der Häftlinge in Arbeitsfähige für die Rüstungsindustrie und in für die Vernichtung bestimmte Alte, Kranke und Kinder entsprach seinen Interessen. Als Rüstungsminister brauchte er Zwangsarbeiter und als Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt hatte er für die Neugestaltung Berlins die Massendeportation der Berliner Juden betrieben.
Speers Veröffentlichungen verursachten auch ein Zerwürfnis mit vielen ehemaligen Mitarbeitern und Weggefährten, die ihm – ähnlich wie Kreise der intellektuellen Linken – vorwarfen, sich wie in den 1930er Jahren erneut völlig dem Zeitgeist zu unterwerfen. Demnach sei Speer ein überzeugungsloser Opportunist, der versuchte, in der Öffentlichkeit der Bundesrepublik Fuß zu fassen. Es kam zum endgültigen Zusammenbruch seiner Beziehung zu seinem engen Freund aus Studienzeiten, Rudolf Wolters. Dieser stieß sich vor allem an der Diskrepanz zwischen Speers öffentlichen Buß-Bekenntnissen und seinem Lebensstil sowie Speers angeblichem Bruch mit Hitler, der aber erst nach 1945 von Speer öffentlich gemacht wurde. Albert Speer, so Wolters, sei „ein Mann, für den Geld und Geltung entscheidend waren“. In der Folge machte Wolters seine Akten dem Historiker Matthias Schmidt zugänglich, der 1982 eine erste kritische Speer-Biografie veröffentlichte.
Joachim Fest (1926–2006), der als redaktioneller Berater an Speers Veröffentlichungen und somit an seiner Selbststilisierung maßgeblich mitgewirkt hatte, äußerte später, Speer habe „uns allen mit der treuherzigsten Miene der Welt eine Nase gedreht.“
Der ehemalige KZ-Internierte Jean Améry schrieb über Speer, er bereue „aufs Lukrativste“.
The Observer schrieb im April 1944 über Speer und seine Kollegen, dass diese beispielhaft für einen neuen Typus des „erfolgreichen“ Durchschnittsmenschen mit konventionellen politischen Ansichten stehen, „der kein anderes Ziel kennt, als seinen Weg in der Welt zu machen, nur mittels seiner technischen und organisatorischen Fähigkeiten. […] Die Hitlers und Himmlers mögen wir loswerden, aber die Speers werden [noch] lange mit uns sein.“
Джерело: wikipedia.org
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