Adolf Anderssen
- Geburt:
- 06.07.1818
- Tot:
- 13.03.1879
- Zusätzliche namen:
- Karls Ernsts Ādolfs Andersens, Karl Ernst Adolf Anderssen,
- Nationalitäten:
- deutsche
- Friedhof:
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Adolf Anderssen (eigentlich Karl Ernst Adolf Anderssen; * 6. Juli 1818 in Breslau; † 13. März 1879 ebenda) war deutscher Schachmeister und einer der stärksten Schachspieler des 19. Jahrhunderts.
Leben
Karl Ernst Adolf Anderssen wurde am 6. Juli 1818 in Breslau als Sohn des Bürgers und Kaufmanns August Heinrich Anderssen und Elisabeth Caroline Anderssen, Mädchenname Schenck, geboren. In der Haupt- und Pfarrkirche St. Elisabeth in Breslau wurde er am 19. Juli 1818 getauft. Mindestens in den Jahren 1820 bis 1822 führte August Heinrich Anderssen laut den Schlesischen Instantien-Notizen eine Schnitt- und Modewarenhandlung. Diese gab er vermutlich vor 1824 auf, da er dann nicht mehr dort aufgeführt wird. Bei Adolf Anderssens Aufnahme in das Elisabethgymnasium am 30. September 1830 wird sein Vater August Heinrich als Privatlehrer bezeichnet. Adolf Anderssens Entlassungszeugnis vom 22. Mai 1838 führt seinen Vater als Buchhalter.
Obwohl Anderssen das Schachspiel schon mit neun Jahren in seinem Elternhaus von seinem Vater erlernte, dauerte es lange Zeit, bis sich das Talent Anderssens völlig entfaltet hatte. Insbesondere während seiner Gymnasial- und Studienzeit (er studierte Mathematik und Philosophie) in Breslau konnte sich Anderssen kaum mit anspruchsvollen Gegnern messen. In dieser Zeit entstanden einige Schachprobleme von ihm, die 1842 unter dem Titel Aufgaben für Schachspieler in Breslau veröffentlicht wurden.
Im Jahre 1851 entsandte ihn die Berliner Schachgesellschaft zum Turnier nach London, das er zum allgemeinen Erstaunen der Schachwelt gewinnen konnte. Eine außerhalb des Turniers gespielte Partie gegen Lionel Kieseritzky ist bis in die heutige Zeit als Unsterbliche Partie bekannt. Zu einem Wettkampf mit dem die Schachszene beherrschenden britischen Meister Howard Staunton kam es in der Folge nicht.
Im Jahre 1852 spielte er in Berlin eine weitere berühmte Partie: Gegen Dufresne gewann er die Immergrüne Partie.
Anderssen war kein Berufsschachspieler, sondern verdiente seinen Lebensunterhalt als Professor für Mathematik und deutsche Sprache am Friedrichs-Gymnasium in Breslau. Nur während der Ferien nahm er an Schachturnieren teil. Während der Europareise des amerikanischen Meisters Paul Morphy 1858/1859 kam es in Paris zu einem Wettkampf zwischen Anderssen und Morphy, in dem Anderssen sich mit 2:7 bei zwei Remisen geschlagen geben musste. Er beschönigte seine Niederlage nicht, sondern gab unumwunden zu, das größere Talent (Morphy) habe gesiegt. 1862 gelang es ihm, seinen Turniersieg in London von 1851 zu wiederholen. In diesem stark besetzten Turnier belegte der spätere Weltmeister Wilhelm Steinitz den 6. Rang. Im Sommer 1866 kam es dann zu einem Wettkampf zwischen Anderssen und Steinitz, den Anderssen nicht gewinnen konnte: er unterlag dem Jüngeren mit 6:8. Es ist bezeichnend, dass keine der zwischen den Kontrahenten während ihres Schachlebens gespielten Partien unentschieden ausging. Die Gesamtbilanz ihrer Turnier- und Wettkampfpartien lautet 10:9 für Steinitz. Nach Anderssens Tod bezog sich Steinitz auf den genannten Sieg, um sich selbst zum Schachweltmeister zu deklarieren, was niemand bestritt.
Anlässlich eines Turniers zur Feier von Anderssens 50-jährigem Schachjubiläum wurde am 18. Juli 1877 in Leipzig der Deutsche Schachbund gegründet.
Anderssen verstarb 1879 in seiner Heimatstadt Breslau und wurde dort auf dem Maria-Magdalenen-Friedhof beigesetzt. Durch Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges wurde das Grab erheblich beschädigt. Daher veranlasste der polnische Schachverband am 15. April 1957 Anderssens Exhumierung. Die sterblichen Überreste wurden zur Ehrenallee des Osoboiwicka-Friedhofs (Friedhof Oswitz) überführt.
Nach Adolf Anderssen ist auch eine Eröffnung benannt: die »Anderssen-Eröffnung« (1. a2 - a3). Mit diesem ungewöhnlichen Zug gewann Anderssen gegen Paul Morphy, Louis Paulsen und andere.
Anderssens beste historische Elo-Zahl war 2744. Diese erreichte er 1870. Zwischen 1861 und 1870 lag er mehrfach auf Platz 1 der Weltrangliste.
Schachkomposition
Lange Zeit vor Erscheinen seiner ersten Partien wurde Anderssens Name durch die Herausgabe seiner Aufgaben für Schachspieler und den damit verbundenen Nachdruck seiner darin enthaltenen Kompositionen in den Schachzeitungen des Auslandes bekannt. Er leitete - für damalige Zeiten noch ungewöhnlich - die Lösung seiner Aufgaben mit einem stillen Zuge ein. Er gehörte in der Zeit von 1842 bis 1852 zu den bedeutendsten Schachkomponisten. Von ihm sind 80 Schachaufgaben bekannt.
In seinem Werk Problemschach (1955) geht Herbert Grasemann auf die Bedeutung Anderssens für die Schachkomposition ein, die er als nicht geringer als Anderssens Wettkampferfolge in Partien einschätzt. Laut Grasemann habe Anderssen in seinen Aufgaben den Inhalt der Aufgaben im Vergleich zu frühen Komponisten des 19. Jahrhunderts wie Julius Brede deutlich vertieft und als erster den stillen Schlüsselzug verwendet, während dieser zuvor niemals am Anfang eines Schachproblems gestanden sei. Somit habe Anderssen „das Tor zur modernen Epoche des Schachproblems aufgestoßen“. Zur folgenden Komposition merkte Grasemann an: „Dem bereits den alten Arabern bekannten Schlußspiel ist etwas völlig Neuartiges vorangestellt: das „stille“ Opfer der stärksten Figur gegen umwandlungsbereite Bauern.“
Adolf Anderssen Illustrated London News, 1846 a b c d e f g h 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 a b c d e f g h Matt in fünf ZügenNach dem spektakulären Damenopfer 1. Db1-e1! d2xe1D gibt es nach 2. Td8-d4 gegen die Drohung 3. Td4-a4+ Lb5xa4 4. b3-b4+ De1xb4 5. a3xb4 matt keine Verteidigung mehr.
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