Anja Niedringhaus
- Geburt:
- 12.10.1965
- Tot:
- 04.04.2014
- Zusätzliche namen:
- Аня Нидрингхаус, Anja Niedringhaus
- Kategorien:
- Fotograf, Journalist
- Nationalitäten:
- deutsche
- Friedhof:
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Anja Niedringhaus (* 12. Oktober 1965 in Höxter; † 4. April 2014 in Bandakhil, Tanai Distrikt, Provinz Chost, Afghanistan) war eine deutsche Fotojournalistin, die aus Kriegsgebieten in Jugoslawien, Palästina, Afghanistan, Kuweit und Irak in einzelnen Fotos komplexe Geschichten erzählte. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 2014 wurde sie in Afghanistan erschossen.
Anja Niedringhaus wuchs mit zwei Geschwistern auf. Mit 17 Jahren begann sie für die Lokalredaktion der Neuen Westfälischen Zeitung in ihrer Heimatstadt Höxter zu arbeiten.[1]Nach dem Abitur ging sie für die Kindernothilfe nach Indien und erlebte das erste Mal wirkliches Elend. Sie studierte ab 1986 an der Universität Göttingen Germanistik, Philosophie und Journalismus und schrieb und fotografierte für das Göttinger Tageblatt. Niedringhaus arbeitete als Sportfotografin, zum Beispiel in Wimbledon.
Im Jahre 1990 begann sie bei der European Pressphoto Agency (epa) in Frankfurt am Main – als erste Frau wurde sie fest angestellt. Nach zwei Jahren Sport- und Gesellschaftsfotografie wurde sie 1992 in den gerade begonnenen Krieg in Jugoslawien geschickt. Ab 2002 arbeitete sie für die US-amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und auch als Reporterin und Kriegsberichterstatterin. Gleich bei ihrem ersten Einsatz in Sarajewo wurde sie durch Heckenschützen unter Feuer genommen und getroffen, sie überlebte dank einer kugelsicheren Weste. 1997 erlitt sie bei einem Unfall mit einem Polizeifahrzeug in Belgrad mehrere Fußfrakturen. Im Kosovo 1998 wurde ihr Wagen von einer Granate getroffen und sie von Granatsplitter verletzt.
2001 arbeitete Anja Niedringhaus zum ersten Mal in Afghanistan. 2003/04 gehörte sie zu den wenigen Kriegsreportern, die „embedded“, also innerhalb der US-Armee bei der Schlacht um Falludscha im Irak anwesend sein durften. Ihr berühmtestes Foto dieser Serie zeigt den damaligen US-Präsident George W. Bush, der streng geheim unter großen Sicherheitsvorkehrungen eingeflogen wurde, um im schwer gesicherten Flughafen Bagdad den Soldaten überraschend zum Thanksgiving-Fest einen Truthahn zu servieren.[4]Außer ihr hatte die Szene kein Fotograf abgelichtet. 2005 erhielt Niedringhaus für Fotoberichterstattung aus dem Irak − als erste deutsche Frau − zusammen mit neun AP-Kollegen den „Pulitzerpreis“. Im gleichen Jahr verlieh ihr die International Women’s Media Foundation (IWMF) ihren Preis „Courage in Journalism Award“. 2008 wurde ihr die „Goldene Feder“ für herausragende Reportagen als Frau in Krisengebieten verliehen. 2007 konnte sie ein akademisches Jahr mit einem Nieman Fellowship-Stipendium in Harvardverbringen.
Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgestellt, so im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, im Kasseler Kunstverein, im Internationalen Forum für Visuelle Dialoge C/O Berlin, im Museum of Fine Arts in Houston und Kunstammlungen der Ruhr-Uni in Bochum.
Attentat
Am 4. April 2014 wurde Niedringhaus im Osten Afghanistans von einem Polizisten erschossen. Ihre Text-Kollegin, die kanadische Journalistin Kathy Gannon, wurde bei dem Vorfall schwer verwundet. Die Journalistinnen waren mit einem Wahlkonvoi für die Präsidentschaftswahl am 5. April in die Provinzhauptstadt Chost gekommen, dann waren sie mit einem einheimischen Fahrer eigenständig weiter nach Tanai an der pakistanischen Grenze gefahren, um von dort über die Wahl zu berichten. Ein anwesender freier Mitarbeiter von AP-Television sagte aus, beide Frauen hätten sich in einem Auto befunden, als ein Polizist mit den Worten „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) mit einem Sturmgewehr AK-47 geschossen habe. Er sei danach widerstandslos festgenommen worden. Der Schütze soll Kommandeur eines Checkpoints vor dem Büro des Distriktgouverneurs gewesen sein. Seit Beginn des Präsidentschaftswahlkampfes am 15. Februar 2014 wurden in mindestens 20 Fällen Journalisten bedroht oder angegriffen, zwei starben im März.
Ausstellungen
- 15.06.13 – 02.07.13 - Kunstverein Höxter
- 22.08.12 – 03.09.12 - Fotografie aus Kriegsgebieten, Kasseler Kunstverein
- 03.06.12 – 13.01.13 - Fotografie Total. Werke aus der Sammlung MMK Frankfurt
- 21.01.12 – 15.04.12 - Anja Niedringhaus – 20 Jahre Fotografie aus Kriegsgebieten, Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum
- 10.09.11 – 04.12.11 - At War. Einzelausstellung, 40 Großabzüge von Schwarz-Weiß-Fotografien aus den vergangenen zehn Jahren, C/O Berlin
- 25.09.10 – 25.04.11 - The Lucid Evidence. Fotografie aus der Sammlung des MMK Frankfurt
- 11.01.03 – 26.03.03 - M_ARS - Kunst und Krieg Neue Galerie, Graz
- 28.09.01 – 03.03.02 - Szenenwechsel XX MMK Frankfurt
Auszeichnungen
- 2005: Pulitzer-Preis für Aktuelle Fotoberichterstattung, für die Serie von Fotografien über die blutigen Kämpfe in den irakischen Städten.
- 2005: International Women's Media Foundation Courage in Journalism Award (IWMF)
- 2008: Goldene Feder
- 2011: 1. Preis beim Abisag-Tüllmann-Preis
Ursache: wikipedia.org
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17.08.1903 | Pulitzer-Preis
Der Pulitzer-Preis ist ein US-amerikanischer Journalisten- und Medienpreis. Er ist dort bei Journalisten ebenso berühmt und begehrt wie der Oscar in der Filmindustrie. Mit seinen Auszeichnungen für Romane und Sachbücher ist er der wichtigste US-amerikanische Literaturpreis. Es werden zudem Reportagen, Fotos, Karikaturen, Theaterstücke und Musikaufnahmen ausgezeichnet. Er wurde vom Journalisten und Zeitungsverleger Joseph Pulitzer gestiftet und wird seit 1917 verliehen. Jährlich gibt die Pulitzer-Journalisten-Schule an der New Yorker Columbia Universität die Preisträger bekannt, die von einer Jury aus US-amerikanischen Journalisten und Verlegern ausgewählt werden. Das Preisgeld beträgt je Kategorie ca. 10.000 US-Dollar.