Henning Voscherau
- Geburt:
- 13.08.1941
- Tot:
- 23.08.2016
- Kategorien:
- Politiker
- Nationalitäten:
- deutsche
- Friedhof:
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Henning Voscherau (* 13. August 1941 in Hamburg; † 23. August 2016 ebenda) war ein deutscher Rechtsanwalt und Notar. Als Politiker der SPD war er von 1988 bis 1997 Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.
Familie
Er war der Sohn des Schauspielers Carl Voscherau, der Neffe des Volksschauspielers Walter Scherau (eigentlich Walter Voscherau) und Bruder von Eggert Voscherau. Seit 1971 war Voscherau mit seiner Frau Annerose verheiratet, einer Apothekerin. Das Paar hatte einen Sohn und zwei Töchter.
Voscherau starb am 23. August 2016 in Hamburg im Alter von 75 Jahren an den Folgen eines Hirntumors.
Werdegang
Voscherau studierte nach dem Abitur am Gymnasium Oberalster Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg. Im Jahr 1969 schloss er das Studium mit seiner Promotion ab. Von 1974 (mit Unterbrechung von 1988 bis 1997) bis 2011 war er in Hamburg als Notar tätig. Seit 2011 führte er mit seinem Sohn, dem Rechtsanwalt Carl-Christian Voscherau, eine Bürogemeinschaft.
Politische Karriere
Voscherau bezeichnete sich selbst als „geborenen Sozi“, unter anderem waren seine Eltern und sein Großvater in der SPD. Er selbst trat der SPD 1966 bei. Seine politische Laufbahn begann 1970 mit der Wahl in die Bezirksversammlung Wandsbek, in der er auch Fraktionsvorsitzender seiner Partei war und der er bis zur Wahl in die Hamburger Bürgerschaft 1974 angehörte.
Bereits seit 1981 gehörte er dem Landesvorstand der SPD in Hamburg an. Im Jahr 1982 wurde er Fraktionsvorsitzender der SPD und behielt diese Funktion bis 1987, bevor er am 8. Juni 1988 zum Nachfolger von Klaus von Dohnanyi als Erster Bürgermeister Hamburgs gewählt wurde. Dem von seinem Amtsvorgänger im Herbst 1987 erzielten Kompromiss mit ehemaligen Hausbesetzern der Hafenstraße stand er kritisch gegenüber und vertrat eine härtere Linie. Schließlich verzichtete er darauf, die Häuser räumen und abreißen zu lassen, da die Bewohner eine Bebauung angrenzender Freiflächen akzeptieren.
Vom 1. November 1990 bis zum 31. Oktober 1991 war Voscherau Präsident des Bundesrates. Am 8. Oktober 1997 trat er zurück, nachdem die von ihm gewünschte Koalition mit der Statt Partei nicht zustande kam und stattdessen ein rot-grünes Bündnis geschlossen wurde, das er nicht guthieß. Er zog sich daraufhin aus der aktiven Politik zurück, blieb aber bis 2001 Mitglied des SPD-Bundesvorstandes.
Nach einer wegen Stimmzetteldiebstahls gescheiterten SPD-internen Mitgliederbefragung über die Frage, ob Mathias Petersen oder Dorothee Stapelfeldt Ole von Beust (CDU) bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg 2008 herausfordern sollten, wurden Voscherau gute Chancen eingeräumt, erneut Spitzenkandidat der SPD zu werden. In einem Brief an den Landesvorsitzenden teilte er am 5. März 2007 jedoch mit, er habe sich wegen der Befürchtung, nicht dauerhaft unterstützt zu werden, und aus Rücksicht auf seine Familie entschlossen, nicht anzutreten.
Voscherau war einer der Initiatoren der Hamburg-HafenCity und wurde als „Vater der Hafencity“ betitelt; für sein Engagement wurde er 2011 mit der Bürgermeister-Stolten-Medaille geehrt, der höchsten Auszeichnung der Freien und Hansestadt Hamburg.
Weitere Tätigkeiten
Im April 2012 wurde Henning Voscherau Vorsitzender des Aufsichtsrats der South Stream Transport AG, einem Joint Venture von Gazprom und dem italienischen Energieversorger Eni.
Henning Voscherau gehörte seit 2003 dem Vorstand der Deutschen Nationalstiftung an, war dort stellvertretender Vorsitzender des Senats, weiterhin gehörte er dem Kuratorium der Hamburger Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius an und war sowohl Aufsichtsrats- als auch Kuratoriumsmitglied der privaten Hamburger Bucerius Law School.
Nach dem Rücktritt von Christian Wulff war er im Februar 2012 als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten im Gespräch.
Voscherau war Vorsitzender der Mindestlohn-Kommission, die in Deutschland über die Anpassung der Höhe des gesetzlichen Mindestlohns befindet. Nach einer Operation am Kopf legte er das Amt im April 2015 aus gesundheitlichen Gründen nieder.
Er war zudem Ehrenmitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.
Trivia
Der 2001 von Dieter Wedel inszenierte Sechsteiler Die Affäre Semmeling, der in Hamburg spielt, weist, trotz gegenteiliger Beteuerung, zahlreiche Parallelen zur Person Henning Voscherau, seinem Nachfolger Ortwin Runde sowie zur Hamburger SPD auf. Der von Robert Atzorn gespielte Hamburger Bürgermeister „Dr. Klaus Henning“ gilt im Gegensatz zu seinem bodenständigen, in der Partei verhafteten Nachfolger Axel Ropert, als intellektueller integrer Politiker, der auf Grund familiärer Probleme sowie eines sich mit den Grünen abzeichnenden Bündnisses zurücktritt. Voscherau erkannte sich in der Rolle des Dr. Henning aber nicht wieder; eine Szene, in der Sozialdemokraten in der Oper eine Intrige schmieden, bezeichnete er als unmöglich, „da dort nicht genug SPD-Mitglieder zusammenkommen.“[3]
Siehe auch
- Senat Voscherau I
- Senat Voscherau II
- Senat Voscherau III
Auszeichnungen
- 2011: Bürgermeister-Stolten-Medaille
Ursache: wikipedia.org
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