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Lars Gustafsson

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Geburt:
17.05.1936
Tot:
03.04.2016
Mädchenname:
Lars Erik Einar Gustavsson
Zusätzliche namen:
Lars Gustafsson
Kategorien:
Dichter, Philosoph, Schriftsteller
Nationalitäten:
 schwede
Friedhof:
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Lars Gustafsson (* 17. Mai 1936 in Västerås; † 3. April 2016) war ein schwedischer Schriftsteller und Philosoph.

Lars Gustafsson studierte Literatur, Philosophie und Soziologie an den Universitäten von Uppsala/Schweden und Oxford. Seit den 1960er Jahren trat er als Lyriker, Philosoph und Romancier in Erscheinung. Neben seinem literarischen Schaffen war er von 1962–1972 Chefredakteur der renommierten Literaturzeitschrift Bonniers Litterära Magasin. Schon bald knüpfte er internationale Kontakte, auch in der Welt der Literatur, z. B. zur deutschen Autorengemeinschaft Gruppe 47.

Durch ein DAAD-Stipendium für einen einjährigen Arbeitsaufenthalt in West-Berlin gelangte er 1972 nach Deutschland, wo er für zwei Jahre lebte. In diese Zeit fielen ausgedehnte Reisen, u. a. nach Australien, Singapur, Tokio, Israel und in die USA. 1961 wurde er im Fach Theoretische Philosophie promoviert. Nach Veröffentlichung seines akademischen Werkes Sprache und Lüge, einer Auseinandersetzung mit den Sprachphilosophien von Friedrich Nietzsche, Alexander Bryan Johnson und Fritz Mauthner, schloss er 1979 seine Habilitation ab. 1981 konvertierte Gustafsson, der 1982 die Jüdin Alexandra Chasnoff heiratete, zum Judentum. Diesen Schritt begründete er mit privaten Motiven und seinem Respekt vor jüdischen Philosophen wie Martin Buber und Emmanuel Levinas. 1983 bis 2006 war er Professor für Germanistische Studien und Philosophie an der University of Texas in Austin/Texas. Seit Mai 2006 lebte er in Södermalm, Stockholm; die Sommermonate verbrachte er regelmäßig in Västmanland.

Im Jahre 2009 machte er anlässlich der Europawahl 2009 Schlagzeilen, als er mit einem Wahlaufruf offiziell die schwedische Piratenpartei unterstützte. Zur Begründung sagte der Autor:

„Letztlich geht es um das Bürgerrecht auf Information. Das ist wichtiger als das Urheberrecht.“

Lars Gustafsson

Am 25. August 2010 verließ Gustafsson die schwedische Piratenpartei aus Protest gegen die Zusammenarbeit mit dem Portal WikiLeaks, welchem er vorwarf, Todeslisten für die Taliban zu liefern.

Einer seiner zahlreichen Aufenthalte in Deutschland stand in Zusammenhang mit der Tübinger Poetik-Dozentur, an der sich Gustafsson 2005 als Dozent beteiligte. Seine Vorlesungen sind unter dem Titel Augenblick und Gedicht veröffentlicht.

Mit der Verleihung der Goethe-Medaille 2009 wurde Gustafsson für sein umfangreiches literarisches Werk und den darin enthaltenen starken Deutschlandbezug geehrt. Das Goethe-Institut hob in seiner Begründung hervor, der Autor habe „seit den 70er Jahren das deutsche Schwedenbild jenseits der großen Kinderbuchtradition und der populären schwedischen Kriminalliteratur geprägt.“ Besonders in seiner Pentalogie Risse in der Mauer schicke er den Leser auf eine Zeitreise durch die 1960er und 1970er Jahre Schwedens, die präzise und kritisch den Wandel im gesellschaftlichen Wertesystem verfolge.

Lars Gustafsson war unter anderem Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Akademie der Künste in Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München.

Er war von 1962 bis 1982 mit der Lyrikerin Madeleine Gustafsson verheiratet; aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Mit seiner zweiten Frau Alexandra Chasnoff hatte er ebenfalls zwei Kinder. Im September 2005 heiratete er die Lehrerin Agneta Blomqvist, die Co-Autorin einiger Bücher von Lars Gustafsson ist.

Werke

1957 gab er sein literarisches Debüt mit dem Roman Vägvila (Wegesrast), der eine Mischung aus Prosa und Lyrik darstellt. Sein erster Gedichtband, Ballongfararna (Die Ballonfahrer), erschien 1962.

In der Romanreihe Risse in der Mauer geht es um die späten 1960er und frühen 1970er Jahre. Der Band umfasst die Autobiographie Herr Gustafsson persönlich (1972), das Jugenddrama Wollsachen (1974) sowie Familientreffen (1976), Sigismund (1977) und Tod eines Bienenzüchters (1978). Im Jahr 2003 wurde in Schweden der Roman Wollsachen unter dem Titel Sprickorna i muren (Risse in der Mauer) verfilmt.

Bei dem kurzen Roman Nachmittag eines Fliesenlegers (En kakelsätteres eftermiddag, 1991) handelt es sich eher um eine philosophische Parabel über Sinn und Sinnlosigkeit des Lebens, dessen Geheimnisse vom Menschen nie wirklich entschlüsselt werden könnten.

Bezeichnenderweise sagt der Autor über sich selbst: „Ich neige dazu, mich als einen Philosophen zu betrachten, der die Literatur zu einem seiner Werkzeuge gemacht hat.“ Umgekehrt spiegelt aber auch sein philosophisches Werk seine literarischen Interessen, hat er sich doch besonders mit Sinn und Bedeutung, mit Mehrsprachigkeit und Kreativität auseinandergesetzt.

In dem 1993 veröffentlichten Roman Historien med hunden (deutsch 1994 Die Sache mit dem Hund) verarbeitet der Autor die posthum aufgedeckten Artikel des Wissenschaftlers Paul de Man.

In Geheimnisse zwischen Liebenden (Tjänarinnan. En kärleksroman, 1996) geht es um einen erfolgreichen Mann von Ende 50, der sich nicht recht traut, der Liebe, die er für seine kolumbianische Putzfrau empfindet, Ausdruck zu verleihen.

Auszeichnungen

  • 1990: Großer Preis des Samfundet De Nio
  • 1990: Bellman-Preis
  • 2003: Aniara-Preis
  • 2006: Gerard-Bonnier-Preis
  • 2009: Goethe-Medaille
  • 2009: Selma-Lagerlöf-Preis
  • 2015: Thomas-Mann-Preis

Liste der Veröffentlichungen

  • Vägvila (1957, Wegesrast - nicht ins Deutsche übersetzt)
  • Poeten Brombergs sista dagar och död, Roman (1959, Letzte Tage und Tod des Poeten Bromberg – nicht ins Deutsche übersetzt)
  • Bröderna, Roman (1960, Die Brüder - nicht ins Deutsche übersetzt)
  • Ballongfararna, Gedichte (1962, Die Ballonfahrer - nicht ins Deutsche übersetzt)
  • Der eigentliche Bericht über Herrn Arenander (1966), Erzählung. - Deutsch von Gustav Adolf Modersohn, Carl Hanser Verlag, München 1969.
  • Die Maschinen, Gedichte (1967)
  • Bakunins Reise / Thorn, Erzählungen (1968)
  • Utopien, Essays (1970)
  • Herr Gustafsson persönlich, Roman (1972)
  • Wollsachen, Roman (1973, Yllet)
  • Die unnötige Gegenwart, Essays (1974, Den onödiga Samtiden zusammen mit Jan Myrdal)
  • Världsdelar, Reiseberichte (1975, Erdteile - nicht ins Deutsche übersetzt)
  • Das Familientreffen, Roman (1975, Familjefesten)
  • Sigismund, Roman (1976)
  • Die Tennisspieler, Erzählung (1977, Tennisspelarna)
  • Eine Liebe zur Sache, Prosastücke (1977, Auswahl aus Den Lilla Världen und I Mikroskopet)
  • Der Tod eines Bienenzüchters, Roman (1978)
  • Sprache und Lüge. Drei sprachphilosophische Extremisten: Friedrich Nietzsche, Alexander Bryan Johnson, Fritz Mauthner (1978), Habilschrift. - Deutsch von Susanne Seul, Carl Hanser Verlag, München 1980.
  • Erzählungen von glücklichen Menschen, Erzählungen (1981)
  • Die Stille der Welt vor Bach (Gedichte, 1982, Världens tystnad före Bach)
  • Trauermusik, Roman (1983, Sorgemusik för frimurare)
  • Die dritte Rochade des Bernard Foy, Roman (1986)
  • Die Kunst den November zu überstehen und andere Geschichten, Erzählungen (1988)
  • Das seltsame Tier aus dem Norden und andere Merkwürdigkeiten, Science Fiction (1989, Det sällsamma djuret fran norr)
  • Nachmittag eines Fliesenlegers (1991, En kakelsätteres eftermiddag)
  • Die Sache mit dem Hund, Roman (1993, Historien med hunden)
  • Palast der Erinnerung, Roman (1994, Ett Minnespalats, Vertikala Memoarer)
  • Geheimnisse zwischen Liebenden, Roman (1996, Tjärnarinnan. Ein kärleksroman.)
  • Windy erzählt, Roman (1999, Windy berätter)
  • Blom und die zweite Magenta, Jugendbuch (2001)
  • Auszug aus Xanadu, Gedichte (2003, En tid i Xanadu)
  • Der Dekan, Roman (2004, Dekanen)
  • Augenblick und Gedicht. Tübinger Poetik-Dozentur 2005. (2006)
  • Die Sonntage des amerikanischen Mädchens, Verserzählung (2006, Den amerikanska flickans söndagar) ISBN 978-3-446-20927-5.
  • Alles, was man braucht. Ein Handbuch für das Leben. (2006, Herr Gustafssons familjebok - zusammen mit Agneta Blomqvist), aus dem Schwedischen von Verena Reichel; Hanser Verlag, München 2010, ISBN 978-3-446-23550-2.
  • Die Logik der Toleranz. Essay, 17. Februar 2007, auch online
  • Frau Sorgedahls schöne weiße Arme. Roman, (2008, Fru Sorgedahls vackra vita armar) ISBN 978-3-446-23273-0.
  • Das Lächeln der Mittsommernacht. Bilder aus Schweden. zusammen mit Agneta Blomqvist (2012), Hanser Verlag, München 2013, ISBN 978-3-446-23978-4.
  • Der Mann auf dem blauen Fahrrad, Roman (2012, Mannen på den blå cykeln. Drömmar ur en gammal kamera), Hanser Verlag, München 2013, ISBN 978-3-446-24335-4.
  • Das Feuer und die Töchter, Lyrik (Elden och döttrarna), Hanser, München 2014, ISBN 978-3-446-24473-3.
  • Die frühen Werke wurden zum Teil durch Hans Magnus Enzensberger ins Deutsche übersetzt, ab Herr Gustafsson persönlich wurden die Bücher von Verena Reichel übertragen.

Film

  • 1977: Lars Gustafsson. Eine Produktion des Saarländischen Rundfunks/Fernsehen (45 Minuten). Buch und Regie: Klaus Peter Dencker

 

Ursache: wikipedia.org

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