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Pawel Filonow

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Geburt:
08.01.1883
Tot:
03.12.1941
Mädchenname:
Pawel Nikolajewitsch Filonow
Zusätzliche namen:
Pavel Filonov, Па́вел Никола́евич Фило́нов, Pavel Nikolayevich Filonov
Kategorien:
Künstler, Maler
Nationalitäten:
 russisch
Friedhof:
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Pawel Nikolajewitsch Filonow (russisch Павел Николаевич Филонов, wiss. Transliteration Pavel Nikolaevič Filonov; * 27. Dezember 1882jul./ 8. Januar 1883greg. in Moskau; † 3. Dezember 1941 in Leningrad) war ein herausragender russischer Maler, Kunsthistoriker und Dichter, der der Russischen Avantgarde zuzurechnen ist.

Pavel Filonov

Pawel Filonow wurde am 8. Januar 1896 in Moskau geboren, wo er 1894 bis 1896 eine städtische Gemeindeschule besuchte, die er mit Auszeichnung abschloss. Nach dem Tod des Vaters und der Mutter zog er zu der Familie seiner Schwester nach St. Petersburg, wo er fünf Jahre lang Malerei in den Abendkursen an der Schule der Gesellschaft zur Förderung der Künste lernte. In dieser Zeit arbeitete er als Anstreicher und Dekorateur, entwarf Werbebilder und fertigte Drucklithografien, um sich vielseitige technisch-künstlerische Kompetenz zu erwerben.

Von 1903 bis 1908 nahm er dann Unterricht im Atelier von Lew Dmitijew-Kawkasski und besuchte danach als Gasthörer die Petersburger Kunstakademie, die er jedoch im Herbst 1910 ohne Abschluss verlassen musste. Auf Grund seiner Aussagen in „1906-1907 wurden bereits naturalistische und abstrakte Determinanten eingeführt, bis zu dem Punkt, dass man die physiologischen Prozesse in den Bäumen malte und drumherum den von ihnen ausgehenden, ausströmenden Duft. Die Prozesse malen, die in ihnen vorgehen und die um sie herum eine Reihe von Phänomenen in der Sphäre bilden.“

Zunächst suchte Filonow noch nach weiteren Anregungen, die er auf vielfältigen Reisen sammelte – auf der Wolga bis nach Astrachan, auf dem Meer bis Baku und Batumi, auf einer Pilgerfahrt über Konstantinopel nach Palästina (es scheint belegt zu sein, dass er 1908 in Jerusalem war), und schließlich 1912 auf einer sechsmonatigen Rundreise über Deutschland nach Italien und Frankreich, besucht Rom und viele andere italienische Städte wie auch Lyon und Paris – hierbei auf weiten Strecken zu Fuß wo er einige Bilder malte, ohne sich von der dortigen Moderne inspiriert zu füllen.

Filonow schloss sich als Gründungsmitglied von 1910 bis 1914 dem „Bund der Jugend“ (Общество художников «Союз молодёжи») an, einer Petersburger Künstlervereinigung initiiert und geleitet von Jelena Guro und Michail Matjuschin, an deren Ausstellungen sich einige Symbolisten und Künstler des Jugendstil beteiligten. Er selbst nahm an drei von der Gruppe organisierten Ausstellungen teil, publizierte Manifeste und schrieb alogische Verse. Während dieser Zeit hat er bereits eine ganze Reihe von wichtigen Werken geschaffen (s. unten). „Jedes Stück des Gemäldes ist ein Teil des vorbei-rauschenden Lebens, das jeden Augenblick seinen Inhalt verändert, und daher erträgt es auch nicht das Joch der Benennung.“

Eine Untersuchung der Berührungspunkte Filonow's Kunst mit den Symbolisten, vor allem der klaren Führung einer Linie von Wrubel, aber auch den Einflüssen von James Ensor, Odilon Redon oder Jan Toorop bei denen ein subjektiver Impuls jedem Mal-Akt vorausging, steht noch aus. Allerdings hat er wohl aus dem Symbolismus die Notwendigkeit zur Änderung von Proportionen, um zum Kern der äußeren Erscheinungswelt vorzudringen, hergeleitet.

Am 11. März 1912 wurden seine Arbeiten auch in Moskau bei einer gleichnamigen Ausstellung mit der Künstlergruppe Eselsschwanz gezeigt. Bereits gegen Ende dieses Jahres verfasst Filonow den Aufsatz „Kanon und Gesetz“, in dem erstmals die Prinzipien der analytischen Kunst dargelegt werden. „Wir haben durch unsere Lehre das Leben als solches in die Malerei aufgenommen, und es ist klar, dass alle weiteren Folgerungen und Entdeckungen nur von ihr ausgehen werden, weil alles vom Leben ausgeht und außerhalb des Lebens nicht einmal Leere existiert; von nun an werden die Menschen in den Gemälden leben, wachsen, sprechen und denken, und sie werden sich in alle Geheimnisse des großen und armseligen Menschenlebens, des gegenwärtigen und zukünftigen, verwaldeln, dessen Wurzeln in uns liegen und die ewige Quelle ebenfalls.“ 1913 gestaltete er die recht großen Bühnenbilder für die Tragödie „Wladimir Majakowski“, in der weiterhin wichtige Dichter Majakowski selbst die Hauptrolle spielte.

In den Jahren 1914 bis 1915 schuf er Illustrationen für futuristische Bücher, darunter auch für den Sammelband „Brüllender Parnass“ zur Herausgabe von Iwan Puni und Michail Matjuschin sowie den Gedichtband von Welimir Chlebnikow mit dem Filonow viele Ansätze im Hinblick auf die lettrische Entwicklungen in der Malerei mit regelrechten Schrift-Bildern, auf denen Wörter grafisch vereinzelt und zu eigenständigen Bildzeichen umgewertet werden, teilte.

Zu dieser Zeit entstand in der Russischen Avantgarde eine originelle aber kurzlebige Stilrichtung Kubo-Futurismus basierend auf den westlichen Kunstrichtungen Futurismus aus Italien mit der Begrüßung von Urbanismus „Maschinenzivilisation“ und Kubismus aus Frankreich mit den Anfängen im Pariser „Salon der Unabhängigen“. Dieser Stil ist in der Zeichnung Drei Figuren zu sehen. Aber bei ihm dominiert nicht die Fläche, die Konstruktion beruht auf der Linie. Dadurch wird eine gewisse Dynamik der Komposition erzeugt, die noch durch die Haltung der Figuren unterstützt wird.

Filonow’s analytische Malerei strebte jedoch ins „Pflanzenhaft-Organische“ sowie „Mystisch-Kosmische“. Dem >sehenden Auge< sind Farbe und Form des Objektes untergeordnet. Das >wissende Auge< entdeckt aufgrund seiner Intuition verborgene Prozesse, und der Künstler malt sie abstrakt als >zu erfindende Form<, welche der Maler in das Bild zugleich in „Serien von Verwandlungsprozessen“ projiziert.

In diese Zeit bereits fällt die Entstehung seiner ersten Gedanken zum fortwährenden Bereich Analytische Kunst von der atomaren Analyse bis zur Synthese von Makrostrukturen. Mit der Gründung einer sog. „Intimen Werkstatt der Maler und Zeichner „Gemachte Bilder““ als eine Vereinigung von Gleichgesinnten, die im März 1914 ein gleichnamiges Manifest als Druckfaltblatt veröffentlichten, unternimmt der Maler die ersten Schritte in seine ganz eigene Kunstrichtung. Einer seiner wenigen Freunde war der futuristische Dichter und Musiker Alexej Krutschonych, der Filonow viel später in seinem Nachtruf einen „Zeugen des Unsichtbaren“ nannte. Im März 1915 wurden dann sein eigener Band „Lied der weltweiten Blüte“ mit transrationalen Gedichten bzw. als rhythmische Prosa und eigenen Illustrationen vom Verlag „Schurawl“ in St. Petersburg als „Gesangbuch vom Weltgewächs“ herausgegeben. Im gleichen Jahr verfasste Filonow das theoretische Manifest „Gemachte Bilder“.

Vom Herbst 1916 bis Anfang 1918 (Februarrevolution) musste er einen Militärdienst an der rumänischen Front ableisten. 1918 kehrte er nach Petrograd zurück und nahm im Mai-Juni 1919 an der „Ersten Staatlichen Freien Ausstellung künstlerischer Werke“ im Winterpalast teil, wo er den 22 Gemälde umfassenden Zyklus „Einführung ins Welterblühen“ zeigte.

1922 nahm Filonow teil an der Ausstellung „Vereinigung neuer Richtungen in der Kunst“ im Museum für künstlerische Kultur - „Filonow zeigte gemeinsam mit anderen Künstlern alle seine Arbeiten, angefangen mit den akademischen Studien. Später stellte er sie nicht mehr aus.“ Die Erste Russische Kunstausstellung Berlin 1922 zeigte seine „Komposition“, während weitere Werke au der Fünften Ausstellung der „Künstlergemeinde“ in Petrograd)zu sehen waren.

Ab 1923 war er Mitglied des GINChUK, das unter der Leitung von Kasimir Malewitsch stand. Filonow leitete dort zeitweise die Abteilung für Allgemeine Ideologie. Erhalten blieb das Forschungsprogramm des Künstlers: „Grundlage des Unterrichts der bildenden Kunst nach dem Prinzip der reinen Analyse, als höchste Stufe des Schaffens. System >Welterblühen<“. In dieser Zeit pflegte er auch Kontakte mit Wissenschaftlern u. a. dem Physiker Jakow Frenkel und einer bekannten russische Genetikerin R. Berg.

1925 gründete er die Künstlergruppe „Meister der Analytischen Kunst“ (мастера аналитического искусства), die einen regen Zulauf zu verzeichnen hatte, jedoch offiziell erst 1927 anerkannt wurde. Im Herbst 1925 fand in der Akademie der Künste eine dreitägige Ausstellung von Arbeiten der Gruppe statt. Am 17. April 1927 dann im Leningrader Haus der Presse eine „Ausstellung der Meister der analytischen Kunst. Die Folonow-Schule“. Am 1. November ist Filonow in einer Ausstellung neuester Kunstrichtungen im Russischen Museum vertreten. Nach ist Filonows Grundkonzept: „Die Darstellung des Gegenstandes nicht durch seine äußere, sichtbare Form, sonder mittels der Vergegenwärtigung der inneren Funktionen und Prozesse, die sich im Gegenstand ereignen.“ (zu zeigen). Er empfahl „nicht große, sondern kleine Pinsel“, um „buchstäblich jedes Atom zu >machen<. In den >lebendigen Köpfen< mit ihrer offen gelegter Zellstruktur werden organische Komponenten des Menschen dargestellt – eine Vorgehensweise, die einige Jahrzehnte später in der Bionik zur Anwendung kommen. Oder auch „So kann man etwa, wenn man nur den Stamm, die Äste, Blätter und Blüten sagen wir eines Apfelbaumes sieht, dennoch gleichzeitig wissen […], wie die Wurzelfäden den Saft aus dem Boden aufnehmen und aufsaugen, wie diese Säfte durch die Zellen des Holzes hoch steigen, wie sie sich in ständiger Reaktion auf Licht und Wärme verteilen, umgearbeitet und verwandelt werden in die atomistische Struktur des Stammes und der Zweige, in grüne Blätter, in weißrote Blüten […]“ in Offiziell funktionierte die Gruppe der Anhänger der Analytischen Kunst dann noch aktiv bis 1932, Arbeitstreffen in Filonows Atelier gab es aber noch bis zu seinem Tod im Jahr 1941.

Vom Herbst 1929 bis Dezember 1930 wurde seine geplante Einzelausstellung im Staatlichen Russischen Museum eingerichtet, jedoch letztendlich für die Öffentlichkeit nicht eröffnet. Danach wurde er an der Arbeit gehindert und seine Werke konnten nur noch in wenigen Ausstellungen sehr eingeschränkt gesehen werden, in denen sich die Komplexität der Beziehung zwischen Abstraktion und Figuration spiegelten. Seine selbst noch in der Abstraktion erzählerischen, vielschichtigen und transistorischen Bilder sind nur noch einem engen Kreis der Anhänger zugänglich geblieben.

Pawel Filonow starb im Dezember 1941 in der Karpowka 19, wo er seit 1919 wohnte und arbeitete, ausgehungert und mit einer Lungenentzündung während der Belagerung von Leningrad im Zweiten Weltkrieg. Als er kurz zuvor am Dachfenster über seinem Atelier im Haus der Literaten angetroffen wurde, wo er nächtliche Wache für seine Bilder stand, sagte er, dass dies keine Zeitverschwendung sei. „Unterdessen schaffe ich ein neues Werk. Es wird uns alle überleben.“

Nach dem Tod des Künstlers befand sich praktisch sein gesamtes Werk lange Zeit im Haus seiner Schwester. Später schenkte sie erst einige Bilder dann 1977 das ganze Erbe in seinem Sinne dem Staatlichen Russischen Museum, wo jetzt diese Sammlung konzentriert ist. Eine große Ausstellung wurde in Leningrad erst 1988 nachgeholt, und nach einer Zwischenstation in Moskau auch im Pariser Centre Pompidou und in der Kunsthalle Düsseldorf.

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1910–1012 Teilnahme an drei Ausstellungen der Künstlergruppe „Bund der Jugend“ (Общество художников «Союз молодёжи») in St. Petersburg
  • April-Juni 1919 Erste staatliche freie Ausstellung der Kunstwerke (Maler aller Richtungen) im Winterpalast, Petrograd
  • 1922 Ausstellung Vereinigung neuer Richtungen in der Kunst im Museum für künstlerische Kultur in Petrograd
  • Oktober-Dezember 1922 Erste Russische Kunstausstellung Первая выставка русского искусства (in den Räumen der Galerie van Diemen), Berlin
  • August-September 1967 Pavel Finolow 1883–1941 in Nowosibirsk
  • April 1977 Russian and Soviet Painting, The Metropolitan Museum of Art, New York
  • Oktober-November 1977 Werke aus der Sammlung Costakis, Kunstmuseum Düsseldorf
  • Mai-November 1979 Paris – Moscou 1900–1930, Centre Pompidou, Paris
  • Juli 1980 The Avant-Garde in Russia 1910–1939. New Perspectives, Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington
  • Oktober-Dezember 1982 Art and Revolution, Seibu Museum of Art, Tokio
  • Dezember 1984 – Mai 1985 Russische und sowjetische Kunst in Düsseldorf
  • März 1989 Avanguardia russa, Palazzo Reale (Mailand)
  • September-November 1990 Pawel Filonow und seine Schule, Städtische Kunsthalle Düsseldorf (davor Februar-April 1990 im Centre Pompidou – Musée National d´Art Moderne)
  • 28. September bis 13. November 2006 Filonow: Die Spaltung des Seelen-Atoms im Kopf, St. Petersburg (im Korpus Benois des Russischen Museums)

Ausstellungskataloge

  • russisch Павел Филонов Pawel Filonow (Malerei, Graphik) aus der Sammlung des Städtischen Russischen Museums, Verlag „Aurora“, Leningrad, 1988 ISBN 5-7300-0123-1
  • Jürgen Harten und Jewgenija Petrowa: Pawel Filonow und seine Schule Städtische Kunsthalle Düsseldorf 15. September – 11. November 1990, DuMont Buchverlag Köln, 1990, ISBN 3-7701-2634-3

Literatur

  • Pavel Filonov: „A Hero and His Fate" collected writings on art and revolution 1914–1940, translated, edited and annotated by Nicoletta Misler and John E. Bowlt, Silvergirl, Inc., Austin, Texas, 1983 ISBN 0-941432-05-X
  • John E. Bowlt, Nicoletta Misler: „Filonov: Analytical Art“ (russisch Филонов: Аналитическое искусство) Übersetzung aus dem Englischen ins Russische 1990 ISBN 5-269-00078-4

 

Ursache: youtube, wikipedia.org

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