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Raoul Wallenberg

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Geburt:
04.08.1912
Tot:
17.07.1947
Zusätzliche namen:
Рауль Валленберг, Rauls Gustavs Vallenbergs, почетный гражданин США и Канады, Raoul Gustav Wallenberg
Kategorien:
Diplomat, Geschäftsmann, Held einer ganzen Nation, Opfer der Repression (Völkermord) des sowjetischen Regimes
Nationalitäten:
 schwede, jude
Friedhof:
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Raoul Wallenberg [ˌɹɑːʊl ˈvalːənbæɹʝ] (* 4. August 1912 in Kappsta auf Lidingö bei Stockholm; Werdegang nur bis Mitte 1947 bekannt) war ein schwedischer Diplomat. Bekanntheit erlangte er durch seinen Einsatz zur Rettung ungarischer Juden während des Holocausts.

Herkunft und Familie

Raoul Wallenberg wurde in Kappsta als Sohn des schwedischen Marineoffiziers Raoul Oscar Wallenberg (1888–1912) und Maria „Maj“ Sofia Wising (1891–1979), die auch jüdische Vorfahren hatte, geboren. Vater Raoul Wallenberg, der der berühmten schwedischen Bankiers- und Unternehmerfamilie angehörte (Familie Wallenberg), starb drei Monate vor der Geburt seines Sohnes an Krebs. Wallenbergs Großvater väterlicherseits war ebenfalls schwedischer Diplomat. Sechs Jahre nach dem Tod ihres ersten Ehemannes heiratete seine Mutter 1918 erneut. Fredrik von Dardel wurde Wallenbergs Stiefvater. Aus dieser Ehe ging seine Halbschwester Nina hervor, die den schwedischen Juristen Gunnar Lagergren heiratete und deren Tochter heute mit Kofi Annan verheiratet ist.

Ausbildung und Beruf

1931 ging Wallenberg in die USA, um Architektur zu studieren; er schloss das Studium 1935 mit einem Bachelor-Examen an der University of Michigan ab. Er lernte auch Russisch. Nach seiner Rückkehr nach Schweden arrangierte sein Großvater eine Anstellung im südafrikanischen Kapstadt für ihn, wo er für ein schwedisches Unternehmen arbeitete, das Baumaterial verkaufte. Im gleichen Jahr wechselte er zur Niederlassung einer holländischen Bank in Haifa, wo er sich mit einem ungarischen Juden befreundete. 1936 kehrte er nach Schweden zurück, um bei der Central European Trading Company zu arbeiten. Dieses Unternehmen gehörte einem Juden namens Lauer, der nicht in die von Nazis besetzten oder kollaborierenden Teile Europas reisen konnte, weshalb sich Wallenberg anbot, an seiner Stelle zu reisen.

Holocaust

 

Das Mahnmal für Raoul Wallenberg auf dem Gelände der Großen Synagoge in Budapest.

 

Wallenberg war existenziell erschüttert von der durch das Eichmann-Kommando organisierten und durch ungarische Kräfte zwischen dem 27. April und 11. Juli 1944 durchgeführten Ghettoisierung und Deportation von über 400.000 Juden aus der ungarischen Provinz. Durch den Einfluss seiner Familie, einer der reichsten Schwedens, war es ihm möglich, am 9. Juli 1944 als erster Sekretär der schwedischen Gesandtschaft mit Unterstützung des US-War Refugee Boards nach Budapest zurückzukehren, um mit Unterstützung der schwedischen Regierung Maßnahmen zur Rettung von Budapester Juden anzustreben. Seine Regierung hatte ihm eine von einem schwedischen Diplomaten in Ungarn erstellte Liste mit ca. 800 ungarischen Personen mit Beziehungen zu Schweden mitgegeben, deren Aufnahme Schweden garantierte.

Wallenberg gab sogenannte schwedische Schutzpässe aus. Diese Dokumente identifizierten die Inhaber als schwedische Staatsbürger, die ihre sichere Repatriierung erwarteten. Ähnliche Dokumente wurden auch von der Schweiz und dem Vatikan ausgestellt. Obwohl sie keine völkerrechtlich verbindliche Bedeutung hatten, wurden sie von ungarischen und deutschen Behörden anerkannt, wenn auch gelegentlich mit Bestechung nachgeholfen werden musste. Wallenberg organisierte gemeinsam mit dem Schweizer Gesandten Carl Lutz die Unterbringung seiner Schützlinge in über 30 Schutzhäusern, wobei er sich Tarnungen, wie „Schwedische Bibliothek“ oder „Schwedisches Forschungsinstitut“ einfallen ließ und die Gebäude mit schwedischen Flaggen kennzeichnete. Die schwedischen Schutzhäuser bildeten zusammen u. a. mit denen Spaniens ein internationales Ghetto um die Große Synagoge in Budapest, in dem sich etwa 30.000 Menschen befanden. Wallenberg gelang es mit anderen Diplomaten auch dank amerikanischer Dollars, die große Zahl seiner Schützlinge zu versorgen, richtete in jedem Haus eine Krankenstation ein und bewahrte sie so vor dem sicheren Tod. Dagegen konnte Wallenberg den mehr als 80.000 Juden, die im auf Befehl des ungarischen Ministerpräsidenten Ferenc Szálasi im November 1944 in Budapest errichteten Ghetto zusammengepfercht waren, nur durch Lieferung von Lebensmitteln u. ä. helfen.

Adolf Eichmann drohte, obwohl dazu weder in der Lage noch befugt, den „Judenhund Wallenberg“ erschießen zu lassen. Dies führte zu einem offiziellen Protest Schwedens. Internationaler Druck auf das ungarische Staatsoberhaupt, Reichsverweser Admiral Miklós Horthy bewirkte die zeitweilige Unterbrechung der Deportationen, bis im Oktober 1944 ein von den Deutschen unterstützter Putsch der Pfeilkreuzler Horthy nach dessen Ankündigung eines Waffenstillstands und Ungarns Neutralität gegenüber der Sowjetunion durch Ferenc Szálasi ersetzte. Als Eichmann im November 1944 wegen mangelnder Transportkapazitäten eine große Zahl von Juden auf Todesmärschen zu Fuß, ohne Essen, bei Nacht ohne Dach über dem Kopf, zerlumpt und fast barfuß zur österreichischen Grenze treiben ließ, verteilte Wallenberg u. a. Essen und fragte nach Inhabern schwedischer Schutzpässe. Durch sein entschlossenes Auftreten und durch ein Abhaken auf imaginären Listen erweckte er gezielt den Eindruck, diese Menschen besäßen schwedische Schutzpässe, die ihnen daraufhin erst handschriftlich ohne Stempel, Bild oder Autorisierung ausgestellt wurden. Auf diese Weise gelang es Wallenberg, etwa 200 der Unglücklichen auf von ihm organisierten Lastwagen nach Budapest zurückzubringen, unter ihnen war auch die Mutter des späteren israelischen Politikers Josef Lapid.

In den letzten Wochen bis zur Eroberung Budapests durch die Rote Armee Mitte Januar 1945 ermordeten Angehörige der Pfeilkreuzler auf grausame Weise völlig willkürlich noch zwischen 10.000 und 20.000 Ghettobewohner. Die Pfeilkreuzler verschleppten immer wieder Juden aus dem Ghetto an die Donau, wo sie sich vor ihrer Erschießung im bitterkalten Winter ausziehen mussten. Wallenberg gelang es durch sein entschiedenes Auftreten, Menschen vor dem sicheren Tod zu retten, indem er behauptete, sie seien Inhaber schwedischer Schutzpässe und erwirkte sogar die Rückgabe ihrer Kleidung. Er hatte sich dabei auch die Unterstützung der ungarischen Polizei gesichert, die gegen das willkürliche Auftreten der Pfeilkreuzler eintrat. Etwa 70.000 Juden überlebten im Budapester Ghetto. Kurz vor der Befreiung des Allgemeinen Ghettos soll dessen Vernichtung geplant gewesen sein, die schließlich noch verhindert wurde, da Wallenberg dem deutschen Wehrmachtsgeneral Gerhard Schmidhuber gedroht habe, ihn andernfalls als Kriegsverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen. Von den etwa 800.000 Juden, die im Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet Ungarns lebten, hatten bei Einmarsch der Roten Armee etwa 204.000 überlebt.

Sowjetische Haft

 

Wallenbergdenkmal in Tel Aviv

 

Am 12. Januar 1945 traf sich Wallenberg mit Karoly Szabo, Pal Szalai und Otto Fleischmann zum Abendessen; die drei Helfer waren die letzten, die Wallenberg lebend sahen. Wallenberg wollte sich auch nach der Eroberung von Budapest durch die Rote Armee weiterhin für seine Schützlinge einsetzen, deshalb wollte er den sowjetischen Kommandanten treffen. Auf dem Weg nach Debrecen wurde Wallenberg jedoch nach Moskau verschleppt. Zunächst bestätigte eine sowjetische Stelle gegenüber dem schwedischen Gesandten in Moskau, dass Wallenberg in Obhut der Roten Armee sei, was dieser sofort nach Stockholm und an die Familie Wallenberg weiterleitete. Ein Spion des NKWD in der schwedischen Gesandtschaft in Budapest, der russische Emigrant Michail Tolstoi, hatte jedoch durch seine Berichte den Eindruck erweckt, Wallenberg arbeite als amerikanischer Spion. Nach stalinistischer Lesart wurde bereits jeder, der zufällig Kontakt zu einem Spion haben konnte, selbst als Spion angesehen. Dies traf naturgemäß auf einen Diplomaten erst recht zu, zumal Wallenberg an die amerikanischen Geldgeber seiner Rettungsaktion Berichte übermittelte. Die damalige US-Regierung weigerte sich, zu bestätigen oder zu verneinen, dass Wallenberg ein Spion sei. Wallenbergs Halbbruder, der über gute Kontakte zu sowjetischen Gesandten in Stockholm während des Krieges verfügte, scheiterte beim Versuch, sich für Raoul Wallenberg einzusetzen, weil Alexandra Kollontai, sowjetische Botschafterin in Stockholm mit guten persönlichen Beziehungen zu Stalin, nach Moskau zurückberufen worden war.

Erst 1993 wurde der Haftbefehl bekannt. Kein geringerer als der Vize-Verteidigungsminister Bulganin hatte am 17. Januar 1945 angeordnet, dass Wallenberg nach Moskau zu bringen wäre. Zusammen mit seinem Chauffeur Langfelder wurde Wallenberg in das NKWD-Gefängnis Lubjanka gebracht. Nach Aussagen von Mitgefangenen verdächtigte man Wallenberg der Spionage. Seine Herkunft aus einer schwedischen Familie der Bourgeoisie machte ihn Stalin und dem NKWD ebenfalls verdächtig. Später wurde er zwei Jahre im Lefortowo-Gefängnis in Moskau gefangengehalten. Bis Anfang 1947 ist bekannt, in welchen Zellen und Gefängnissen sich Wallenberg befand, wann und von wem er verhört wurde. Über die Zeit danach herrscht Unklarheit.

Lange Zeit leugnete die Sowjetunion, dass Wallenberg sich überhaupt in der Sowjetunion befunden hatte. Am 6. Februar 1957 behauptete die Sowjetunion unter internationalem Druck in der Gromyko-Note, Raoul Wallenberg sei am 17. Juli 1947 in seiner Zelle in der Lubjanka tot aufgefunden worden und vermutlich einem Herzinfarkt erlegen. Der Totenschein war vom Leiter des Krankenreviers in der Lubjanka, Smoltsow, unterzeichnet und an den sowjetischen Staatssicherheitsminister Viktor Abakumow gerichtet. Es gab keine Erklärung, weshalb Wallenbergs Tod nicht bereits früher bekanntgegeben worden war. An diesem Todestag hält auch Russland weiterhin fest, ohne dafür stichhaltige Beweise vorlegen zu können.

Die schwedische Ärztin Prof. Svartz erfuhr anlässlich eines Medizinerkongresses im Januar 1961 von einem sowjetischen Kollegen, Prof. A. L. Mjasnikow, Wallenberg befinde sich in einer Nervenheilanstalt. Mjasnikow leugnete später jedoch auf höchste Anweisung, derartige Äußerungen getätigt zu haben. Carl Gustaf Svingel, Unterhändler der SPD für den „Agentenaustausch“, versuchte 1965 über den sowjetischen Unterhändler Abrassimow, der um die Freilassung eines in Schweden inhaftierten sowjetischen Spions bemüht war, seinen Freund Raoul Wallenberg freizubekommen. Dabei wurde von sowjetischer Seite bestätigt, dass Raoul Wallenberg lebt. Schweden ging jedoch darauf nicht ein.

 

Israel ehrte Raoul Wallenberg 1983 mit einer Briefmarke

 

Die schwedische Regierung wurde heftig für ihr Verhalten im Fall Wallenberg kritisiert. Eine Reihe von Zeugen wollen Wallenberg noch 1981 in sibirischen oder russischen Lagern gesehen haben. Insassen des GULAG-Systems, die dank der Perestroika frei kamen, behaupten, einen Ausländer, dessen Beschreibung auf Wallenberg passt, noch 1990 gesehen zu haben. Der ukrainische Aktivist Josyp Terelja, der in der Sowjetunion wegen seines Nationalismus und Katholizismus eingesperrt war, schrieb eine Autobiografie, in der er äußerte, Mithäftling von Wallenberg gewesen zu sein. Er malte ihn und widmete ihm, der großen Einfluss auf ihn gehabt habe, einen bedeutenden Teil seiner Autobiografie.

1989 gab die sowjetische Seite der Familie Wallenberg seine Kleidung, sein Geld, sein Tagebuch und seinen Pass zurück. Im Januar 2001 erklärte der schwedische Teil einer schwedisch-russischen Arbeitsgruppe, der Tod Raoul Wallenbergs sei keinesfalls erwiesen. Die sowjetische Seite verdeutlichte, dass von sowjetischer Seite in den ersten Jahren nach Wallenbergs Gefangennahme ein Austausch Raoul Wallenbergs für möglich gehalten wurde. Die schwedische Seite hätte darauf nicht reagiert. Es wurde auch spekuliert, dass Wallenberg dank seiner hervorragenden Stellung über eine unglaublich große Zahl für die sowjetische Spionage wichtiger Verbindungen verfügt habe. 2010 sind neue Dokumente aufgetaucht, die ein Überleben Wallenbergs über das Jahr 1947 hinaus als „Gefangener Nr. 7“ möglich erscheinen lassen.

Mögliche Todesursachen

Ein ehemaliger KGB-Offizier behauptete 1992, dass Wallenberg 1947 während eines Verhörs plötzlich gestorben wäre und dies vom Innenministerium der UdSSR nicht beabsichtigt gewesen wäre. Wenn das stimmen sollte (eine absichtliche Ermordung Wallenbergs auf Befehl von Stalin zuzugeben, wäre unproblematisch, da Millionen solcher Morde bekannt sind), bleibt immerhin offen, unter welchen Umständen und Einwirkungen dies passierte. Wegen seiner Berühmtheit und seines „Wertes“ wurde Wallenberg vermutlich keinen physischen Folterungen ausgesetzt. Dass er starkem psychischem Druck widerstehen konnte, bewies Wallenberg während seiner Mission oftmals. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Verhörmethode, die auch damalige Analogien hat: das Willenbrechen durch Psychopharmaka. Seit 1956 ist es bekannt, dass László Rajk, ein prominentes Opfer des kommunistischen Terrors in Ungarn, seine „Geständnisse“ während des öffentlichen Schauprozesses (1949) auch unter Einwirkung von Rauschgift ablegte und er im Gefängnis in „Behandlung“ eines zum Staatssicherheitsdienst (Államvédelmi Hatóság) gehörenden Psychiatrieprofessors stand. Die schwedische Regierung übte Mitte 1947 einen verstärkten internationalen Druck auf Moskau aus, nachdem sie von der Gefangenschaft Wallenbergs in der UdSSR überzeugt war. Kurz danach ordnete die oberste sowjetische Führung die schnelle „Erledigung des Falls Wallenberg“ an. Es ist möglich, dass das NKWD deshalb das Verhör intensivieren wollte und die Dosis eines Psychomittels drastisch erhöhte, das einen „plötzlichen, unbeabsichtigten“ Tod verursachen konnte.

Eine solche Version wird auch von der Tatsache unterstützt, dass mindestens ein Dutzend ehemalige deutsche Kriegsgefangene, die Mitinsassen Wallenbergs waren, nach ihrer Heimkehr 1956 bezeugten, dass sie am 27. Juli 1947 von NKWD-Offizieren speziell über Raoul Wallenberg befragt wurden: was sie über ihn erfuhren und mit wem sie über ihn sprachen. Sie alle wurden daraufhin in Einzelhaft isoliert. Kurz danach, am 18. August 1947, wurde die berüchtigte Wyschinski-Note verfasst, in der die Sowjetunion die Lüge verbreitete, dass sich Wallenberg niemals im Land befunden habe. Die gleichzeitigen Verhöre der Haftzeugen verstärken den Eindruck, dass die Befragungen nach einem plötzlichen und nicht vor einem planmäßig vorbereiteten Ereignis passierten. Es bezeugt das Gewicht der Zeugenaussagen von 1956 der ehemaligen deutschen Mitgefangenen Wallenbergs, dass die Sowjetunion Anfang 1957, nach zwölfjährigem hartnäckigem Lügen, die Gefangenhaltung Wallenbergs erstmals – als Verbrechen von Stalin – zugab (in der o. g. „Gromyko-Note“).

Allerdings lässt sich auch nicht ausschließen, dass das Politbüro der KPdSU mit dem Ausdruck „Erledigung des Falls Wallenberg“, der in ihrer Weisung von Mitte 1947 an das Ministerium für Staatssicherheit stand, die Liquidierung des Gefangenen in Auftrag gab.

Im österreichischen Nachrichtenmagazin „profil“ vom 12. November 2012 erschien unter dem Titel „Endstation Gulag“ ein Bericht, in dem die Möglichkeit aufgezeigt wird, dass Raoul Wallenberg erst im Jahre 1950 in Workuta ums Leben gekommen ist.

Geheimprozess 1953 in Ungarn

 

Wallenbergdenkmal in Budapest

 

In einem Schauprozess sollte nachgewiesen werden, dass Wallenberg im Januar 1945 nicht in die Sowjetunion verschleppt wurde. Es wurde alles für einen Prozess vorbereitet mit „Beweisen“ für eine zionistische Verschwörung gegen Wallenberg. Drei Personen aus der Führung des Zentralrates der Juden in Budapest, Dr. László Benedek, Lajos Stöckler, Miksa Domonkos und die beiden „Augenzeugen“ Pál Szalai und Károly Szabó, wurden verhaftet. Károly Szabós Verhaftung am 8. April 1953 erfolgte aus einem Hinterhalt auf der Straße. Er verschwand spurlos, seine Familie erhielt sechs Monate keine Nachricht von ihm.

 

Schwedische Botschaft Budapest, Mitarbeiter-Anstecknadel von Károly Szabó

 

Wallenberg hatte am 12. Januar 1945 drei Gäste zum letzten Abendessen in Budapest, „to say goodbye“: erschienen Dr. Ottó Fleischmann, Károly Szabó und Pál Szalai in der Schwedischen Botschaft in der Gyopár-Straße. Am nächsten Tag, am 13. Januar 1945, meldete sich Wallenberg bei den Russen. Dr. Ottó Fleischmann lebte nach dem Krieg in Wien, die anderen „Augenzeugen“, Pál Szálai und Károly Szabó, wurden 1953 verhaftet.

Es war ein Geheimprozess ohne Anklage, die Akten wurden später größtenteils vernichtet. Die ungarische Journalistin und Schriftstellerin Mária Ember recherchierte Anfang der 90er-Jahre in Moskau und organisierte mehrere Veröffentlichungen sowie eine Wallenberg-Ausstellung zu den Prozessvorbereitungen in Budapest. In einer Notiz auf höchster Ebene von Ernő Gerő an Mátyás Rákosi („Stalins bester Schüler“ in Ungarn) vom 1. März 1953 im ungarischen Staatsarchiv MOL 276.f. 56/184 wurde die „zionistische Führung“ des Zentralrates der Juden in Ungarn als „Mörder von Wallenberg“ bezeichnet.

Nach sechs Monaten Verhören und Folter waren die Gefangenen gesundheitlich zu Grunde gerichtet, psychisch verzweifelt und erschöpft. Initialisiert wurde der Schauprozess aus Moskau, anknüpfend an die Prozesse rund um die sogenannte Ärzteverschwörung. Nicht sofort nach Stalins Tod im März 1953, sondern erst nach der Ausschaltung und Liquidierung von Lawrenti Beria wurden die Vorbereitungen in Budapest abgebrochen. Die Verhafteten wurden je nach Gesundheitszustand, wegen der notwendigen „Wiederherstellung“ etwas verzögert entlassen. Miksa Domonkos starb an den Folgen der Folter kurz nach seiner Entlassung.

Ehrungen Wallenbergs

 

Die Aktentasche Wallenbergs in Bronze (Denkmal bei seinem Geburtshaus in Kappsta auf Lidingö)

 

Raoul Wallenberg wurde für seine Rettungstätigkeit u. a. vom König Gustav VI. Adolf mit der höchsten schwedischen Auszeichnung (für Zivilpersonen) „Illis quorum meruere labores“ (1952) und von der Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern (1966) geehrt. Er wurde von Israel, den USA (1981) und Kanada, sowie der ungarischen Hauptstadt Budapest zum Ehrenbürger ernannt. 1995 erhielt er postum den Europäischen Menschenrechtspreis des Europarates. An der Großen Synagoge in Budapest wurde eine Gedenktafel zu Ehren von Wallenberg angebracht. Im Berliner Ortsteil Marzahn und in Leverkusen wurde eine Straße nach ihm benannt, ebenso im XIII. Bezirk in Budapest und im 22. Bezirk in Wien. In Washington DC gibt es einen Platz namens Raoul Wallenberg Place. Des Weiteren benannte die juristische Fakultät der schwedischen Universität Lund ein Institut für Menschenrechte nach Wallenberg.

Schändung des Wallenberg-Denkmals in Budapest

2009 wurden in die Schuhe am Donauufer, das Holocaust-Denkmal unweit des ungarischen Parlaments, Schweinefüße gesteckt. Am 22. Mai 2012 wurde das Wallenberg-Denkmal, das sich im 2. Budapester Gemeindebezirk befindet, von unbekannten Tätern geschändet. Man behängte es ebenfalls mit Schweinefüßen.

Literatur

  • Jenö Levai: Raoul Wallenberg. Übersetzt von F. Vajda, The University of Melbourne, Melbourne 2002, ISBN 0-7316-5431-5 (Engl. Übersetzung des ersten, bereits 1948 auf ungarisch erschienenen, dann verbotenen Buches über R. W.).
  • Lew Besymenski, Ulrich Völklein: Die Wahrheit über Raoul Wallenberg. Steidl, 2000, ISBN 978-3-88243-712-6.
  • John Bierman: Raoul Wallenberg, der verschollene Held. Droemersche Verlagsanstalt Knaur, München 1983, ISBN 3-426-03699-1.
  • Christoph Gann: Raoul Wallenberg: so viele Menschen retten wie möglich. C.H. Beck Verlag, München 1999, ISBN 3-406-45356-2 (auch: Dt. Taschenbuch Verlag, München 2002, ISBN 3-423-30852-4; dtv 30852).
  • Victor Karelin: Damals in Budapest. Herder Verlag, 1982, ISBN 3-451-19546-1.
  • Jonny Moser: Wallenbergs Laufbursche. Picus Verlag, Wien 2006, ISBN 3-85452-615-6.
  • András Masát, Márton Méhes, Wolfgang Rackebrandt (Hrsg.): Raoul Wallenberg – Mensch in der Unmenschlichkeit. Ergebnisse der internationalen Forschung. Ed. Kirchhof & Franke, Leipzig–Berlin 2002, ISBN 3-933816-14-9.
  • Tanja Schult: A Hero's Many Faces. Raoul Wallenberg in Contemporary Monuments. Palgrave Macmillan, Houndmills Basingstoke-New York 2009, ISBN 978-0-230-22238-0.

Filme

  • Der Fall Raoul Wallenberg. Dokumentation, Deutschland, 2004, 88 Min., Regie: Klaus Dexel, Produktion: Bayerischer Rundfunk, Inhaltsangabe von arte
  • Guten Abend, Herr Wallenberg. (OT: God afton, Herr Wallenberg). Spielfilm, Schweden, 118 Min., 1990, Kjell Grede, Produktion: Filmhuset A/S, u.a. mit Stellan Skarsgård, Katharina Thalbach und Erland Josephson, Inhaltsangabe der Filmtage Lübeck
  • Raoul Wallenberg. Spielfilm, 195 Min., 1985, Regie: Lamont Johnson, u.a. mit David Robb, Guy Deghy, Bibi Andersson, Stuart Wilson

Oper

  • Wallenberg. Uraufführung am 5. Mai 2001 an der Oper Dortmund
    • Komponist Erkki-Sven Tüür, Libretto Lutz Hübner
  • Raoul. Uraufführung am 21. Februar 2008 am Theater Bremen
    • Komponist Gershon Kingsley, Libretto Michael Kunze

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