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Sven Hedin

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Geburt:
19.02.1865
Tot:
26.11.1952
Zusätzliche namen:
Svens Hedīns, Свен А́ндерс Геди́н, Sven Hedin, Свен Андерс Гедин,
Kategorien:
Reisenden, Grafiker, Journalist, Schriftsteller
Nationalitäten:
 schwede
Friedhof:
Adolf Fredrik Church

Sven Anders Hedin KCIE (* 19. Februar 1865 in Stockholm; † 26. November 1952 in Stockholm) war ein schwedischer Geograph, Topograph, Entdeckungsreisender, Fotograf, Reiseschriftsteller und ein Illustrator eigener Werke. In vier Expeditionen nach Zentralasien entdeckte er den Transhimalaya (nach ihm Hedingebirge genannt), die Quellen der Flüsse Brahmaputra, Indus und Sutlej, den See Lop Nor sowie Überreste von Städten, Grabanlagen und der Chinesischen Mauer in den Wüsten des Tarimbeckens. Den Abschluss seines Lebenswerkes bildete die posthume Veröffentlichung seines Central Asia atlas.

Überblick über Leben, Werk und Wirkung

Studium und erste Reisen

Sven Hedin war der Sohn des Stockholmer Stadtarchitekten Abraham Ludvig Hedin (1826–1917) und dessen Ehefrau Anna Berlin[1]. Im Alter von 15 Jahren erlebte er in Stockholm die triumphale Rückkehr des Polarforschers Adolf Erik Nordenskiöld nach dessen erstmaliger Befahrung der Nordostpassage. Seitdem wollte er ein Entdeckungsreisender werden. Das Studium beim deutschen Geographen und Chinaforscher Ferdinand Freiherr von Richthofen weckte in ihm die Liebe zu Deutschland und bestärkte ihn in seinem Entschluss, Expeditionen nach Zentralasien zu unternehmen, um die letzten weißen Flecken von der Landkarte Asiens zu tilgen. Nach der Promotion, dem Erlernen zahlreicher Sprachen und Dialekte sowie nach zwei Reisen durch Persien befolgte er nicht den Rat Ferdinand von Richthofens, sein Geographiestudium fortzusetzen und sich mit den Methoden der geographischen Forschung vertraut zu machen; deshalb musste er später die Auswertung seiner Expeditionsergebnisse anderen Wissenschaftlern überlassen.

Die ersten drei Expeditionen

In drei waghalsigen Expeditionen zwischen 1894 und 1908 durch die Gebirge und die Wüstengebiete von Zentralasien kartierte und erforschte er die bis dahin unerforschten Gebiete von Chinesisch-Turkestan (jetzt Xinjiang) und Tibet. Bei seiner Rückkehr 1909 nach Stockholm wurde er so triumphal empfangen wie einst Adolf Erik Nordenskiöld. Er war bereits 1902 als bis heute letzter Schwede, der nicht Mitglied des Königshauses war, in den erblichen Adelsstand erhoben worden und galt als eine der wichtigen Persönlichkeiten Schwedens. Als Mitglied von zwei wissenschaftlichen Akademien hatte er Stimmrecht bei der Wahl von Nobelpreisträgern. Im Jahr 1909 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

Mit seinen Expeditionsaufzeichnungen legte er die Grundlagen für eine genaue Karte Zentralasiens. Durch wissenschaftliche Dokumentationen und populäre Reisebücher mit eigenen Fotografien, Aquarellen und Zeichnungen, durch Abenteuerberichte für junge Leser und Vortragsreisen im Ausland wurde er weltweit bekannt.

Als ausgewiesener Kenner von Turkestan und Tibet gewann er einen ungehinderten Zugang zu den Monarchen, wie auch zu den Politikern Europas und Asiens und zu deren geographischen Gesellschaften und gelehrten Vereinigungen. Diese wollten sich sein exklusives Wissen über das Machtvakuum Zentralasien mit Orden, brillantengeschmückten Großkreuzen, Goldmedaillen, Ehrendoktortiteln und glänzenden Empfängen sowie mit logistischen und finanziellen Unterstützungen seiner Expeditionen erwerben.

Zu den glänzenden Empfängen, die Hedin erlebte, zählen:

  • 1890 bei König Oskar II.
  • 1890 bei Schah Nāser ad-Dīn Schah
  • 1896 bei Zar Nikolaus II.
  • ab 1898 häufig bei Kaiser Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn
  • 1902 beim Vizekönig von Indien Lord Curzon
  • 1903, 1914, 1917, 1926, 1936 bei Kaiser Wilhelm II.
  • 1906 beim Vizekönig von Indien Elliot-Murray-Kynynmound
  • 1907, 1926, 1933 beim 9. Panchen Lama Thubten Chökyi Nyima (= Taschi Lama)
  • 1908 bei Kaiser Mutsuhito
  • 1910 bei Papst Pius X.
  • 1910 bei Theodore Roosevelt
  • 1915 und später bei Hindenburg
  • 1929 und 1935 bei Chiang Kai-shek
  • 1935, 1939, 1940 (2 x) bei Adolf Hitler

Politische Einstellung

Sven Hedin war und blieb ein Mann des 19. Jahrhunderts, der auch im 20. Jahrhundert an den Vorstellungen und den Handlungsweisen des vorherigen festhielt. Das hinderte ihn daran, die grundlegenden sozialen und politischen Wandlungen im 20. Jahrhundert wahrzunehmen und sein Denken und Handeln daran auszurichten.

Aus Sorge um die Sicherheit Skandinaviens befürwortete er in seiner Eigenschaft als Mitglied der Schwedischen Akademie der Kriegswissenschaften den Bau des Kriegsschiffes Sverige. Im Ersten Weltkrieg stellte er sich in seinen Veröffentlichungen ausdrücklich auf die Seite der deutschen Monarchie und ihrer Kriegsführung. Durch dieses politische Engagement verlor er bei den Kriegsgegnern Deutschlands sein wissenschaftliches Renommee, die Mitgliedschaft in deren geographischen Gesellschaften und gelehrten Vereinigungen sowie jede Unterstützung bei seinen geplanten Expeditionen.

Die Chinesisch-Schwedische Expedition

Mit finanzieller Unterstützung der Regierungen von Schweden und Deutschland führte er 1927 bis 1935 die internationale und interdisziplinäre Chinesisch-Schwedische Expedition durch, bei der sich 37 Wissenschaftler aus sechs Ländern an der wissenschaftlichen Erforschung der Mongolei und Chinesisch-Turkestans beteiligten. Trotz der chinesischen Gegendemonstrationen gelang es Hedin nach monatelangen Verhandlungen in China, die Expedition durch chinesische Forschungsaufträge und durch die Teilnahme chinesischer Wissenschaftler auch zu einer chinesischen Expedition zu machen und einen Vertrag auszuhandeln, der dieser Expedition, die im Kriegsgebiet mit ihrer Bewaffnung und 300 Kamelen wie eine Invasionsarmee aussah, Reisefreiheit gewährte; die Finanzierung allerdings blieb die private Aufgabe von Sven Hedin.

1927 begab sich Sven Hedin mit sechzig Mann Begleitung, 300 Kamelen und vierzig Tonnen Gepäck auf sein letztes großes Abenteuer. Im Auftrag der deutschen Regierung, getarnt als Finanzierung durch die Lufthansa, sollte er prüfen, ob eine Flugverbindung zwischen Deutschland und China über die gewaltigen Wüstenfläche möglich sei. Während der laufenden Expedition hatte es Sven Hedin wegen seiner angegriffenen Gesundheit, wegen des Bürgerkrieges in Chinesisch-Turkestan und wegen langdauernder Kriegsgefangenschaft sehr schwer, nach der Geldentwertung in der Weltwirtschaftskrise notwendige finanzielle Mittel für die Expedition zu beschaffen, die Logistik für die Versorgung der Expedition im Kriegsgebiet sicherzustellen und den Zugang der Expeditionsteilnehmer zu den von Kriegsherren heftig umkämpften Forschungsgebieten zu erreichen. Die Durchquerung der riesigen Wüste Gobi und der „Todeswüste“ Taklamakan verlangten Mensch und Tier alles ab. Doch nach acht langen Jahren blieb Hedin am Ende Sieger über die Wüste und erfüllte sich einen Lebenstraum – er löste das Rätsel um den wandernden See Lop Nor.

Auswertung der Chinesisch-Schwedischen Expedition

Nach seiner Rückkehr wohnte Sven Hedin in Stockholm zusammen mit seinen Geschwistern in einer modernen Hochhausanlage. Dort lebte er bis zu seinem Tod.

Die nach Schweden gesandten archäologischen Fundstücke konnten dort drei Jahre lang wissenschaftlich ausgewertet werden und wurden China danach entsprechend dem Vertrag zurückgegeben. Das während der Expedition zusammengetragene wissenschaftliche Material wurde von Sven Hedin und den anderen Expeditionsteilnehmern ab 1937 für die weltweite Ostasienforschung in mehr als 50 Bänden veröffentlicht. Als ihm schließlich das Geld für die Druckkosten ausging, verpfändete er seine große, wertvolle Bibliothek, die mehrere Räume füllte, um die Herausgabe weiterer Bände zu ermöglichen.

1935 stellte er sein exklusives Wissen über Zentralasien nicht nur der schwedischen Regierung, sondern auch den Regierungen in China und Deutschland in Vorträgen und Vier-Augen-Gesprächen mit den politischen Repräsentanten Chiang Kai-shek und Adolf Hitler zur Verfügung. Sven Hedins Naivität und seine illusionäre Hoffnung darauf, dass das Dritte Reich Skandinavien vor einer Invasion durch die Sowjetunion schützen würde, brachten ihn in eine gefährliche Nähe zu den Repräsentanten des Nationalsozialismus, die ihn als Schriftsteller missbrauchten. Dies zerstörte sein Ansehen und führte ihn in eine gesellschaftliche und wissenschaftliche Isolation.

Bei Kriegsende beschlagnahmten US-amerikanische Truppen im deutschen Verlag Justus Perthes in Gotha zielstrebig die Unterlagen für Hedins geplanten Central Asia atlas. Der US Army Map Service bat Sven Hedin anschließend um Mitarbeit und finanzierte den Druck und die Veröffentlichung seines Lebenswerkes, des Central Asia atlas. Wer diesen Atlas mit Adolf Stielers Hand Atlas (1891) vergleicht, kann erkennen, was Sven Hedin in den Jahren 1893 bis 1935 geleistet hatte. Die Kartenblätter dienten der US-Armee zur Interpretation von Satellitenfotos und wurden von den Piloten der US-Luftwaffe im Afghanistankrieg verwendet.

Wenige Wochen vor seinem Tod vermachte Sven Hedin die Rechte an seinen Büchern und seinen Nachlass der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften.

Während die Sven-Hedin-Forschung in Deutschland und Schweden wegen Hedins Verhaltens im Dritten Reich jahrzehntelang stagnierte, wurden die wissenschaftlichen Dokumentationen seiner Expeditionen von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (Chinese Academy of Social Sciences) in die chinesische Sprache übersetzt und dann in der chinesischen Forschung aufgearbeitet und erschlossen. Gemäß den Empfehlungen, die Sven Hedin der chinesischen Regierung 1935 gegeben hatte, sind auf den von ihm ausgewählten Wegstrecken Straßen und Eisenbahnlinien gebaut, Staudämme und Kanäle zur Bewässerung der neuen Farmen im Tarim- und Yanji-Becken angelegt sowie die von der Chinesisch-Schwedischen Expedition gefundenen Lagerstätten von Erzen, Eisen, Mangan, Öl, Kohle und Gold für die Förderung erschlossen worden.

Zu den Entdeckungen der Chinesisch-Schwedischen Expedition gehörten auch viele bis dahin unbekannte asiatische Pflanzen und Tiere sowie Fossilien von Dinosauriern und ausgestorbenen Horntieren. Sie alle wurden nach Hedin benannt; ihre Namen wurden mit dem Zusatz hedini versehen. Eines aber blieb den Chinesen bei ihren Forschungen bis zur Jahrtausendwende verborgen: Sven Hedin hatte in den Jahren 1933 und 1934 in der Wüste Lop Nor Ruinen von Signaltürmen entdeckt, die belegen, dass die Chinesische Mauer einst bis nach Xinjiang reichte.

Leben

Prägendes Kindheitserlebnis

Mit 15 Jahren erlebte Sven Hedin die triumphale Rückkehr des schwedischen Polarforschers Adolf Erik Nordenskiöld nach der erstmaligen Befahrung der Nordostpassage.

Er beschreibt das in seinem Buch Mein Leben als Entdecker folgendermaßen:

„Am 24. April 1880 lief die Vega in Stockholms Ström ein. Die ganze Stadt war illuminiert. Die Häuser rings um den Hafen flammten im Schein unzähliger Lampen und Fackeln. Auf dem Schloss leuchtete in Gasflammen das Sternbild der Vega. Mitten in diesem Lichtermeer glitt das berühmte Schiff in den Hafen. Mit meinen Eltern und Geschwistern stand ich auf den Bergen von Södermalm, von wo wir eine beherrschende Aussicht hatten. Größte Spannung hatte mich erfasst. Mein ganzes Leben lang werde ich an diesen Tag zurückdenken, er wurde entscheidend für meinen künftigen Weg. Von Kais, Straßen, Fenstern und Dächern dröhnte donnernder Jubel. ‚So will ich einst heimkommen‘, dachte ich.“

Erste Reise nach Persien

Im Mai 1885 machte Sven Hedin sein Abitur an der Beskowska-Schule in Stockholm. Danach nahm er das Angebot an, den Schüler Erhard Sandgren als Hauslehrer nach Baku zu begleiten, wo dessen Vater als Ingenieur auf dem Erdölfeld von Robert Nobel arbeitete. Anschließend nahm er im Sommer 1885 einen Monat lang an einem Kurs in Topographie für Generalstabsoffiziere und einige Wochen lang am Unterricht im Porträtzeichnen teil, was seine einzige Ausbildung in Topographie und Zeichnen bleiben sollte.

Am 15. August 1885 reiste er mit Erhard Sandgren nach Baku. Er unterrichtete ihn dort sieben Monate lang und begann in dieser Zeit, Latein, Französisch, Deutsch, Persisch, Russisch, Englisch und Tatarisch zu lernen. In späterer Zeit erlernte er einige persische Dialekte sowie Türkisch, Kirgisisch, Mongolisch, Tibetisch und etwas Chinesisch.

Am 6. April 1886 verließ Sven Hedin Baku und fuhr mit dem Raddampfer über das Kaspische Meer und ritt durch das Elburs-Gebirge nach Teheran, Isfahan, Schiraz und zur Hafenstadt Buschehr. Von dort fuhr er mit dem Schiff den Tigris aufwärts bis Bagdad, kehrte über Kermanschah nach Teheran zurück und reiste durch den Kaukasus über das Schwarze Meer nach Konstantinopel und von dort aus heim nach Schweden, wo er am 18. September 1886 eintraf. Über diese Reise veröffentlichte er 1887 das Buch Durch Persien, Mesopotamien und Kaukasien.

Studium

Sven Hedin studierte beim Geologen Waldemar Christofer Brøgger in Stockholm und in Uppsala von 1886 bis 1888 Geologie, Mineralogie, Zoologie und Latein. Im Dezember 1888 wurde er Kandidat der Philosophie. Vom Oktober 1889 bis zum März 1890 studierte er in Berlin bei Ferdinand Freiherr von Richthofen.

Zweite Reise nach Persien

Am 12. April 1890 begleitete er als Dolmetscher und Vizekonsul eine schwedische Gesandtschaft nach Persien, die dem Schah von Persien die Insignien des Seraphinenordens überreichen sollte. In Teheran nahm er 1890 zusammen mit der schwedischen Gesandtschaft an der Audienz des Schahs Nāser ad-Dīn Schah teil. Er unterhielt sich mit ihm und begleitete ihn in das Elburs-Gebirge. Am 11. Juli bestieg er mit drei Begleitern den Damavand (5604 m) und sammelte dort Primärmaterial für seine Dissertation. Ab September reiste er auf der Seidenstraße über Mashad, Aschgabat, Buchara, Samarkand, Taschkent und Kaschgar an den Westrand der Wüste Taklamakan. Auf der Heimfahrt besuchte er das Grab des russischen Asienforschers Nikolai Michailowitsch Prschewalski (= Przewalski) in Karakol am Ufer des Sees Yssykköl. Am 29. März 1891 kehrte er nach Stockholm zurück. Über diese Reise veröffentlichte Sven Hedin die Bücher König Oscars Gesandtschaft zum Schah von Persien im Jahre 1890 und Durch Chorasan und Turkestan.

Promotion und Berufsentscheidung

Am 27. April 1892 fuhr Sven Hedin nach Berlin, um sein Studium bei Ferdinand Freiherr von Richthofen fortzusetzen. Anfang Juli reiste er weiter nach Halle, hörte Vorlesungen bei Alfred Kirchhoff und promovierte bei ihm im selben Monat zum Doktor der Philosophie mit der 28-seitigen Dissertation Der Demawend nach eigener Beobachtung. Diese Dissertation ist eine Kurzfassung eines Abschnittes aus seinem Buch König Oscars Gesandtschaft zum Schah von Persien im Jahre 1890. Eric Wennerholm schreibt dazu: „Ich kann zu keinem anderen Ergebnis kommen, (als) dass Sven den Dr. phil. mit 27 Jahren nach einem zusammengerechnet nur achtmonatigen Studium und dem eineinhalbtägigen Sammeln von Primärmaterial auf dem schneebedeckten Gipfel des Demavend bekam.“

Ferdinand Freiherr von Richthofen hatte Hedin nahegelegt, nicht nur ein flüchtiges Studium zu absolvieren, sondern sich gründlich mit allen Zweigen der geographischen Wissenschaft und den Methoden der Forschungsarbeit vertraut zu machen, damit er später als Forschungsreisender arbeiten könne. Sven Hedin verzichtete darauf und erklärte das im Alter so: „Ich war dieser Forderung nicht gewachsen. Ich war zu früh auf die wilden Wege Asiens hinausgekommen, ich hatte zu viel von der Pracht und Herrlichkeit des Orients, von der Stille der Wüsten und der Einsamkeit der langen Wege verspürt. Ich konnte mich mit dem Gedanken nicht befreunden, wieder für längere Zeit auf der Schulbank zu sitzen.“

Damit hatte sich Sven Hedin entschlossen, Entdeckungsreisender zu werden. Ihn reizte es, die letzten weißen Flecken auf der Landkarte Asiens aufzusuchen und diese in Europa unbekannten Gebiete zu kartieren. Als Entdeckungsreisender wurde Sven Hedin wichtig für die asiatischen und die europäischen Großmächte, die ihn hofierten und zu zahlreichen Vorträgen einluden, um von ihm topografische, wirtschaftliche und strategische Informationen über Innerasien zu bekommen, das sie zu ihrem Einflussbereich zählten. Als die Zeit der Entdeckungsreisenden um 1920 vorüber war, begnügte sich Sven Hedin damit, für ausgebildete Forschungsreisende die Chinesisch-Schwedische Expedition zu organisieren.

Erste Expedition

Zwischen 1893 und 1897 erforschte Sven Hedin das Hochgebirge des Pamir, bereiste in Xinjiang das Tarimbecken mit der Sandwüste Taklamakan, dem See Karakoshun und dem Bosten-See und erforschte schließlich Nord-Tibet. Er legte dabei 26.000 km zurück und kartografierte davon 10.498 km auf 552 Blättern. Etwa 3.500 km führten durch ein vorher unbekanntes Gebiet.

Zu dieser Expedition brach er am 16. Oktober 1893 in Stockholm auf, reiste über Sankt Petersburg und Taschkent zum Pamir. Mehrere Versuche, 1894 den 7.546 Meter hohen Muztagata, den Vater der Eisberge, im Pamir-Gebirge zu besteigen, schlugen fehl. Er blieb bis zum April 1895 in Kaschgar und brach dann am 10. April mit vier einheimischen Begleitern vom Dorf Merket auf, um die Wüste Taklamakan über Tusluk bis zum Fluss Khotan-darja zu durchqueren. Da der Trinkwasservorrat nicht ausreichte, verdursteten sieben Kamele sowie (nach Sven Hedins dramatisierter und wahrscheinlich unhistorischer Darstellung) zwei seiner Begleiter. Bruno Baumann bereiste im April 2000 diese Route mit einer Kamelkarawane und recherchierte, dass wenigstens einer der beiden nach Sven Hedins Beschreibung verdursteten Begleiter die Expedition überlebt hatte und dass es einer Kamelkarawane im Frühjahr auf dieser Route nicht möglich ist, ausreichend Trinkwasser für Kamele und Reisende mitzunehmen.

Nach anderen Quellen verhielt es sich so, dass Hedin bei Expeditionsbeginn versäumte, die Trinkwasservorräte seiner Karawane vollständig aufzufüllen und nur mit der Hälfte der möglichen Wassermenge in die Wüste aufbrach. Als er den Fehler bemerkte, war es für die Rückkehr zu spät. Hedin soll – besessen von seinem Forschungsdrang – die Karawane im Stich gelassen haben und allein mit seinem Diener zu Pferde weitergezogen sein. Als auch der Begleiter wegen Wassermangels zusammenbrach, ließ Hedin auch ihn zurück und erreichte mit letzter Kraft eine Wasserstelle. Von dort kehrte Hedin jedoch mit Wasser zu seinem Diener zurück und rettete ihn. Dennoch trug ihm sein rücksichtsloses Verhalten massive Kritik ein.

Nach einem Zwischenaufenthalt in Kaschgar suchte Hedin im Januar 1896 die 1500 Jahre alten Ruinenstädte Dandan Oilik (= Dandan Öiliq) und Kara Dung auf, die nordöstlich von Khotan in der Wüste Taklamakan liegen. Anfang März entdeckte er den Bosten-See (= Bagrasch-köl = Bagrax-hu), einen der größten Binnenseen Zentralasiens. Er berichtete, dass der Bosten-See von einem einzigen gewaltigen Zufluss, dem Hädik-gol (= Chaidu-gol = (Kaidu-he)), gespeist wird. Er kartografierte den See Karakoshun und kehrte am 27. Mai nach Khotan zurück. Am 29. Juni brach er von dort mit seiner Karawane auf zur Durchquerung von Nord-Tibet und China bis hin nach Peking, wo er am 2. März 1897 eintraf. Über die Mongolei und Russland kehrte er nach Stockholm zurück.

Zweite Expedition

 

1899 bis 1902 folgte in Zentralasien eine erneute Expedition durch das Tarimbecken, durch Tibet und Kaschmir nach Kalkutta. Dabei befuhr Hedin die Flüsse Jarkent-darja, Tarim und Kontsche-darja und fand das trockene Flussbett des Kum-darja und das ausgetrocknete Seebecken des Lop Nor. In der Nähe des Lop Nor entdeckte er die Ruinen der 340 x 310 m großen, von einer Mauer umgebenen ehemaligen Königsstadt und späteren chinesischen Garnisonsstadt Loulan mit dem Ziegelgebäude des chinesischen Militärkommandanten, einem Stupa und 19 aus Pappelholz gebauten Wohnhäusern. Außerdem fand er ein Holzrad, das von einem pferdegezogenen Karren (Arabas genannt) stammte, sowie einige hundert Schriftdokumente aus Holz, Papier und Seide in der Kharoshthi-Schrift. Sie gaben Aufschluss über die Geschichte der Stadt Loulan, die am See Lop Nor gelegen hatte und von den Bewohnern um 330 verlassen wurde, weil der See austrocknete und damit das Trinkwasser fehlte.

Bei seinen Reisen 1900 und 1901 nach Tibet versuchte Sven Hedin vergeblich, in die für Europäer verbotene Stadt Lhasa zu kommen. Über Leh im heutigen Ladakh und über Kaschmir kam er nach Indien und reiste dort über Lahore, Delhi, Agra, Lucknow und Benares nach Kalkutta, um George Nathaniel Curzon, den englischen Vizekönig von Indien, zu besuchen.

Bei dieser Expedition entstanden 1149 Kartenblätter, auf denen Sven Hedin neu entdecktes Land darstellte. Er beschrieb 1903 als erster die sogenannten Yardangs in der Wüste Lop Nor.

Dritte Expedition

1905–1908 erforschte er die Wüsten Persiens, das westliche Hochland Tibets und den Transhimalaya, der danach vorübergehend Hedin-Gebirge genannt wurde. Er besuchte den 9. Panchen Lama in der Klosterstadt Taschi Lhumpo (= Taschilunpo oder Zhaxilhünbo) in Samzhubzê. Sven Hedin war der erste Europäer, der in die Kailash-Region gelangte, zum heiligen See Manasarovar und zum heiligen Berg Kailash, dem Mittelpunkt der Welt nach der buddhistischen und hinduistischen Mythologie. Wichtigstes Ziel der Expedition war die Suche nach den Quellen des Indus und des Brahmaputra, die Hedin auch beide fand. Von Indien aus kehrte er mit dem Schiff über Japan nach Stockholm zurück.

Von dieser Expedition brachte er eine Sammlung von Gesteinsproben als geologisches Material mit, die im Magazin der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in der Münchener Universität aufbewahrt und ausgewertet wird. Diese Sedimentgesteine wie Brekzien, Konglomerate, Kalksteine und Tonschiefer sowie vulkanische Gesteine und Granite, dokumentieren die geologische Vielfalt der Gebiete, die Sven Hedin bei dieser Expedition besuchte.

Sven Hedin und die Monarchien in Schweden und Deutschland

Hedin war monarchistisch geprägt. Ab 1905 nahm er in seiner schwedischen Heimat Stellung gegen die heranwachsende Demokratie. Er warnte vor den Gefahren, die seiner Meinung nach von Russland ausgingen und forderte eine militärische Aufrüstung. August Strindberg war in diesen Fragen einer seiner Widersacher. 1912 engagierte sich Hedin öffentlich für den Schwedischen Panzerkreuzer-Verein. Mit Spenden aus der Bevölkerung konnte daraufhin das Kriegsschiff Sverige gebaut werden.

„Mit dem neuen Schweden war Hedin niemals in Berührung gekommen: die Emigration, der Vormarsch der Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften, die zunehmende Industrialisierung und die volkstümliche Erweckungsbewegung waren ihm fremd, für die Forderung nach allgemeinem Stimmrecht und vor allem nach Demokratie in der Reichsregierung hatte er kein Verständnis […] Hedin war durch und durch Royalist, war Antiparlamentarier, Nationalist, Militarist, da er glaubte, nur ein Land, das willens sei, sich bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen, sei seiner Freiheit wert.“

– Eric Wennerholm

Zum Deutschland des Kaiserreichs, das er während des Studiums kennen gelernt hatte, entwickelte er eine besondere Affinität. Dies zeigte sich in seiner Verehrung des deutschen Kaisers Wilhelm II, den er auch noch in dessen Exil in den Niederlanden besuchte. Sven Hedin fühlte sich zu den führenden Personen seiner Zeit hingezogen und mystifizierte sie, oft ohne deren Handeln zu hinterfragen, weil er davon ausging, dass ihre Integrität durch ihr Amt verbürgt sei. So verhielt er sich auch loyal zu Mao Tse-tung und Adolf Hitler. Zeit seines Lebens behielt er ein romantisiertes Deutschlandbild, in dem Deutschland die Rolle einer Weltmacht hatte, deren Aufgabe es auch war, Schweden und Norwegen vor Übergriffen Russlands zu schützen.

Den Ersten Weltkrieg sah er als Kampf der Germanen (insbesondere gegen Russland) und ergriff in Büchern wie Ein Volk in Waffen. Den deutschen Soldaten gewidmet entsprechend Partei. Als Folge verlor er seine Freunde in Frankreich und England und wurde aus der britischen Royal Geographical Society ausgeschlossen.

Die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg und der damit verbundene internationale Bedeutungsverlust Deutschlands trafen ihn tief. Dass Schweden 1920, nach dem Scheitern des Kapp-Putsches, Wolfgang Kapp als politischen Flüchtling aufnahm, soll in erster Linie seinem Wirken zuzuschreiben sein.

Autofahrt durch die Mongolei

1923 kam Sven Hedin über die USA, wo er den Grand Canyon besuchte, und über Japan nach Peking. Wegen der Unruhen in China musste er auf eine Expedition nach Xinjiang verzichten. Stattdessen reiste er zusammen mit dem landeskundigen Kaufmann Herzog Frans August Larson (genannt Der Herzog der Mongolei) im November und Dezember in einem Dodge-Automobil von Peking durch die Mongolei über Ulan Bator nach Verkhne-Udinks (= Werchne Udinsk) und von dort in der Transsibirischen Eisenbahn weiter nach Moskau.

Vierte Expedition

Sven Hedin leitete von 1927 bis 1935 die internationale Chinesisch-Schwedische Expedition, die die meteorologischen, topographischen und prähistorischen Gegebenheiten in der Mongolei, der Gobi und Xinjiang untersuchte.

Sven Hedin sprach von der wandernden Universität, in der die beteiligten Wissenschaftler nahezu selbstständig arbeiteten, während Sven Hedin wie ein Manager vor Ort mit den Behörden verhandelte, Entscheidungen fällte, alles Notwendige organisierte, Geld beschaffte und die zurückgelegten Routen aufzeichnete. Er gab Archäologen, Astronomen, Botanikern, Geographen, Geologen, Meteorologen und Zoologen aus Schweden, Deutschland und China die Möglichkeit, an der Expedition teilzunehmen und Forschung in ihren Spezialgebieten zu betreiben.

In Nanjing traf er Chiang Kai-shek, der daraufhin zum Förderer der Expedition wurde. Die Chinesisch-Schwedische Expedition wurde mit einer chinesischen Briefmarkenserie (Michel-Katalog Mittel- und Ostasien: China Nr. 246–249) in einer Auflage von 25.000 Exemplaren geehrt. Die vier Briefmarken zeigen Kamele an einem Standlager mit dem Wimpel der Expedition und tragen den chinesischen Schriftzug Postverwaltung des blühenden Reichs der Mitte und in lateinischer Sprache darunter: Wissenschaftliche Expedition in die nordwestliche Provinz Chinas 1927–1933. Als Vorlage für die Briefmarken diente das Gemälde Nomaden in der Wüste im Palastmuseum Peking. Von den 25.000 Sätzen kamen 4.000 Sätze in den Schalterverkauf und 21.500 Sätze in den Besitz der Expedition. Sven Hedin verwendete sie zur Finanzierung der Expedition und verkaufte sie zu einem Preis von 5 Dollar pro Briefmarke.

Der erste Teil der Expedition führte in den Jahren 1927 bis 1932 von Peking über Baotou zur Mongolei, in die Wüste Gobi und durch Xinjiang nach Ürümqi und in den nördlichen und östlichen Bereich des Tarimbeckens. Die Expedition brachte eine Fülle wissenschaftlicher Ergebnisse, die bis in die Gegenwart hinein veröffentlicht werden. Für China war beispielsweise die Entdeckung bestimmter Lagerstätten von Erzen, Eisen, Mangan, Öl, Kohle und Gold von großer wirtschaftlicher Bedeutung. In Anerkennung seiner Leistungen überreichte ihm die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1933 die Ferdinand-von-Richthofen-Medaille; dieselbe Ehrung wurde auch Erich von Drygalski für seine Gauss-Expedition in die Antarktis und Alfred Philippson für seine Ägäis-Forschung zuteil.

Von Ende 1933 bis 1934 führte Hedin im Auftrag der Kuomintang-Regierung unter Chiang Kai-shek in Nanjing eine chinesische Expedition durch, um Möglichkeiten für Bewässerungsmaßnahmen zu überprüfen und um Pläne und Karten für den Bau zweier Autostraßen entlang der Seidenstraße von Peking nach Xinjiang zu erstellen. Nach seinen Plänen wurden später große Bewässerungsanlagen erstellt, Siedlungen errichtet und Autostraßen auf der Seidenstraße von Peking bis Kaschgar gebaut, die es erlauben, das Tarimbecken vollständig zu umfahren.

Ein Thema der Geografie Zentralasiens, mit dem Hedin sich jahrzehntelang besonders intensiv auseinandersetzte, war der von ihm so genannte „wandernde See” Lop Nor. Im Mai 1934 begann er seine Flussexpedition zu diesem See. Er fuhr zwei Monate lang im Boot auf dem Kontsche-darja und dem Kum-Darja bis zum Lop Nor, der seit 1921 mit Wasser gefüllt worden war. Nachdem der See durch Bewässerungsmaßnahmen seit 1971 ausgetrocknet war, ermöglichte die oben erwähnte Verkehrsanbindung der Volksrepublik China, im Lop Nor das chinesische Kernwaffentestgelände Lop Nor zu errichten.

Für die Rückfahrt wählte Sven Hedin die südliche Route der Seidenstraße über Hotan (= Chotan = Khotan) bis Xi’an, wo die Expedition am 7. Februar 1935 ankam. Er reiste weiter nach Peking zum Präsidenten Lin Sen und nach Nanjing zu Chiang Kai-shek. Seinen 70. Geburtstag feierte er am 19. Februar 1935 in Anwesenheit von 250 Mitgliedern der Kuomintang-Regierung, denen er alles Wissenswerte über die Chinesisch-Schwedische Expedition mitteilte. An diesem Tage wurde er von der chinesischen Regierung mit dem brillierenden Jadeorden 2. Klasse ausgezeichnet.

Am Ende der Expedition befand sich Sven Hedin in einer schwierigen finanziellen Lage. An der Deutsch-Asiatischen Bank in Peking hatte er beträchtliche Schulden hinterlassen. Er zahlte sie ab mit den Honoraren, die er für seine Bücher und Vorträge bekam. In den Monaten nach seiner Rückkehr hielt er 111 Vorträge in 91 deutschen Städten, außerdem 19 Vorträge in Nachbarländern. Dazu legte er in 5 Monaten eine Strecke von der Länge des Äquators zurück, 23.000 Kilometer mit der Bahn und 17.000 Kilometer mit dem Auto. Vor seinem Vortrag am 14. April 1935 in Berlin traf er Adolf Hitler.

Sven Hedin und der Nationalsozialismus in Deutschland Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten

Sven Hedin traf wiederholt Adolf Hitler und andere führende Nationalsozialisten, mit denen er auch im regelmäßigen Briefwechsel stand. Inhalt der höflich formulierten Briefwechsel waren in der Regel Terminabsprachen, Geburtstagsglückwünsche, geplante oder fertiggestellte Veröffentlichungen von Sven Hedin sowie Bitten von Sven Hedin um Begnadigung zum Tode Verurteilter, um Verschonung, Hafterleichterung, Freilassung und Ausreise von in Gefängnissen oder Konzentrationslagern Internierten. In Briefwechseln mit Joseph Goebbels und Hans Dräger erreichte Sven Hedin Jahr für Jahr den Druck der Herrnhuter Losungen.

Die Nationalsozialisten versuchten, Sven Hedin mit Ehrungen an sich zu binden. Sie gaben ihm den Auftrag, bei den Olympischen Sommerspielen 1936 im Berliner Olympiastadion die Ansprache Sport als Erzieher zu halten. Sie machten ihn zum Ehrenmitglied der Deutsch-Schwedischen Vereinigung Berlin E.V.. Im Jahr 1938 überreichten sie ihm die Ehrenplakette der Stadt Berlin. Sie verliehen ihm während seines 75. Geburtstages am 19. Februar 1940 das Großkreuz des Deutschen Adlerordens; kurz zuvor hatten sie Henry Ford und Charles Lindbergh damit ausgezeichnet. Zum Jahresende 1942/1943 entließen sie (auf Sven Hedins Wunsch hin) den Osloer Philologieprofessor und Universitätsrektor Didrik Arup Seip aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen, um Hedins Einverständnis zu weiteren Ehrungen während der 470-Jahrfeier der Universität München zu erreichen. Am 15. Januar 1943 erhielt er die Goldmedaille der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Am 16. Januar 1943 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität München verliehen. Am selben Tag gründeten die Nationalsozialisten in seiner Anwesenheit das Sven-Hedin-Institut für Innerasienforschung mit Sitz im Schloss Mittersill, das angeblich der langfristigen Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Erbes der Asienforscher Sven Hedin und Wilhelm Filchner dienen sollte. Es wurde aber stattdessen von Heinrich Himmler als Institut der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e.V. missbraucht.

Sven Hedin setzte sich medienwirksam für den Nationalsozialismus ein, zum Beispiel auf dem 1. Treffen der pro-nazistischen Reichsvereinigung Schweden-Deutschland, deren Mitglied er war, am 28. März 1939 in Stockholm. Er hielt die Hauptrede auf dieser öffentlichen Versammlung. Darin griff er die „Verleumdung der linken schwedischen Presse gegen Hitler“ scharf an und bezeichnete sie als eine „Taktlosigkeit gegenüber einem großen Nachbarn“. Auch nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches bereute er seine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten nicht; denn diese Zusammenarbeit habe es ihm ermöglicht, zahlreiche Opfer des Nationalsozialismus vor Hinrichtungen oder dem Tod in Vernichtungslagern zu retten.

Seiner Bewunderung für das Dritte Reich und dessen Führer gab Sven Hedin auch in einem Nekrolog Ausdruck, den er auf die Bitte der liberalen Tageszeitung Dagens Nyheter, der größten Tageszeitung Schwedens, schrieb. Er schloss mit den Sätzen:

„Heute bewahre ich eine tiefe und unauslöschliche Erinnerung an Adolf Hitler und betrachte ihn als einen der größten Menschen, den die Weltgeschichte besessen hat. Nun ist er tot. Aber sein Werk wird weiterleben. Er verwandelte Deutschland in eine Weltmacht. Jetzt steht dieses Deutschland am Rande eines Abgrunds, da seine Widersacher seine anwachsende Stärke und Macht nicht ertragen konnten. Aber ein Volk von achtzig Millionen, das sechs Jahre lang gegen die ganze Welt mit Ausnahme Japans Stand gehalten hat, kann nie vernichtet werden. Die Erinnerung an den großen Führer wird im deutschen Volk Jahrtausende von Jahren weiterleben. (Dagens Nyheter, 2. Mai 1945).“

Sven Hedins Kritik am Nationalsozialismus

„Manches in der Anfangszeit der nationalsozialistischen Herrschaft fand seinen Beifall. Er scheute sich jedoch nicht, Kritik zu üben, wo ihm dies notwendig erschien, so besonders in der Frage der Judenverfolgung, des Kampfes gegen die Kirchen und der Unterbindung der freien Wissenschaft.“

– Johannes Paul 1954 über Sven Hedin

Im Jahr 1937 weigerte sich Sven Hedin, sein Buch Deutschland und der Weltfrieden in Deutschland zu veröffentlichen, weil das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda auf der Streichung NS-kritischer Passagen bestand. Im Brief von Sven Hedin an Staatssekretär Walther Funk vom 16. April 1937 wird deutlich, was er damals, in der Zeit vor der Einrichtung von Vernichtungslagern, am Nationalsozialismus kritisierte:

„Als wir zuerst über meinen Plan, ein Buch zu schreiben, gesprochen haben, erklärte ich, dass ich nur objektiv, wissenschaftlich, eventuell kritisch nach meinem Gewissen schreiben wollte, und Sie fanden dies vollkommen richtig und natürlich. Jetzt habe ich auch in sehr freundlicher und milder Form hervorgehoben, dass die Entfernung der bedeutenden jüdischen Professoren, die der Menschheit große Dienste geleistet hatten, Deutschland schädlich gewesen ist und dass dadurch viele Agitatoren im Ausland gegen Deutschland entstanden sind. Die Haltung, die ich hier eingenommen habe, geschah also nur im Interesse Deutschlands.

Dass ich beängstigt bin, dass die von mir sonst überall gelobte und bewunderte Erziehung der deutschen Jugend zu wenig mit den Fragen der Religion und Ewigkeit in Berührung kommt, geschieht auch aus Liebe und Sympathie für das deutsche Volk, und als Christ empfinde ich es als eine Pflicht, dies offen zu sagen, und zwar in der Überzeugung, dass das Volk Luthers, das durch und durch religiös ist, mich verstehen wird.

Vor meinem Gewissen habe ich bis jetzt niemals kapituliert und werde es auch diesmal nicht tun. Deshalb wird nichts gestrichen.“

Andererseits stellte Hedin in diesem Buch (abgesehen von Auswüchsen) die antijüdischen Maßnahmen (gegen, wie er schrieb, „jüdische Macht und Zerstörungswut“) als nachvollziehbare Schritte im Sinne einer angeblichen notwendigen Selbstverteidigung dar. Juden seien für die Annahme des Versailler Vertrags, der Unglück über Deutschland gebracht habe, wie auch durch ihren Einfluss in Presse oder Kunst für den Verfall von Kultur und Sitten in Deutschland verantwortlich.

Sven Hedin veröffentlichte das Buch anschließend in Schweden.

Einsatz für die Freilassung von deportierten Juden

Nachdem er sich geweigert hatte, seine Kritik am Nationalsozialismus aus seinem Buch Deutschland und der Weltfrieden zu entfernen, entzogen die Nationalsozialisten Hedins jüdischem Freund Alfred Philippson und seiner Familie 1938 die Reisepässe, um sie an der beantragten Ausreise ins amerikanische Exil zu hindern und als Faustpfand Sven Hedin gegenüber in Deutschland zu behalten. Nun äußerte sich Sven Hedin in seinem Buch Fünfzig Jahre Deutschland wohlwollender gegenüber den Nationalsozialisten, unterwarf sich gegen sein Gewissen der Zensur des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda und veröffentlichte das Buch in Deutschland.

Am 8. Juni 1942 verstärkten die Nationalsozialisten den Druck auf Sven Hedin, indem sie Alfred Philippson mit seiner Familie in das KZ Theresienstadt deportierten. Sie erreichten dadurch, dass Hedin 1942 das Buch Amerika im Kampf der Kontinente gegen sein Gewissen in Kooperation mit dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda und anderen Regierungsstellen schrieb und in Deutschland veröffentlichte. Als Gegenleistung stuften die Nationalsozialisten Alfred Philippson als „A-prominent“ ein und gewährten seiner Familie Hafterleichterungen, sodass diese letztlich überleben konnte.

Hedin stand jahrzehntelang im Briefwechsel mit Alfred Philippson und sandte ihm regelmäßig Lebensmittelpakete in das KZ Theresienstadt. Am 29. Mai 1946 schrieb ihm Alfred Philippson (wörtliches Zitat, gekürzt):

„Mein lieber Hedin! Die Eröffnung der Briefpost nach dem Ausland gibt mir die Möglichkeit, Ihnen zu schreiben … Wir denken oft mit herzlicher Dankbarkeit an unseren Lebensretter, dem allein es zuzuschreiben ist, dass wir die schreckliche Zeit dreijähriger Einschließung und Hungers im KZ Theresienstadt lebend überstanden haben, in meinem Alter ein wahres Wunder. Es ist Ihnen bekannt, das wir wenigen Überlebenden schließlich, einige Tage vor dem uns bevorstehenden Gastod, befreit worden sind. Wir, meine Frau, Tochter und ich sind dann am 9/10. Juli 1945 in einem Autobus der Stadt Bonn hierher in unsere fast zur Hälfte zerstörte Heimatstadt zurückgebracht worden …“

Sven Hedin antwortete am 19. Juni 1946 (wörtliches Zitat, gekürzt):

„… Es war zu schön zu erfahren, dass unsere Bemühungen nicht vergebens gewesen waren. In diesen schweren Jahren haben wir über hundert ähnliche gehabt, unglückliche Menschen, die nach Polen geschleppt wurden, zu retten, aber in den aller meisten Fällen ist es uns nicht gelungen. Einigen Norwegern haben wir doch helfen können. Mein Heim in Stockholm wurde zu einer Art Informations- und Hilfsbüro verwandelt und ich hatte dabei vorzügliche Hilfe von Dr. Paul Grassmann, Presseattaché in der Deutschen Gesandtschaft in Stockholm. Auch er hat keine Mühe gespart, um in der humanitären Arbeit tätig zu sein. Aber in fast keinem Fall ist es so glücklich gegangen wie in Ihren, lieber alter Freund! Und wie schön, dass Sie wieder in Bonn sind. …“

Die Namen und Schicksale der über hundert deportierten Juden, für deren Freilassung sich Sven Hedin eingesetzt hat, sind noch nicht erforscht. Die Namen und Schicksale der Norweger sind aber bekannt.

Laut einer Studie der Historikerin Sarah Danielsson hatte Hedin jedoch weitaus genauere Kenntnis der Deportationspläne der Nationalsozialisten für Juden als von ihm zugegeben. Er habe diese Pläne auch aktiv unterstützt und Hitlers Außenminister von Ribbentrop einen eigens angefertigten Deportationsplan vorgelegt.

Einsatz für die Freilassung von deportierten Norwegern

Sven Hedin setzte sich für den norwegischen Dichter Arnulf Øverland und für den Osloer Philologieprofessor und Universitätsdirektor Didrik Arup Seip ein, die sich im Konzentrationslager Sachsenhausen befanden. Er erreichte die Freilassung von Didrik Arup Seip, aber seine Bemühungen um die Freilassung von Arnulf Øverland blieben vergeblich; Arnulf Øverland überlebte dennoch das Konzentrationslager.

Einsatz für die Begnadigung zum Tode Verurteilter

Nachdem der dritte Senat des Reichskriegsgerichts in Berlin die zehn Norweger Sigurd Jakobsen, Gunnar Hellesen, Helge Børseth, Siegmund Brommeland, Peter Andree Hjelmervik, Siegmund Rasmussen, Gunnar Carlsen, Knud Gjerstad, Christian Oftedahl und Frithiof Lund am 24. Februar 1941 wegen angeblicher Spionage zum Tode verurteilt hatte, setzte sich Sven Hedin über den Generaloberst Nikolaus von Falkenhorst bei Adolf Hitler erfolgreich für deren Begnadigung ein. Die Todesstrafe wurde am 17. Juni 1941 von Adolf Hitler durch zehn Jahre Zwangsarbeit ersetzt. Die wegen gleicher Anklage zur Zwangsarbeit verurteilten Norweger Carl W. Mueller, Knud Naerum, Peder Fagerland, Ottar Ryan, Tor Gerrard Rydland, Hans Bernhard Risanger und Arne Sørvag erhielten auf Sven Hedins Gesuch hin am 17. Juni 1941 von Adolf Hitler reduzierte Strafen. Hans Bernhard Risanger starb jedoch im Gefängnis wenige Tage vor seiner Entlassung.

Als Nikolaus von Falkenhorst seinerseits am 2. August 1946 von dem englischen Militärgericht als Verantwortlicher für die Erschießung von Angehörigen britischer Kommando-Unternehmen zum Tode durch Erschießen verurteilt worden war, erreichte Sven Hedin dessen Begnadigung am 4. Dezember 1946 mit dem Hinweis, Nikolaus von Falkenhorst habe sich ebenfalls für die Begnadigung der zehn zum Tode verurteilten Norweger eingesetzt. Am 4. Dezember 1946 wurde die Todesstrafe von dem englischen Militärgericht durch 20 Jahre Haft ersetzt. Nikolaus von Falkenhorst wurde schließlich am 13. Juli 1953 vorzeitig aus dem Kriegsverbrechergefängnis Werl freigelassen.

Die letzten Jahre

Seit 1935 lebte Sven Hedin in Stockholm, in vornehmer Wohnlage – einer modernen Hochhausanlage – im Haus Norr Mälarstrand 66. Dort bewohnte er mit seinen Geschwistern die oberen drei Stockwerke; vom Balkon aus hatte er einen weiten Blick über den Strom Riddarfjärden und den See Mälaren bis hin zur Insel Långholmen. Im Eingangsbereich des Treppenhauses finden sich Stuckarbeiten mit einem Landkartenrelief von Sven Hedins Forschungsgebiet Zentralasien und mit einem Relief des Lamatempels, den er in einer Kopie nach Chicago zur Weltausstellung 1933 gebracht hatte.

Am 29. Oktober 1952 vermachte er die Rechte an seinen Büchern und seinen umfangreichen Nachlass in seinem Testament der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften; die bald danach gegründete Sven-Hedin-Stiftung (Sven Hedins Stiftelse) besitzt alle Eigentumsrechte.

Am 26. November starb er. Die Trauerfeier fand am 1. Dezember statt. Vertreter des schwedischen Königshauses, der schwedischen Regierung, der Schwedischen Akademie und des Diplomatischen Corps nahmen an der Feier teil.

Sven Hedins Grabstein steht auf dem Friedhof Adolf Fredriks Kyrkogård in Stockholm.

Ehrungen

Auszeichnungen zu Lebzeiten

1902 wurde Sven Hedin aufgrund seiner Verdienste, als letzter Schwede überhaupt, von König Oskar II. geadelt. Oskar II. schlug ihm vor, dem Namen Hedin eines der beiden in Schweden gebräuchlichen Adelsprädikate af oder von vorauszustellen; aber Sven Hedin verzichtete in dem Briefwechsel mit dem König darauf. Der Verzicht auf das Adelsprädikat war in Schweden bei vielen Adelsfamilien üblich. Das Wappen von Sven Hedin befindet sich zusammen mit den Wappen der etwa zweitausend Adelsgeschlechter an einer Wand des großen Saales im Riddarhuset, dem Versammlungshaus des schwedischen Adels in der Stockholmer Altstadt Gamla Stan.

Sven Hedin wurde 1905 in die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften aufgenommen sowie 1909 in die Königliche Schwedische Akademie der Kriegswissenschaften, 1910 in die Königliche Physiographische Gesellschaft in Lund und 1922 in die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala gewählt. Von 1913 bis 1952 war er auf dem sechsten von 18 Stühlen gewähltes Mitglied der Schwedischen Akademie. Dadurch hatte er Stimmrecht bei der Wahl der Literaturnobelpreisträger.

Er war Ehrenmitglied zahlreicher schwedischer und ausländischer wissenschaftlicher Gesellschaften und Institutionen, die ihn mit etwa 40 Goldmedaillen auszeichneten; 27 dieser Medaillen sind in Stockholm in dem Kungliga myntkabinettet in einer Vitrine ausgestellt.

Er wurde ausgezeichnet als Dr. phil. h.c. der Universitäten Oxford (1909), Cambridge (1909), Heidelberg (1928), Uppsala (1935), München (1943) und der Handelshochschule Berlin (1931), als Dr. jur. h.c. der Universität Breslau (1915), als Dr. med. h.c. der Universität Rostock (1919).

Zahlreiche Länder verliehen ihm Orden;[19] unter anderem wurde er am 9. November 1909 von König Eduard VII. zum Knight Commander of the Order of the Indian Empire ernannt. Als Ausländer war er zwar nicht befugt, den damit verbundenen Titel Sir zu führen, doch konnte er seinem Nachnamen Hedin die Bezeichnung KCIE nachstellen.

Postume Ehrungen

In der Adolf-Friedrich-Kirche in Stockholm befindet sich das 1959 errichtete Sven-Hedin-Epitaph von Liss Eriksson. Es zeigt Asien auf dem Globus, und es wird gekrönt von einem Kamel. In schwedischer Sprache trägt es die Inschrift: Asiens unbekannte Weiten waren seine Welt – Schweden blieb sein Zuhause.

Eine Dauerausstellung mit Funden von Sven Hedin gibt es im Etnografiska Museet in Stockholm.

Nach Sven Hedin wurden benannt:

  • der Sven-Hedin-Gletscher
  • der Mondkrater Hedin
  • der Enzian Gentiana hedini
  • die Käfer Longitarsus hedini und Coleoptera hedini
  • der Schmetterling Fumea hedini Caradja
  • die Kräuselspinne Dictyna hedini
  • der fossile Hornträger Tsaidamotherium hedini
  • der fossile Therapside (ein „säugetierähnliches Reptil“) Lystrosaurus hedini
  • Straßen und Plätze in Städten verschiedener Länder, zum Beispiel die Hedinsgatan am Tessinparken in Stockholm

Außerdem benannte die Firma Westfalia ein Wohnmobil nach ihm.

Die Sven-Hedin-Forschung

Quellen für die Sven-Hedin-Forschung

Eine Übersicht über die umfangreichen Quellen der Sven-Hedin-Forschung zeigt, dass es zurzeit schwierig sein dürfte, eine angemessene Beurteilung der Persönlichkeit und des Werkes von Sven Hedin zu finden. Der überwiegende Teil der Quellen ist noch nicht wissenschaftlich ausgewertet. Selbst das DFG-Projekt Sven Hedin und die deutsche Geographie musste sich auf eine enge Auswahl und auf die stichprobenartige Überprüfung von Quellen beschränken.

Die Quellen für die Sven-Hedin-Forschung sind in umfangreichen Archivalien (Primärliteratur, Schriftwechsel, Zeitungsberichte, Nekrologen und Sekundärliteratur) enthalten.

  • Die eigenen Veröffentlichungen von Sven Hedin umfassen etwa 30.000 Seiten.
  • Etwa 2500 Zeichnungen und Aquarelle, Filme und viele Fotografien liegen vor.
  • Dazu kommen 25 Bände mit Aufzeichnungen von den Reisen und Expeditionen und 145 Bände der regelmäßig geführten Tagebücher 1930–1952 mit insgesamt 8267 Seiten.
  • Der umfangreiche Bestand der Sven-Hedin-Stiftung (Sven Hedins Stiftelse), die den Nachlass von Hedin verwaltet, befindet sich im Etnografiska museet bzw. im Riksarkivet in Stockholm.
  • Sven Hedins Briefwechsel liegen im Archiv des Auswärtigen Amtes in Bonn, im Bundesarchiv in Koblenz, im Institut für Länderkunde Leipzig und vor allem im Etnografiska museet bzw. im Riksarkivet in Stockholm. Der größte Teil des Briefnachlasses ist im Riksarkivet untergebracht und für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich. Dieser Bestand umfasst ca. 50.000 nach Ländern und Absendern alphabetisch geordnete Briefe. Bis 30.000 weitere Briefe sind noch ungeordnet archiviert.
  • Der wissenschaftliche Nachlass sowie eine nach Jahren (1895–1952) geordnete, in 60 Folianten gebundene Sammlung von Zeitungsartikeln über Hedin befinden sich im Etnografiska museet in Stockholm.
  • Die Fundstücke aus Tibet, der Mongolei und Xinjiang befinden sich unter anderem in Stockholm im Etnografiska museet (rund 8000 Einzelstücke), in Uppsala in den Geologischen, Mineralogischen und Paläontologischen Instituten der Universität, in den Magazinräumen der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München und im History Museum in Beijing.
Sven Hedins Dokumentationen und ihre Bewertung

Sven Hedin sah bei seinen Expeditionen den Schwerpunkt seiner Arbeit in der Feldforschung. Er fertigte Routenaufnahmen an, in denen er viele Tausende von Kilometern seiner Karawanenwege mit den Details eines Messtischblattes festlegte und durch zahllose Höhenmessungen und astronomische Ortsbestimmungen ergänzte. Dabei kombinierte er die Feldkarten mit gezeichneten Panoramen. Er entwarf die ersten genauen Karten von bis dahin unerforschten Gebieten: Pamir, Taklamakan, Tibet, Seidenstraße und Himalaya. Wahrscheinlich war er der erste Europäer, der erkannte, dass der Himalaya ein zusammenhängendes Gebirge ist.

Er untersuchte systematisch die Seen Innerasiens, machte durch viele Jahre sorgfältige klimatologische Beobachtungen und legte umfassende Sammlungen von Gesteinen, Pflanzen, Tieren und Altertümern an. Unterwegs fertigte er Aquarelle, Skizzen, Zeichnungen und Fotografien an, die er später in seinen Werken veröffentlichte. Die beste Druckqualität der Fotografien und Landkarten findet sich in den schwedischen Originalwerken.

Über die Forschungsergebnisse seiner Expeditionen gab Hedin jeweils ein wissenschaftliches Werk heraus. Der Umfang dieser Dokumentationen stieg von Expedition zu Expedition gewaltig an. Seinen Forschungsbericht über die erste Expedition veröffentlichte er im Jahr 1900 unter dem Titel: Die geographisch-wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien 1894–1897 (Ergänzungsband 28 zu Petermanns Mitteilungen), Gotha 1900. Das Werk über die zweite Expedition Scientific Results of a Journey in Central Asia wuchs auf sechs Text- und zwei Atlasbände an. Southern Tibet, die wissenschaftliche Veröffentlichung über die dritte Expedition, umfasst insgesamt zwölf Bände, davon drei Atlanten. Die Ergebnisse der Chinesisch-Schwedischen Expedition wurden in den Reports from the scientific expedition to the north-western provinces of China under leadership of Dr. Sven Hedin. The sino-swedish expedition veröffentlicht; diese Edition hat 49 Ausgaben.

Diese Dokumentationen waren von Hedin kostbar ausgestattet, und der Preis wurde dadurch so hoch, dass nur wenige Bibliotheken und Institute sie bezahlen konnten. Die immensen Kosten für die Drucklegung musste Sven Hedin, ebenso wie die Kosten der Expeditionen, zum größten Teil selbst tragen. Er verwendete dazu die Honorare, die er für seine populärwissenschaftlichen Bücher und für seine Vorträge bekam.

Sven Hedin wertete seine Dokumentationen nicht selbst wissenschaftlich aus, sondern übergab sie anderen Wissenschaftlern zur Auswertung. Da er die Erlebnisse bei seinen Expeditionen populärwissenschaftlich verbreitete und in einer Vielzahl von Vorträgen, Reiseberichten, Jugend- und Abenteuerbüchern verarbeitete, wurde er jedoch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Er galt bald als eine der bekanntesten Persönlichkeiten seiner Zeit.

Dietmar Henze schrieb im Zusammenhang mit der Ausstellung des Deutschen Museums Sven Hedin, der letzte Forschungsreisende im Jahr 1997 über Sven Hedin:

„Er war Pionier und Wegweiser im Übergang zum Jahrhundert der Spezialforschung. Kein Einzelner hat als Erheller und Darsteller unbekannter Länderräume mehr vollbracht als er. Allein seine Karten stellen eine einmalige Schöpfung dar. Dem Reisekünstler stand der Gelehrte nicht nach, der in entrückten Nachtstunden mit Schnelle und scheinbar mühelos ehrfurchtgebietende Werke schuf. Die Geographie, zumindest die deutsche, hat sich bislang nur an seine volkstümlichen Berichte gehalten. Noch steht der konsequente Einbau der ungehobenen Riesenschätze seines wissenschaftlichen Werks in der Länderkunde Asiens aus.“

Aktuelle Sven-Hedin-Forschung

Eine wissenschaftliche Überprüfung der Persönlichkeit von Sven Hedin und seiner Beziehungen zum Nationalsozialismus wurde in der Universität Bonn von Professor Hans Böhm, Dipl.-Geogr. Astrid Mehmel und Christoph Sieker M.A. im Rahmen des DFG-Projekts Sven Hedin und die deutsche Geographie vorgenommen.

 

Ursache: wikipedia.org

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