I. Olympischen Winterspiele
Die I. Olympischen Winterspiele fanden vom 25. Januar bis 5. Februar 1924 in Chamonix (Frankreich) statt. Die Wettbewerbe von Chamonix waren ursprünglich als Internationale Wintersportwoche im Rahmen der Olympischen Spiele 1924 von Paris deklariert. Nachträglich, auf seiner 26. Sitzung am 6. Mai 1926, beschloss das IOC, den Wettkämpfen von Chamonix rückwirkend den Status der I. Olympischen Winterspiele zuzuerkennen.
Deutschland, das als Verursacher des Ersten Weltkriegs und insbesondere als ehemaliger Aggressor gegen Frankreich angesehen wurde, hatte auch sechs Jahre nach Kriegsende keine Einladung zu den Spielen der VIII. Olympiade nach Paris erhalten und durfte somit auch keine Wintersportler nach Chamonix entsenden.
Bei den Olympischen Winterspielen 1924 fanden Wettbewerbe in sieben Sportarten statt, zusätzlich wurde ein Ehrenpreis vergeben. Frauen traten ausschließlich im Eiskunstlauf an.
Organisation
Die Olympischen Spiele 1924 waren nach Paris vergeben worden, sodass das französische Nationale Olympische Komitee die Auswahl des Wintersportortes vornehmen musste. Es hatten sich Gérardmer (Vogesen), Luchon-Superbagnères (Pyrenäen) und Chamonix (Alpen) beworben. Die Wahl fiel auf Chamonix, das nicht nur das alpine und das nordische Programm bieten konnte, sondern vor allem auch einen neu angelegten Bahnhof hatte und damit die Spiele über Touristen leichter popularisieren und refinanzieren konnten.Damit wurde eine wichtige Olympische Tradition begründet. Das Organisationskomitee, bestehend aus neun Mitgliedern samt dem Präsidenten Graf Justinien de Clary, gründete sich am 9. Mai 1922 in Paris. Es war das gleiche Organisationskomitee, das auch die Olympischen Sommerspiele 1924 in Paris zu organisieren hatte. Der Verantwortliche für den Wintersport war A. Maucourt.
Die Gesamteinnahmen der Spiele beliefen sich auf 626.936,75 Franc, wovon der Erlös der Eintrittskarten mit 100.045,20 Franc rund ein Sechstel ausmachte. Die restlichen 519.055,95 Franc stellte die französische Regierung bereit. Die Ausgaben beliefen sich auf 100.045,20 Franc ohne Berücksichtigung der Kosten der Baumaßnahmen.
Teilnehmer
13 Athletinnen und 281 Athleten aus 16 Nationen hatten gemeldet. Auch ein Athlet aus Estland hatte gemeldet und bei der Eröffnungszeremonie wurde seine Flagge ins Stadion getragen. Doch bei den Wettkämpfen fehlte er.
Zeitplan
Die internationale Wintersportwoche erstreckte sich über 13 Tage vom 24. Januar bis zum 5. Februar. Hierbei wurden 16 Entscheidungen ausgetragen und zusätzlich ein Ehrenpreis für Alpinismus vergeben. Der Status der Wettbewerbe Curling und Militärpatrouille (Frühform des Biathlon) als offizielle Sportart oder Demonstrationssportart ist umstritten. Im IOC Bericht von 1924 jedoch werden alle 16 Wettbewerbe in gleicher Weise behandelt und die Medaillengewinner im Curling und in der Militärpatrouille werden in der IOC Datenbank gelistet.
Zeremonien
EröffnungsfeierDie Eröffnungsfeier fand am 24. Januar 1924 um 14:30 Uhr im Stade Olympique vor 287 Zuschauern statt.
SchlussfeierDie Abschlussfeier fand am 5. Februar 1924 statt. Hierbei wurden vom Generalsekretär des NOK Frankreichs Erinnerungsmedaillen überreicht. Diese waren in einer Auflage von 2000 Stück nach einem Entwurf von Raoul Bénard gefertigt worden. Weiter gab es eine Ansprache des IOC-Präsidenten Pierre de Coubertin.
Wettkampfstätten
Alle Wettbewerbe wurden in Chamonix ausgetragen.
- Stade Olympique du Mont Blanc – Eröffnungsfeier, Schlussfeier, Curling, Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Langlauf, Militärpatrouille, Nordische Kombination
- Le Mont – Skispringen, Nordische Kombination
- Les Pellerins – Bob
Wettbewerbe
BobsportDer Wettbewerb im Bobsport fand am 2. und 3. Februar auf der Naturbahn Les Pellerins statt. Diese Bahn hatte eine Länge von 1464,97 Metern und bestand aus 19 Kurven. Der Höhenunterschied zwischen Start und Ziel betrug 156,29 Meter. Am 2. Februar waren 1540 Zuschauer und am 3. Februar 1854 Zuschauer anwesend. Gefahren wurden vier Durchgänge, deren Zeiten zu einer Gesamtzeit addiert wurden. Es durften sowohl Vierer- als auch Fünferbobs teilnehmen.
Es traten neun Teams aus fünf Ländern an. Im ersten Lauf stürzten drei Bobs und gaben auf. Der von Eduard Scherrer (Schweiz II) gesteuerte Viererbob, den er Acrobate nannte, hatte extrem breite Kufen wodurch er bei dem Wetter Vorteile hatte. Er erreichte Geschwindigkeiten bis zu 70,2 Kilometer pro Stunde und gewann den Wettbewerb vor dem von Ralph Broome (Großbritannien II) gesteuerten Viererbob. Der bestplatzierte Fünferbob Belgien I gewann von Charles Mulder gesteuert die Bronzemedaille.
CurlingObwohl es keinen offiziellen Beschluss darüber gab, wurde das Curling-Turnier später in fast allen Statistiken als Demonstrationssportart geführt. Erst im Februar 2006 erklärte das IOC Curling zu einem offiziellen Wettbewerb bei den Olympischen Winterspielen. Eine Glasgower Zeitung hatte während der XX. Olympischen Winterspiele 2006 von Turin entsprechende Beweise vorgelegt, dass Curling damals keine Demonstrationssportart war. Somit wurde das britische Team 82 Jahre später postum offiziell zum Olympiasieger erklärt.
EishockeyDas Turnier, das zugleich als zweite IIHF-Eishockey-Weltmeisterschaft galt, fand vom 28. Januar bis zum 3. Februar statt. Es nahmen acht Mannschaften teil, die die Vorrunde in zwei Gruppen à vier Mannschaften bestritten. Die beiden Gruppenersten zogen in die Finalrunde ein. Die Ergebnisse des direkten Vergleichs wurden in die Finalgruppe mitgenommen. Kanada holte überlegen die Goldmedaille vor den USA und Großbritannien. Die Kanadier und US-Amerikaner dominierten das Turnier. Sie erzielten 110 bzw. 73 Tore bei nur 3 bzw. 6 Gegentreffern. Die europäischen Teams waren chancenlos.
EiskunstlaufDie Wettbewerbe im Eiskunstlauf fanden vom 28. bis zum 31. Januar statt. Sie wurden gleichzeitig mit den Eishockeyspielen im Stade Olympique durchgeführt. Bei den Wettbewerben der Frauen und Männer wurden jeweils ein Pflicht- und ein Kür-Durchgang durchgeführt. Der Paarlauf-Wettbewerb bestand nur aus einer fünfminütigen Kür. Die österreichischen Teilnehmer gewannen zwei Gold- und eine Silbermedaille. Gillis Grafström aus Schweden siegte im Wettkampf der Männer.
EisschnelllaufDie Wettbewerbe im Eisschnelllauf fanden am 26. und 27. Januar im Stade Olympique auf einer 400-Meter-Natureisbahn vor 4600 Zuschauern statt. Die Medaillen wurden in fünf Wettbewerben vergeben.
MilitärpatrouilleDie Militärpatrouille war 1924 Bestandteil der Ski-Wettkämpfe und wurde ebenfalls niemals offiziell als Demonstrationswettbewerb geführt. Trotzdem wird sie noch heute in fast allen Statistiken als solche bezeichnet. Erst 1928 erscheint sie im Offiziellen Olympiareport von St. Moritz neben Skijöring als Demonstrationswettbewerb.
Ski NordischAnders Haugen (USA) wurde im Skispringen Vierter hinter Thorleif Haug. 1974 stellte man einen Rechenfehler der Jury fest und Anne-Marie Magnusson, die Tochter von Thorleif Haug, überreichte dem nun 86-Jährigen, mit 50 Jahren Verspätung, am 12. September 1974 im Holmenkollen-Haus in Oslo die Bronze-Medaille. Der Norweger Haug gewann sowohl beide Konkurrenzen im Langlauf (18 und 50 Kilometer) als auch jenen in der Nordischen Kombination.
Ehrenpreis AlpinismusBereits bei seinem Gründungskongress 1894 hatte das IOC beschlossen auch einen Preis für Alpinismus (Prix olympique d’alpinisme) zu vergeben. Diesen bekamen erstmals 1924 die Teilnehmer der britischen Mount-Everest-Expedition 1922 unter der Leitung von Brigadier Charles G. Bruce verliehen.
Herausragende Sportler
- Clas Thunberg (Finnland) wurde mit dreimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze im Eisschnelllaufen erfolgreichster Sportler der Spiele.
- Thorleif Haug (Norwegen) wurde mit dreimal Gold und einmal Bronze bei Wettbewerben im Ski Nordisch ,Skikönig’ und zweitbester Sportler der Spiele. Die Bronze-Medaille wurde ihm 50 Jahre später aberkannt, da 1974 bei einem Treffen der noch lebenden Olympiateilnehmer festgestellt wurde, dass die Jury damals einem Rechenfehler aufgesessen war.
- Roald Larsen (Norwegen) gewann mit zweimal Silber und dreimal Bronze ebenfalls fünf Medaillen im Eisschnelllaufen.
- Der US-Amerikaner Charles Jewtraw gewann am 26. Januar 1924 den 500 m Eisschnelllauf und wurde erster Olympiasieger bei Winterspielen.
- Sonja Henie (Norwegen) war mit 11 Jahren und 196 Tagen die jüngste Teilnehmerin der Winterspiele. Sie wurde beim Eiskunstlauf achte und gewann bei den drei folgenden Winterspielen jeweils die Goldmedaille. Durch ihr unbekümmertes Auftreten und aufgrund ihres Alters wurde sie zum Publikumsliebling.
- Carl August Kronlund (Schweden) war mit 58 Jahren und 155 Tagen der älteste Teilnehmer der Spiele. Er gewann mit seiner Mannschaft die Silbermedaille im Curling.
Berichterstattung
Für die Berichterstattung waren 88 Journalisten aus 14 Ländern für die I. Olympischen Winterspiele akkreditiert.
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Karte
Quellen: wikipedia.org, news.lv