Christoph Friedrich Schönberg
- Geburt:
- 02.08.1831
- Tot:
- 19.01.1901
- Burial Datum:
- 24.01.1901
- Zusätzliche namen:
- Kristaps Šēnbergs, Kristofs Jānis Fridriķis Šēnbergs
- Kategorien:
- Literat, Organist, Pädagoge
- Friedhof:
- Rucavas pagasts, Centra kapi
Kurland. Ein Lehrerjubiläum. Der Lehrer und Organist Herr Chr. Schönberg zu Rutzau feierte an seinem Geburtstage, den 21. Juli d. J., nebst seiner Silberhochzeit sein 25jähriges selbständiges Wirken als Lehrer in Rutzau. (Zuvor war derselbe ein Jahr Hilfslehrer an dem irmlauschen Seminar gewesen.) Wir erwähnen des Amtsjubiläums an dieser Stelle, nicht weil der Jubilar am Tage seines Festes zahlreiche, redende Beweise der Anerkennung und Liebe sowohl von seinen ehemaligen, als derzeitigen Eleven, von seinen Freunden und Verehrern erhielt, sondern weil seine Schule aus den mißlichsten äußeren Verhältnissen ganz durch sich selbst in freier, selbständiger Entwickelung zu einer solchen Blüthe sich entfaltet und solche
Erfolge erzielt hat, wie es wohl selten eine andere Landschule dieser Art in Kurland errungen haben dürste. Die Schulanstalt des Herrn Schönberg ist eigentlich eine Privatschule, da derselbe als Lehrer in keiner contractlichen Verpflichtung gegenüber der Gemeinde steht, — sie vertritt jedoch, was den Unterricht anbelangt, die Stelle einer Parochialschule und unterweist überdies vorgeschrittene, aus strebende Jünglinge durch Privatstunden in alten und neuen Sprachen. Das Bedürfniß nach einer solchen Schulleistung machte sich dieser Gegend längst schon fühlbar, da die nächsten Stadtschulen in Libau von Rutzau 7 Meilen entfernt sind.
Vor 25 Jahren begann der Jubilar in seiner Amtswohnung, der Organistei, mit nur wenigen Schülern den Unterricht und führte ihn bei alljährlich wachsender Schülerzahl 16 Jahre allein. Dann engagirte er wegen der weiteren Ausbildung seiner eigenen Söhne einen Philologen. Diesem erweitertem Hausunterrichte schlössen sich mehrere Knaben des Volkes und der benachbarten Gutsherren an. Bald erwies sich seine Amtswohnung für Schüler und Lehrergehilfen als unzulänglich. Daher errichtete Herr Schönberg für eigene Rechnung — etwa 100 Schritte neben seiner Wohnung — ein Haus für seine Schulzwecke. Dadurch wurde es ihm möglich, auch auswärtige Schüler und Zöglinge auszunehmen. Seit mehreren Jahren schon hat diese Schule regelmäßig 50-60 Schüler. Jetzt sind an der Anstalt 4 Lehrer thätig. *) Während ihres 25jährigen Bestehens zählt diese Schule ohne die alljährlich vorzubereitenden Confirmanden 738 Zöglinge, von denen 10 als Gebietslehrer angestellt wurden; 5 traten ins Seminar, 11 Schüler haben das Examen behufs Eintritts in eine Apotheke als Lehrlinge gemacht, 17 Jünglinge haben das Telegraphisten-Examen 3. Klasse, 4 das der 4. Klasse (zusammen also 21) abgelegt, von denen bereits 6 Stationsvorsteherstellen bekleiden; 7 Schüler traten als Post- oder Gerichtsschreibergehilfen ein; 2 wurden Techniker, 7 Kaufleute und 30 Schüler traten in ein classisches Gymnasium, die meisten in die Quarta, manche in die Tertia und im vergangenen Jahre einer in die Secunda, ein. Nach ihrem Stande waren von den 83 weiter ausgebi!deten 50 Zöglinge Bauern, 16 Bürger, 6 Exernten, 8 Edelleute und 3 Hebräer.
Angesichts dieser Factoren brauchen wir wohl über die Nützlichkeit dieser Schulanstalt nichts hinzuzufügen. Das Hauptverdienst des Jubilars aber besteht darin, daß kein Mittelloser Knabe oder Jüngling der rutzauschen Gemeinde wegen Zahlungsunfähigkeit des Unterrichts dieser Schule hat entbehren müssen; viele Jünglinge, welche ihre ganze Ausbildung in der Schönberg'schen Schule unentgeltlich genossen haben, sind geachtete und nützliche Staatsbürger geworden.
*) Allernächstens wird auch ein Unteroffizier hier Gymnastik und Exercitien lehren.
Quelle: Rigasche Zeitung (27.08.1877.)
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Ueber eine neue vierklassige Privatknabenschule 2. Kategorie, ein Privat-Progymnasium, in Rutzau wird der „Rig. Ztg." Folgendes geschrieben: Rutzau ist ein Gütercomplex von 5 Kronsdomainen im südwestlichsten Kurland. Außer den deutschen Gutsarrendatoren sind daselbst sehr zahlreiche Handwerker, z. B 13 Töpfer- und 6 Schmiedewerkstätten,
6 Kleinhändler u. s. w. Um ein Verständniß für das Erstehen der vorerwähnten neuen Schulanstalt zu gewinnen, dürfte es am Platze sein, Folgendes vorauszuschicken: Rutzau hat das Glück, schon seit dem Jahre 1882 einen gediegenen, thatkräftigen Mann in der Person des Cantors Herrn Chr. Schönberg als Lehrer und Bildner der Jugend zu haben. "Mit nur wenigen deutschen und lettischen Schülern begann er einst seine Lehrthätigkeit in Rutzau. Obgleich Rutzau auch jetzt als keine wohlhabende Gegend zu betrachten ist, so war sie damals — vor 30 Jahren — geradezu ärmlich zu nennen. Nur sehr alllmälich wuchs auch die Schülerzahl von Jahr zu Jahr, obgleich das Schulgeld damals nur 6 Rbl. pro Kopf jährlich ausmachte. Bis zum Jahre 1868 wirkte Herr Schönberg im Lehramt bei 30 Schülern allein. Mitterweile waren seine eigenen Söhne herangewachsen und bedurften eines erweiterten Unterrichts. Das Unvermögen, zwei Söhne gleichzeitig in einer Stadtschule abgeben zu können, nöthigte ihn, einen Philologen zu engagiren. Es schloß sich aber mancher Sohn bemittelter und unbemittelter, vornehrner und geringer Eltern diesem Hausunterrichte an. Die Erfolge dieser erweiterten Schularbeit im Kleinen fielen günstig aus. Die von Rutzau abgegangenen Schüler, welche entweder für die mittleren und oberen Klassen*) des Libauer Nikolai-Gymnasiums als reif befunden wurden, oder als Apothekerlehrlinge eintraten, oder Kronsbeamte oder Elementarlehrer wurden, waren gesund an Leib und Seele und bewährten sich fast überall. Diesser Umstand lenkte die Aufmerksamkeit fürsorglicher Eltern auf die glückliche pädagogische Thätigkeit Schönbergs und auf die gesunde Lage der Rutzauschen Schule in ländlicher Abgeschiedenheit. Die Schönberg'sche Schule liegt nämlich separat am Waldessaume, am Ufer eines Baches, 7 Werst vom Ostseestrande entfernt. Man athmet also hier immer die reine, frische Seeluft ein, welche, durch einen mächtigen harzreichen Fichten- und Tannenwald gemildert, für die zarten Lungen der im Waldesschatten lustwandelnden oder beim Spiel sich tummelnden Schüler als ein wahrer Balsam dient. Es kamen aus der Ferne mehr und mehr Schüler, nicht nur solche, die man in "guten Händen" wissen wollte, sondern aus den Städten auch solche, die „eingerenkt" werden mußten, was unser Pädagoge nicht mit dem Stab „Wehe", sondern moralisch und daher nachhaltig bewirkt, und es kamen auch körperlich Schwächliche, sogar mancher aus Petersburg und Riga, scrophulöse Kinder mit Pflastern und Bandagen (letztere wurden bald überflüssig) hierher und kehrten nach wenigen Jahren gesund und kräftig heim. Der Begründer der Rutzauschen Schule mußte nolens volens seine Schullocalitäten und Lehrkräfte vergrößern. Er erbaute — zwar unter sehr schwierigen Conjuncturen — für eigene Rechnung ein ansehnliches, zweckentsprechendes Schulgebäude (jetzt ist noch ein drittes Haus zugebaut worden). Nun ward es ihm möglich, alle sich Meldenden aufzunehmen. Die Zahl der Schüler erreichte schließlich 132 Köpfe, daher mußte die Schule wohl eine Umgestaltung erfahren, welche nunmehr eintreten soll, da dem Sohne des Herrn Chr. Schönberg höheren Orts die Concession zu einer höheren Lehr- und Pensionsanstalt ertheilt worden ist.Mit Beginn des nächsten Semesters wird er dieselbe eröffnen. Da das Schul-und Pensionsgeld nicht theuer ist, so steht zu erwarten, daß die Anstalt sich eines regen Zuspruchs erfreuen wird. Für Kost zusammen beträgt die jährliche Zahlung 232 bis 346 Rbl., je nach der Klasse. Beim Hauptlehrer können zwar nur 20 Pensionaire Aufnahme finden; aber auch für Unbemittelte ist bestens gesorgt worden: Sie können auswärts bei einem unter der Controle der Lehrer stehenden Oeconomen für nur 75 Rbl. jährlicher Zahlung eine auskömmliche, gesunde Kost bekommen; auch ist es ihnen freigestellt, anstatt des Baargeldes Proviant zu liefern. Die Aufgabe der neuen Schule soll sein, Knaben für die Tertia eines classischen Gymnasiums vorzubereiten, allein es könnten auch nebenbei manche Knaben für eine Realschule und manche Jünglinge für ein Seminar vorbereitet werden. Die zweiklassige Elementarschule des Herrn Schönberg sen. bleibt als eine Vorbereitungsschule für das hiesige Progymnasium fortbestehen. Darin sollen von jetzt an (in der untersten Klasse nämlich) auch Kinder, die erst mit dem Lesenlernen beginnen, Aufnahme finden Die Direction der neuen Schule wird zwar direct dem Herr Schönberg jun. obliegen; allein indirect wird sie von dem alten bewährten Pädagogen wirksam unterstützt werden. Der Sohn wird es sich gewiß auch angelegen sein lassen, im Geiste seines Vaters, der durch unermüdlichen Fleiß und seltene Treue so schöne Erfolge erzielt, und so viel dankbare Liebe bei seinen Zöglingen sich erworben, fortzuwirken, wozu wir ihm von ganzem Herzen Glück und Gottes Segen wünschen !
*) In dem letztverflossenen Decennium traten von der Schönberg'schen Schule, privatim vorbereitet, drei Jünglinge,
nacheinander (zur Zeit Akademiker): Julius Tief, Ferdinand Kownatzky und Franz Karewitsch, direct in die Sekunda des
Libauschen Nikolai - Gymnasiums ein.
Quelle: Libausche Zeitung (06.06.1884.)
Ursache: LVVA
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Name | Beziehung | Beschreibung | ||
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1 | Kārlis Arturs Šēnbergs | Sohn | ||
2 | Ernests Ferdinands Šēnbergs | Brüder | ||
3 | Edgars Šēnbergs | Urenkel | ||
4 | Carl Robert Wilhelm Riemschneider | Bekanntschaft | ||
5 | Juris Bebris | Mitarbeiter |
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