German Titow
- Geburt:
- 11.09.1935
- Tot:
- 20.09.2000
- Mädchenname:
- German Stepanowitsch Titow
- Zusätzliche namen:
- Hermanis Titovs, Герман Титов, Germans, Ге́рман Степа́нович Тито́в
- Kategorien:
- Raumfahrer
- Nationalitäten:
- russisch
- Friedhof:
- Der Nowodewitschi-Friedhof
German Stepanowitsch Titow (russisch Герман Степанович Титов, wiss. Transliteration German Stepanovič Titov; * 11. September 1935 in Werchneje Schilino, Region Altai; † 20. September 2000 in Moskau, Russland) war ein sowjetischer Kosmonaut.
Leben
Auswahl als Kosmonaut
Schon als Kind wollte German Titow Pilot werden, wie sein Onkel. Er trat im Juli 1953 im Alter von 17 Jahren den sowjetischen Luftstreitkräften bei und absolvierte bis 1955 die Fliegerschule in Kustanai. Ab 1957 diente er als Strahlflugzeugpilot in der sowjetischen Armee.
Als im Sommer 1959 Kosmonauten für das anstehende bemannte Raumfahrtprogramm der Sowjetunion gesucht wurden, war Titow einer der 3.000 Militärpiloten, die den Mindestkriterien entsprachen. Er bestand alle Prüfungen und war ab März 1960 Mitglied der ersten Kosmonautengruppe, die aus 20 jungen Männern bestand.
Wostok 1
Sechs Piloten, darunter Titow, wurden im Januar 1961 in die engere Wahl für den ersten Raumflug genommen. Bei den mündlichen und schriftlichen Prüfungen am 17. und 18. Januar 1961 erzielte Titow zusammen mit Juri Gagarin die besten Ergebnisse. Am 4. April wurde offiziell bestätigt, dass der erste Raumfahrer der Sowjetunion unter den drei Kandidaten Titow, Gagarin und Neljubow ausgewählt wurde. Titow erfuhr am 9. April, dass man sich am Vortag für Gagarin entschieden hatte. Titow wurde als Ersatzmann nominiert.
In den nächsten Tagen hielt sich Titow stets bereit, für Gagarin einzuspringen, falls dieser aus irgendeinem Grund kurzfristig ausfallen sollte. Das war jedoch nicht der Fall, und so wurde Juri Gagarin am 12. April 1961 mit Wostok 1 der erste Mensch, der eine Reise ins Weltall unternahm.
Wostok 2
Als Ersatzmann für Wostok 1 war Titow automatisch als Besatzung für Wostok 2 gesetzt. Unter dem Rufzeichen Orjol (Adler) startete er am 6. August 1961 mit dem Raumschiff Wostok 2 zum zweiten orbitalen Raumflug der Geschichte. Der Flug verlief technisch ohne Probleme, Titow konnte im Gegensatz zu Gagarin sogar die Steuerung des Raumschiffs übernehmen. Zeitweise litt Titow jedoch unter der bis dahin völlig unbekannten Raumkrankheit und musste sich übergeben. Zum Zeitpunkt des Starts war Titow erst 25 Jahre und 11 Monate alt und hält damit bis heute den Rekord als jüngster Raumfahrer.
Nach über 24 Stunden Flugzeit kehrte Wostok 2 zur Erde zurück. Wie Gagarin verließ Titow die Landekapsel in etwa 7000 Meter Höhe mit dem Schleudersitz und landete am Fallschirm. Im Gegensatz zu Gagarin wurde dies jedoch auch offiziell mitgeteilt.
Am 9. August 1961 wurde Titow der Orden Held der Sowjetunion verliehen. Als die sowjetische Raumfahrtbehörde nach einigen Monaten beim internationalen Luftfahrtverband, der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) den Weltrekord für den längsten Raumflug beantragte, wurde dies abgewiesen. Nach den Regeln der FAI musste der Pilot zusammen mit dem Fluggerät landen. Da Titow aber Schleudersitz und Fallschirm benutzte, ging der Rekord stattdessen an John Glenn, der zwischenzeitlich mit Mercury-Atlas 6 einen Raumflug von knapp fünf Stunden durchgeführt hatte.
Ruhm und Eskapaden
Nach seiner Rückkehr wurde Titow augenblicklich ein Nationalheld, dem Verehrung in jeder Form entgegengebracht wurde.
Titow genoss den Ruhm und die Privilegien, die er erhielt, brachte sich aber immer wieder durch unangemessenes Verhalten in Schwierigkeiten. Er verursachte mehrere Autounfälle, betrank sich in der Öffentlichkeit und beleidigte hohe Militärs. Nur sein Status als Kosmonaut bewahrte ihn vor den Konsequenzen.
Vom 29. April bis zum 12. Mai 1962 war Titow zusammen mit Nikolai Kamanin, dem Leiter der Kosmonautenausbildung, zu einem offiziellen Besuch in den USA, wo sie Präsident Kennedy und Vizepräsident Johnson, sowie NASA-Größen wie Wernher von Braun trafen. Astronaut John Glenn zeigte ihnen die Redstone-Rakete und das Mercury-Raumschiff, außerdem lud er sie zu einer Grillparty zu sich nach Hause ein. Auf der Weltausstellung in Seattle konnten Titow und Kamanin die Weltraumexponate im USA-Pavillon besichtigen. Überall wurden sie herzlich empfangen. Bezeichnend für die Beziehung der amerikanischen Öffentlichkeit zu Titow war ein Transparent, das Titow entdeckte, als er die Ford-Werke in New Jersey besichtigte: „Titow: Ja! - UdSSR: Nein!“.
Aus der Sicht der sowjetischen Funktionäre hatte sich Titow besser als erwartet verhalten und war bei den 8 Reden und 20 Pressekonferenzen nicht von der offiziellen Linie abgewichen. Zurück in der Sowjetunion fiel er jedoch wieder durch Disziplinlosigkeit auf. Auch hatte er einen schlechten Einfluss auf seine Ausbildungskameraden. Manche der Kosmonauten, die noch keinen Raumflug absolviert hatten, schlugen ebenfalls über die Stränge und beriefen sich anschließend auf das Beispiel von Titow.
Kritisch für Titow wurde es, als im März 1963 eine Mappe mit geheimen Dokumenten und Zutrittspässen aus seinem Auto verschwand. Koroljow, der Leiter des sowjetischen Raumfahrtunternehmens, stellte ihm neue Pässe aus, machte Titow aber klar, dass er bei einem erneuten fahrlässigen Verlust ins Gefängnis käme.
Planungen für Sojus und Woschod
Ab Februar 1964 stand Titow einer von vier Ausbildungsgruppen vor, die sich für den Flug mit dem neuen Sojus-Raumschiff vorbereiten sollten. Ihm wurden Schatalow, Scholobow und Irina Solowjowa, die Ersatzfrau von Wostok 6 zugeteilt. Gleichzeitig war er aber auch noch als Kommandant für die anstehenden Flug von Woschod 1 im Gespräch, wurde aber aufgrund seiner Disziplinlosigkeit wieder von der Liste gestrichen.
Studium
Im Gegensatz zur US-Astronautengruppe, die aus erfahrenen Testpiloten mit Hochschulabschluss bestand, waren die sowjetischen Raumfahrer relativ junge Jetpiloten. Der Leiter der Kosmonautenausbildung sah es deshalb als notwendig an, dass die Kosmonauten parallel zu ihrer Raumfahrtausbildung ein Studium an der Militärakademie für Ingenieure der Luftstreitkräfte „Prof. N. J. Schukowski“ betrieben.
Spiral
Ab Juli 1965 stand Titow einer Gruppe von Kosmonauten vor, die für den neuen wiederverwendbaren Raumgleiter Spiral ausgebildet werden sollten. Außer ihm gehörten in wechselnder Besetzung noch vier bis fünf andere Kosmonauten zur potentiellen Spiral-Besatzung. In der Flugschule Schkalow wurde Titow 1967 zum Testpilot ausgebildet. Er war durch diese Aufgabe neu motiviert und genoss es, auf dem Luftwaffenstützpunkt Wladimirowka Flugzeuge der Typen MiG-21, Su-7 und Su-9 zu fliegen.
Kamanins Angebot vom März 1967, in das sowjetische Mondprogramm einzusteigen, lehnte Titow ab. Er sah seine Zukunft eher als Testpilot.
Das Spiral-Projekt stellt sich jedoch als undurchführbar heraus. Zudem wurden Titow 1969 aus disziplinarischen Gründen für zwei Jahre Führerschein und Flugschein entzogen, außerdem wurden ihm repräsentative Reisen ins Ausland verweigert. In den neun Jahren als Kosmonaut hatte Titow zehn Disziplinarvergehen.
Titow sah somit für sich keine Zukunft mehr als aktiver Pilot.
Nach der Pilotenkarriere
Am 17. Juli 1970 verließ Titow das Kosmonautenkorps. Er war zu diesem Zeitpunkt erst 34 Jahre alt. Titow schrieb sich an der Militärakademie Woroschilow ein, die er 1972 mit einem Diplom in Militärwissenschaft verließ.
Anschließend arbeitete Titow im Raumfahrtbereich des Verteidigungsministerium der Sowjetunion, zuerst als stellvertretender Leiter der Bodenstation in Monino, von wo aus die militärische Raumstation Saljut 3 gesteuert wurde.
Zwischen 1973 und 1979 leitete er die Entwicklung und Fertigung mehrerer militärischer Raumfahrtsysteme.
Im Jahre 1991 schied er im Range eines Generaloberst aus dem aktiven Dienst der Armee aus und erreichte damit den höchsten militärischen Rang unter den Kosmonauten der Sowjetunion bzw. Russlands. Anschließend wurde er Präsident der Firma Kosmoflot, die unter anderem Komponenten für das COSPAS-SARSAT-Satellitensystem herstellte.
Im Mai 1995 wurde er bei den Parlamentswahlen für die kommunistische Partei Russlands erstmals in die Duma gewählt, bei den Wahlen 1999 verteidigte er sein Mandat. Ohne sein Zutun war Titow 1961 nach seinem Raumflug zum Parteimitglied erklärt worden.
Titow war mit Tamara Tscherkas verheiratet und hatte zwei Töchter. Tatjana wurde am 23. September 1963 als erstes Kind eines Raumfahrers geboren. German Titow starb am 20. September 2000 in seiner Sauna, vermutlich an einem Herzinfarkt. Er wurde am 25. September mit militärischen Ehren auf dem Nowodewitschi-Friedhof in Moskau beigesetzt.
Literatur und Presse
Titow war einer der ersten Kosmonauten, die US-Journalisten ausführliche Interviews gaben. Aus den Niederschriften von Wilfred Burchett und Anthony Purdy schuf der US-Autor Martin Caidin 1962 die Biografie „I Am Eagle!“. Dies war in der westlichen Welt für lange Zeit die einzige frei erhältliche Informationsquelle über die sowjetische Raumfahrt. Nach seinem Hochschulabschluss war Titow Redaktionsmitglied von „Awiatsija i Kosmonawtika“, der monatlichen Fachzeitschrift der sowjetischen Luftwaffe. Er war Mitautor von verschiedenen sowjetischen und westlichen Veröffentlichungen und wurde oft von westlichen Journalisten interviewt.
Er ist unter anderem Autor der Bücher „A Million Miles in Orbit“ (1961), „My Blue Planet“ (1977), „Conversations with Cosmonauts of the USSR“ (1983) und „On Starry and Earthly Orbits“ (1987).
Besonderheiten und Rekorde
- Vierter Mensch im Weltraum, zweiter Mensch in der Erdumlaufbahn
- Jüngster Mensch im Weltraum
- Erster Flug über mehr als 24 Stunden im Weltraum
- Erster Flug mit mehr als einer Erdumrundung im Weltraum
- Höchster militärischer Rang aller sowjetischen bzw. russischen Kosmonauten
- Vater des ersten Kindes eines Raumfahrers
Ehrungen und Auszeichnungen
German Titow bekam viele Auszeichnungen auch aus dem kommunistischen Ausland und war unter anderem zweifacher Träger des Leninordens und Träger des Leninpreises. Außerdem wurde Titow als Held der Sowjetunion, Held der Volksrepublik Bulgarien, Held der Sozialistischen Republik Vietnam und Held der Mongolischen Volksrepublik ausgezeichnet. Nach ihm ist ein Mondkrater auf der erdabgewandten Seite und eine Insel in Vietnam benannt.
Titow ist seit 1969 Ehrenbürger von Leipzig.
Titow in Leipzig, Briefmarke der DDR von 1961
Titow im Raumschiff Wostok 2
Titow erhält von Walter Ulbricht den Karl-Marx-Orden
Titow und Ulbricht auf der Fahrt durch Berlin
German Titow (rechts) mit Präsident John F. Kennedy. Links: Astronaut John Glenn
Ursache: wikipedia.org
Keine Orte
Name | Beziehung | Beschreibung | ||
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1 | Gieorgij Grieczko | Arbeitskollege | ||
2 | Waleri Bykowski | Arbeitskollege | ||
3 | Andrijan Nikolajew | Arbeitskollege | ||
4 | Georgi Beregowoi | Arbeitskollege | ||
5 | Борис Егоров | Arbeitskollege | ||
6 | Juri Gagarin | Arbeitskollege | ||
7 | Анатолий Дарон | Bekanntschaft | ||
8 | Валентина Гагарина | Bekanntschaft | ||
9 | Магомет Текеев | Bekanntschaft | ||
10 | Михаил Монастырский | Bekanntschaft | ||
11 | Alexei Leonow | Bekanntschaft | ||
12 | Адриан Топоров | Bekanntschaft | ||
13 | Leonīds Zolotarevskis | Bekanntschaft | ||
14 | John F. Kennedy | Bekanntschaft | ||
15 | Jurijs Nikuļins | Bekanntschaft | ||
16 | Татьяна Никулина | Bekanntschaft |