Li Wenliang

Li Wenliang (chinesisch 李文亮, Pinyin Lǐ Wénliàng; * 12. Oktober 1986 in Beizhen; † 7. Februar 2020 in Wuhan) war ein chinesischer Augenarzt in der Stadt Wuhan, der Bekanntheit dafür erlangte, dass er schon frühzeitig die Gefahren der durch das neuartige Coronavirus 2019-nCoV #coronavirus verursachten Lungenentzündung erkannte und seine ärztlichen Kollegen davor warnte.

Er wurde dafür von den chinesischen Behörden wegen Verbreitung von „Gerüchten“ gemaßregelt. Li erkrankte wenig später im Rahmen der Coronavirus-Epidemie selbst an einer Lungenentzündung und verstarb an den Folgen der Infektion.

Biografie

Li wurde in der Provinz Liaoning geboren und studierte Medizin an der Universität Wuhan wo er als Arzt approbiert wurde. Er spezialisierte sich auf Augenheilkunde. Als im Dezember 2019 eine Serie von Lungenentzündungen in Wuhan auffällig wurde, sah Li im Krankenhaus sieben erkrankte Patienten und vermutete, dass es sich um eine Infektion mit dem SARS-Virus handelte. Er warnte am 30. Dezember 2019 in einer Chatgruppe seine Arztkollegen im Krankenhaus von Wuhan und riet ihnen, Schutzkleidung im Umgang mit den erkrankten Patienten zu tragen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Damit erregte er jedoch den Unmut der chinesischen Behörden, die vor allem darum bestrebt waren, keine Panik in der Bevölkerung aufkommen zu lassen. Die Gesundheitskommission der Stadt Wuhan hatte am Tag von Lis Posting eine Anweisung an die Ärzte herausgegeben, in der bestimmt wurde, dass Informationen über die neuartige Lungenentzündung nur durch autorisierte Personen an die Öffentlichkeit weitergegeben werden durften.

Am 1. Januar 2020 berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, dass acht Personen in Wuhan strafrechtlich belangt würden, da sie Falschinformationen im Internet verbreitet hätten, was „negative soziale Folgen“ haben könne. In derselben Meldung wurde bekräftigt, dass es keine Anzeichen für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung der neuen Erkrankung oder eine Infektion des medizinischen Personals gäbe. Vier Tage nach seinem Online-Posting wurde Li in das Sicherheitsbüro der Stadt Wuhan einbestellt. Dort wurde er genötigt, eine Erklärung zu unterschreiben, in der er beschuldigt wurde „unwahre Behauptungen gemacht“ zu haben, die die „gesellschaftliche Ordnung ernsthaft gestört“ hatten. Das Schreiben endete mit der Feststellung: „Wir wünschen, dass Sie sich beruhigen und sorgfältig nachdenken und möchten Sie ernsthaft warnen: Wenn Sie weiter halsstarrig bleiben, ihre Vergehen nicht bedauern und mit diesen illegalen Aktivitäten fortfahren, werden Sie strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden – haben Sie das verstanden?“ Li unterschrieb mit „Ich habe verstanden“ (明白). Li veröffentlichte Ende Januar eine Kopie des Schreibens auf der Internetplattform Weibo. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Behörden bereits öffentlich bei Li entschuldigt.

Eine Woche nach der behördlichen Verwarnung infizierte sich Li bei einer Patientin mit den Coronavirus 2019-nCoV. Seine Eltern erkrankten ebenfalls. Auf Weibo beschrieb er seine Symptome. Es begann mit einem Husten, einen Tag später entwickelte er Fieber und weitere zwei Tage später musste er im Krankenhaus aufgenommen werden. Seine Krankheitsgeschichte berichtete er auf Weibo. Nach seinen Aussagen fielen mehrere Tests auf das neuartige Coronavirus negativ aus. Am 30. Januar 2020 meldete er schließlich, dass der Nukleinsäuretest positiv ausgefallen sei. Das Posting signierte er mit einem Emoji, das einen kleinen Hund mit zurückgerollten Augen und heraushängender Zunge zeigte. Mittlerweile hatte er zahllose Leser aus ganz China, die Tausende von unterstützenden Kommentaren abgaben.

Am 6. Februar 2020 berichteten verschiedene chinesische Medien, dass Li verstorben sei. Wenig später gab es dann Berichte, dass er noch lebe, allerdings in einem kritischen Zustand und mittels ECMO behandelt werde. Nach Informationen, die an westliche Medien herangetragen wurden, hatten Behörden interveniert. Wenige Stunden später folgte dann die endgültige Todesnachricht. Li verstarb im 34. Lebensjahr.