Jacques de Molay
- Geburt:
- 16.03.1244
- Tot:
- 18.03.1314
- Zusätzliche namen:
- Jacques de Molay, Jacques de Molai, Jacob de Molay, Jacobus von Molay
- Kategorien:
- Großmeister, Opfer, Ritter, Templer
- Nationalitäten:
- französisch
- Friedhof:
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Jacques de Molay, auch Jacob de Molay und Jacobus von Molay (* zwischen 1244 und 1250 in Molay, Haute-Saône in der Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté); † 18. März 1314 in Paris) war der dreiundzwanzigste und letzte Großmeister des Templerordens. In seine Zeit als Großmeister fällt die Zerschlagung des Ordens durch den König von Frankreich, Philipp den Schönen.
Leben
Über das Leben Jacques de Molays vor seiner Zeit als Großmeister des Templerordens ist nur weniges zweifelsfrei belegt. Schon das genaue Geburtsdatum de Molays lässt sich nicht mit Bestimmtheit feststellen. Geht man jedoch von seiner Aussage des Jahres 1308 in Paris aus, dass er 42 Jahre zuvor in den Templerorden aufgenommen wurde und legt weiter zugrunde, dass die Ordensregel die Aufnahme Erwachsener (d. h. nach dem Ritterschlag, der üblicherweise im Alter von 20 Jahren erfolgte) vorsah, kann man annehmen, dass de Molay um 1244 geboren wurde. Da jedoch auch Fälle belegt sind, in denen die Aufnahme in den Orden schon früher erfolgte, über de Molay aber keinerlei Angaben vorliegen, kann man es für ihn jedoch nicht völlig ausschließen, so dass auch ein späteres Geburtsjahr möglich ist.
Auch sein Geburtsort und seine genaue Herkunft sind strittig. Gesichert ist nur, dass er aus der Freigrafschaft Burgund, der heutigen Franche-Comté stammte. Da de Molay, um Tempelritter zu werden, von Adel sein musste, lässt sich eine mögliche Herkunft auf zwei Gemeinden in Burgund einschränken. Da wäre zunächst die Ortschaft Molay im Bezirk Chemin, das damals zum Lehen von Rahon gehörte, und ein weiteres Molay in der Haute-Saône im Bezirk Vitrey, das damals zum Dekanat Traves in der Diözese Besançon ressortierte.
Aufgrund einiger Indizien – eine gesicherte Quellenlage zu diesem Punkt gibt es nicht – kann angenommen werden, dass de Molay aus dem Letzteren, dem Molay in Vitrey stammt. Ein Geschlecht de Molay aus dem ländlichen, niederen Adel ist dort seit dem Jahr 1138 urkundlich belegt. Jacques ist möglicherweise ein Sohn des Gérard de Molay, der als Vasall des Seigneurs von La Rochelle 1233 urkundlich erwähnt wird.
Über seine Kindheit und Jugend, die in die Zeit der Kreuzzüge des Königs Ludwig IX. fielen, der später heiliggesprochen wurde, ist nichts bekannt. Jedoch kann man annehmen, dass die Berichte und Erzählungen der heimkehrenden Kreuzritter aus dem benachbarten Frankreich (die Freigrafschaft Burgund gehörte damals zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, die de Molays waren also Untertanen des deutschen Kaisers) auch den jugendlichen de Molay beeinflussten.
De Molay als Templer
Im Jahre 1265 wurde Jacques (nach eigenen Angaben) von Humbert de Pairud, Generalvisitator des Ordens in Frankreich und England, sowie von Amaury de la Roche, dem Ordensmeister der Provinz Frankreich in der Ordenskapelle der Komturei Beaune in den Orden der pauperes commilitones Christi Templique Salomonici, der armen Kampfgefährten Christi und des salomonischen Tempels, wie die Tempelritter vollständig hießen, aufgenommen. Für die Beweggründe seines Eintritts in den Templerorden gibt es keinerlei Belege, doch entsprechend den in dieser Zeit herrschenden Gebräuchen kann man entweder annehmen, dass es der soziale oder wirtschaftliche Druck war, der den jungen Adeligen wie viele seiner Zeitgenossen in die Reihen der Kreuzritter führte, oder dass er überhaupt von seinem Vater für die kirchliche Laufbahn prädestiniert worden war (der Templerorden galt als geistlicher Orden). Es wäre aber auch möglich, dass der Lehnsherr sich dem Kreuzzug anschloss, dann mussten alle Vasallen folgen.
Als junger Ritter kam de Molay ins Heilige Land, zu einem Zeitpunkt, als sich die Herrschaft der Kreuzfahrer in der Region bereits dem Ende näherte. Eine genaue Zeitangabe für die Passage lässt sich nicht angeben, doch kann man nach seinen eigenen Angaben schließen, dass es irgendwann zwischen 1270 und 1282 gewesen sein muss. De Molay gab an, ein junger Ritter unter dem Großmeister Guillaume de Beaujeu im Orient gewesen zu sein, Beaujeu wurde 1273 gewählt.
Auch über die weitere Laufbahn de Molays ist nichts Gesichertes bekannt, doch scheint sich der kampfbegierige junge Ritter, wie den Grandes Chroniques de France zu entnehmen ist, gegen den Großmeister aufgelehnt zu haben, weil er dessen Linie, in der Zeit des Waffenstillstandes mit dem Sultan der Mameluken einen friedlichen Ausgleich zu suchen, anfangs nicht mittragen wollte.
Großmeister des Ordens
Im Jahr 1291, nach dem Fall von Akkon und damit dem Ende der Kreuzfahrerstaaten nimmt de Molay im September am Generalkapitel des Ordens in Zypern teil und wird als Nachfolger von Pierre de Sevry, der in Akkon gefallen war, zum Marschall des Ordens gewählt. Im darauffolgenden Jahr stirbt der Großmeister Thibaud Gaudin, wie man annehmen muss, im Februar, Jacques de Molay wird zum Großmeister des Ordens gewählt. Auch hier ist das genaue Datum nicht verifizierbar, doch muss es vor dem 20. April 1292 gewesen sein: ein Brief an den Meister der Provinz Aragón mit diesem Datum, den de Molay als Großmeister unterzeichnet hat, liegt im Archivo General de la Corona de Aragón in Barcelona vor. 1293 bricht er zu einer ausgedehnten Reise in den Okzident auf, die ihn zunächst in die Provence führt, im August des gleichen Jahres nimmt er am Generalkapitel des Ordens in Montpellier teil, reist im nächsten Jahr nach England und Italien (anlässlich der Wahl Papst Bonifaz VIII.), und kommt im Juni 1295 zu einem Ordenskapitel nach Paris. Nach Zypern kehrt er erst 1297 zurück, nachdem er im Jahr davor noch einmal in Rom weilte. Diese Reise hatte zunächst den Zweck, mit den einzelnen europäischen Herrschern Übereinkommen zu erzielen, um die angestrebte Rücknahme der Privilegien der Templer zu verhindern (die Templer waren von sämtlichen Abgaben, Steuern und Lehnspflichten befreit). Auch wurden zwischen den Templern und dem Königshaus von Aragón intensive Verhandlungen betreffend eines Tausches von Ländereien geführt, in England erreichte er die Herabsetzung einer Strafzahlung, die über den örtlichen Ordensmeister verhängt worden war oder verhandelte mit König Karl II. von Neapel über die Aufhebung von besonderen Kontrollen der Templerschiffe. Vor allem ging es aber darum, Unterstützung für das Heilige Land zu erhalten. Nach dem Fall Akkons 1291 bedeutete das einerseits die Verteidigung der verbliebenen christlichen Staaten auf Zypern (wohin sich auch die Templer zurückgezogen hatten) und in Armenien, und andererseits die stark geschrumpften Reserven des Ordens an Kämpfern und Material wieder zu ergänzen. So setzte sich de Molay in seinen Verhandlungen mit den einzelnen Herrschern dafür ein, dass sämtliche Exporte von den einzelnen Tempelgütern nach Zypern von allen Zöllen befreit werden sollten. Und natürlich sollte der Boden bereitet werden für die angestrebte Rückeroberung des Heiligen Landes, denn diese blieb das Hauptanliegen der Ritterorden.
Über die Jahre 1296 und 1297, die de Molay in Zypern verbrachte, ist nichts Wesentliches bekannt, doch kann man annehmen, dass er damit beschäftigt war, einen Ausgleich mit dem König von Zypern zu finden, mit dem die Templer seit 1279 im Streit lagen. Die Ursachen für diesen Zwist reichten zurück auf den Großmeister Guillaume de Beaujeu, einen kompromisslosen Parteigänger des Königs Karl I. aus dem Hause Anjou. Karl hatte den Stauferkönig Manfred von Sizilien gewaltsam gestürzt, sich selbst zum König von Sizilien krönen lassen, und dessen Reich anschließend erobert. Mit Unterstützung des Papstes und der Templer proklamierte er sich zum König von Jerusalem (die Rechte erwarb er durch Kauf von Maria von Antiochien, die meinte darauf Anspruch zu haben). Gleichzeitig aber hatte der Hohe Rat von Jerusalem den König von Zypern zum König von Jerusalem gewählt (siehe unten).
Gesichert ist, dass de Molay sich ab dem Jahr 1299 massiv dafür einsetzte, in Zusammenarbeit mit anderen christlichen Streitkräften die Rückeroberung des Heiligen Landes zu bewerkstelligen. Die tragende Idee dieser Unternehmungen war die eines Bündnisses mit den Mongolen gegen die Mameluken. Ein erster Angriff des persischen Khans Ghazan Ende 1299 erfolgte unter der Teilnahme armenischer Truppen sowie armenischer Templer- und Hospitaliter-Kontingente. Ghazan richtete zwei Schreiben an die Ritterorden auf Zypern, in der er um Unterstützung ersuchte. Dass es dazu nicht kam, liegt eher nicht an der oft vermuteten Uneinigkeit der Ritterorden, sondern weil diese Schreiben erst abgeschickt wurden, als Ghazan schon wochenlang im Feld stand: den auf Zypern ansässigen Kontingenten war ein entsprechend rasches Handeln einfach nicht mehr möglich.
Ghazan eroberte im Dezember zunächst Aleppo, am 24. Dezember 1299 errang der Khan mit seinen armenischen Verbündeten einen glanzvollen Sieg über die Mameluken bei Homs; wegen der schlechten Versorgungslage der mongolischen Reiterei musste man aber die Verfolgung der flüchtenden Feinde bald einstellen, und vergab so die Chance auf einen nachhaltigen Erfolg. Dennoch gelang es ihnen, in den ersten Monaten des Jahres 1300 Syrien fast vollständig zu erobern. Im Frühjahr 1300 – die diplomatischen Bemühungen des Khans hatten sich in der Zwischenzeit verstärkt und er hatte einen neuen Feldzug für November angekündigt – griff eine kleine Flotte, die aus Abordnungen der Templer, der Hospitaliter, des Königs von Zypern und des Khans bestanden, Ägypten an; Rosette und Alexandria wurden geplündert. Daraufhin wandte man sich nach Norden gegen Akkon und Tartus; ein Versuch, die Hafenstadt Maraclea einzunehmen, scheiterte aber. Molay betrieb die Koordination mit den Verbündeten und die Leitung der templerischen Beteiligung an den Unternehmungen von Zypern aus. Ende September brach Ghazan von Täbris auf, während Templer und Hospitaliter und der König von Zypern ihre Truppen auf der Insel Ruad vor Tartus in Stellung brachten. Doch ein ungewöhnlich strenger Winter brachte den Vormarsch der Mongolen zum Erliegen, und Ghazan musste den Angriff auf die Mameluken auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Einstweilen hielten die Templer die Insel und unternahmen von dort immer wieder Streifzüge auf das Festland, ehe sie 1302 von dort vertrieben wurden und dabei schwere Verluste erlitten (siehe Belagerung von Aruad). Als die mongolischen Angriffe im Jahr 1303 endgültig scheiterten, und Ghazan im darauffolgenden Jahr starb, bedeutete das auch das Ende der christlichen Bemühungen, über Bündnisse mit den Mongolen zum Erfolg zu gelangen.
De Molay blieb in den folgenden Jahren auf Zypern, in Limassol, wo sich der Hauptsitz der Templer befand. König Heinrich II. wollte die Einkünfte der Orden (das betraf neben den Templern auch die Hospitaliter und die Zisterzienser) beschränken und ihnen den weiteren Landerwerb untersagen. In den Verhandlungen darüber ersuchte de Molay nun auch den Papst Bonifaz VIII. um Vermittlung. Im Jahr 1306 kam es auf Zypern zu einer Revolte, in der der Bruder des Königs, Amalrich von Tyrus, die Macht auf der Insel übernahm. In die Revolte, die von Teilen des örtlichen Adels unterstützt wurde, hatten sich de Molay und Foulques de Villaret, der Großmeister der Hospitaliter, nicht eingemischt, waren aber im Folgenden bemüht, einen Ausgleich zwischen den verfeindeten Brüdern zu erzielen.
Im Oktober 1306 brach de Molay nach Frankreich auf, Papst Clemens V. (er residierte zu dieser Zeit in Poitiers) hatte die Führer der Ritterorden eingeladen, um mit ihnen zwei Punkte zu besprechen: die Vereinigung der Ritterorden und die Vorbereitung eines neuen Kreuzzuges. Beide Ordensmeister hatten dazu Denkschriften vorgelegt, über die nun beraten werden sollte (die de Molays sind erhalten). Aufgrund einer Erkrankung des Papstes wurde der Termin der Zusammenkunft aber von November 1306 schließlich auf das kommende Jahr verschoben.
In Frankreich, wie auch in England und Spanien, kursierten allerhand Gerüchte über Verfehlungen der Templer, auch hatte der Vertraute des französischen Königs Guillaume de Nogaret bereits 1305 Ermittlungen gegen die Templer eingeleitet. Darüber hinaus soll es zu Verstimmungen zwischen dem französischen König und de Molay gekommen sein. Denn der Schatzmeister des Ordens (Templerschatz) war gleichzeitig der Schatzmeister des Königs, da die Templer die Staatsfinanzen in Frankreich verwalteten. Der Schatzmeister des Ordens hatte an Philipp IV. eine enorme Summe Geld verliehen, was aber der Zustimmung des Großmeisters bedurft hätte. Dazu kam noch, dass sich de Molay einer Vereinigung der Kreuzfahrer-Orden heftig widersetzte, von der Philipp IV. jedenfalls profitiert hätte, denn er rechnete sich gute Chancen aus, zum Großmeister eines vereinigten Ordens aufzusteigen.
Bei einer Unterredung de Molays mit dem König versuchte der Großmeister des Templerordens, einige Praktiken, die als häretisch galten (wie die Laienabsolution), zu entschuldigen. De Molay ersuchte den Papst selbst um eine Untersuchung, der zustimmte und sich die Leitung der Untersuchungen vorbehielt. Der Papst, wieder mit gesundheitlichen Problemen belastet, kündigt an, diese Untersuchungen in der zweiten Oktoberhälfte zu beginnen.
Am 24. Juni nimmt de Molay am Generalkapitel des Ordens teil, das er nach Paris einberufen hat, begibt sich anschließend wieder nach Poitiers, um Anfang Oktober nach Paris zurückzukehren, wo er am 12. Oktober 1307 als Mitglied des Ehrengeleits an den Trauerfeierlichkeiten für Catherine de Courtenay teilnimmt.
Verhaftung, Prozess und Tod
Am nächsten Tag, Freitag dem 13. Oktober 1307, werden auf Befehl des Königs die Templer verhaftet; nur wenigen gelingt die Flucht, unter den Festgenommenen in der Pariser Templerburg (dem „Temple“) ist auch der Großmeister Jacques de Molay. Am 24. Oktober wird de Molay zum ersten Mal von den Inquisitoren vernommen. Dort gab er zu, bei seiner Aufnahme in den Orden aufgefordert worden zu sein, Christus zu verleugnen und auf das Kreuz zu spucken, was er widerwillig getan habe (im Falle des Kreuzes gab er an, daneben gespuckt zu haben). Er bestritt aber entschieden, dass die Ritter bei der Aufnahme aufgefordert würden, im Falle sexueller Begierden zu homosexuellen Handlungen Zuflucht zu nehmen. Der König drängte den Papst, die Aufhebung des Templerordens zu verfügen, aber dieser wollte sich selbst ein Bild machen, und sandte zwei Kardinäle zu de Molay. Erst als der Papst dem König die Exkommunikation androhte, wurden diese zu de Molay vorgelassen. De Molay widerrief sein Geständnis und beklagte sich über die schlechte Behandlung, wahrscheinlich war er auch gefoltert worden.
Die Templer sollten dem Papst zur Weiterführung der Untersuchungen überstellt werden, aber ausgerechnet die Würdenträger des Ordens, unter ihnen de Molay, waren nach Auskunft der königlichen Untersuchungsbehörden zu schwach, um die Reise nach Poitiers machen zu können. Im August 1308 wurde er in Chinon, wohin er gebracht worden war, neuerlich, auch in Anwesenheit von Kardinälen, verhört und wiederholte sein erstes Geständnis. Am 26. November 1309 wurde de Molay der päpstlichen Untersuchungskommission in Paris vorgeführt, wo er weitere Aussagen verweigerte und verlangte, sich und den Orden vor dem Papst, der sich die Urteile über die Ordensführung persönlich vorbehalten hatte, zu verteidigen. Auch bei seiner letzten Einvernahme im März 1310 beharrte er auf seiner Position.
Der Orden der „Armen Kampfgefährten Christi und des salomonischen Tempels“ wurde schließlich auf dem Konzil von Vienne am 22. März 1312 durch den Papst für aufgelöst erklärt. Erst zwei Jahre später ließ der Papst dem inhaftierten de Molay von seinen Kardinälen das Urteil, lebenslange Haft, verkünden. De Molay, der fest auf die Unterstützung des Papstes gerechnet hatte, widerrief darauf neuerlich alle Geständnisse und beharrte auf der Unschuld des Ordens. Am Abend desselben Tages – es war der 18. März 1314 – wurde Jacques de Molay auf Befehl Philipps IV. in Paris auf dem Scheiterhaufen zusammen mit Geoffroy de Charnay, einem weiteren Mitglied des Templerordens und Präzeptor der Normandie, der nach de Molay ebenfalls widerrufen hatte, langsam verbrannt.
Auf den Ort seiner Hinrichtung weist heute eine kleine Gedenktafel hin: es handelt sich um die Westseite des Pont Neuf auf der Île de la Cité in Paris; die Plakette befindet sich am Fuß der Brücke, an der Mauer gegenüber dem Eingang zum Park an der Westspitze der Insel.
Der Fluch: Fakten und Legende
Die spektakuläre Zerschlagung des Templerordens, die anscheinend ausschließlich auf Druck des französischen Königs hin geschah (ein von der Historikerin Barbara Frale in den Archivi Segreto des Vatikans aufgefundenes Handschreiben Papst Clemens’ aus jener Zeit belegt, dass dieser von der Schuld des Ordens nicht überzeugt war), und die Hinrichtung des Großmeisters, dazu die zahlreichen Geheimnisse, die den Ritterorden zu umgeben schienen, führten zu einer Unzahl von Legenden. Ehe auf die Legendenbildung um den letzten Templer eingegangen wird, soll jedoch klargestellt werden, dass in den zeitgenössischen Berichten und Chroniken jener Zeit kaum auf die Person de Molays eingegangen wurde; lediglich die in zahlreichen Abschriften verbreitete Schrift De casibus virorum illustrium des Italieners Giovanni Boccaccio, dessen Vater – ein florentinischer Händler – Augenzeuge des Geschehens in Paris geworden war, widmet dem Großmeister breiten Raum – ohne jedoch Anhaltspunkte für eine legendarische Ausschmückung zu bieten.
In den Chroniken des 14. und 15. Jahrhunderts finden alle anderen Ereignisse um die Templer mehr Aufmerksamkeit, als der Tod des Großmeisters. Vor allem sind es die Verbrennungen der Templer im Jahre 1310, der Prozess insgesamt und die Zuweisung des Ordensvermögens an die Johanniter, die von den Chronisten aufgegriffen werden; lediglich drei Chronisten des 15. Jahrhunderts erwähnen die Hinrichtung de Molays, wobei in einer Chronik von Flandern de Molay mit Guillaume de Beaujeu verwechselt wird, in der Chronographia Regum Francorum zudem die Hinrichtung von 1314 mit der Templerverbrennung von 1310.
Einen besonderen Rang nimmt in der Legendenbildung der Fluch Jacques de Molays ein, den er gegen den König und den Papst ausgestoßen haben soll. Folgt man den zeitnahen Berichten – also der durch einen Anonymus verfassten Fortsetzung der Chronik von Nangis – und dem Chronisten Geoffroy de Paris sowie dem Bericht Giovanni Villanis, ergriff Molay das Wort erst, als er vor den Kardinälen stand, wo er die Reinheit des Ordens beteuerte, und dann auf dem Scheiterhaufen. Ehe dieser in Brand gesteckt wurde, bezeichnete er sich als guten Christen und rief Gott um seinen Beistand an. In all diesen Berichten wird weder von einem Fluch, noch von ausführlichen Reden berichtet. Dennoch begleitet die Geschichtsschreibung der Templer seit jeher das Gerücht, de Molay habe auf dem Scheiterhaufen eine wohlformulierte Rede gehalten, in der er den König und den Papst binnen Jahresfrist vor den Richtstuhl Gottes lade. Ja sogar das baldige Aussterben der Capetinger habe der letzte Templer angekündigt.
Wie die Historikerin Colette Beaune untersuchte, galten die Capetinger tatsächlich und unabhängig von de Molay als verfluchtes Geschlecht. Ein Fluch galt damals als Hilferuf um himmlische Gerechtigkeit, und der Hilferuf galt als erhört, wenn ein gewaltsamer Tod denjenigen ereilte, auf dem er lastete. Die Gründe, die von den Zeitgenossen Philipps des Schönen für einen Fluch angeführt wurden, hatten allerdings nichts mit dem Templerorden zu tun: Ehebruch bei den Schwiegertöchtern des Königs, hohe Steuerlasten und eine Wirtschaftskrise, hervorgerufen durch Münzverschlechterung, die viele Menschen ins Elend gebracht hatte, dazu die Verfolgung Papst Bonifaz’ VIII. und der Anschlag von Anagni – das Sündenregister Philipps IV. war tatsächlich lang. Bei Villani ist es denn auch ein Bischof, der nach dem Attentat auf den Papst den Fluch ausspricht, andere Chronisten schreiben sogar Bonifaz selbst den Fluch zu.
Der Fluch wurde schließlich auf Clemens V. ausgedehnt, und zwar zur Zeit der Templerprozesse. Ein Chronist aus Vicenza, Ferreto de Ferretis, berichtet im Anschluss an seine Darstellung des Konzils von Vienne von einem unbekannten Templer, der vor dem Papst erschien, um gegen sein Todesurteil zu protestieren. Da er erfolglos blieb, soll dieser Templer auf dem Scheiterhaufen den Papst und den König wegen des unrechtmäßigen Urteils verflucht haben, und kündigte beiden den Tod binnen Jahresfrist an. Dieser Bericht stammt aus dem Jahr 1330, die Geschehnisse lagen also erst kurze Zeit zurück.
Erst im 16. Jahrhundert wird die Geschichte de Molays immer weiter ausgeschmückt, schließlich seine Einlassung vor den Kardinälen zu einer einzigen Rede vom Scheiterhaufen herab zusammengefasst. Paolo Emili ist es, der in seiner von König Franz I. in Auftrag gegebenen Chronik De rebus gestis Francorum Jacques de Molay den berühmten Fluch in den Mund legt – hier noch, bevor er den Scheiterhaufen besteigt. Alle Geschichtsschreiber der nachfolgenden Zeiten haben diesen Fluch übernommen, nur wird er jetzt vom Scheiterhaufen herab verkündet.
Historisches Umfeld und Hintergründe
Die Lage der von den Kreuzfahrern im Heiligen Land errichteten Staaten war seit 1258 weitgehend von den Einfällen der Mongolen und den rasch an Heftigkeit gewinnenden Auseinandersetzungen mit dem ägyptischen Sultanat der Mameluken geprägt. Während sich Bohemund VI. als Graf von Tripolis und Fürst von Antiochia, sowie der König von Kleinarmenien, Hethum I. mit den Mongolen arrangierten (beide leisteten ab 1247 Tributzahlungen) und auf die Mongolen als Unterstützer gegen die Mameluken setzten, schwankte das Königreich Jerusalem, ob es eher den Mameluken oder den Mongolen zuneigen sollte.
Obwohl sich das Königreich Jerusalem anfangs neutral verhielt und den Mameluken den Durchzug durch sein Territorium gestattete, konnte es nicht verhindern, dass sich in der Folge die Angriffe Sultan Baibars I., der seinen Vorgänger ermordet hatte, auch gegen die Kreuzfahrerstaaten richteten. 1268 fiel schließlich neben anderen Festungen auch Antiochia. Als Ludwig IX., der das Sultanat vom Westen angreifen wollte 1270 in Tunis starb, fiel Baibars in die Grafschaft Tripolis ein und nahm zahlreiche Festungen, auch der Templer, der Hospitaliter und des Deutschen Ordens ein. Im April 1272 konnte der englische Thronfolger Eduard einen Waffenstillstand (Dauer: zehn Jahre, zehn Tage, zehn Stunden, um das muslimische Jahr mit der christlichen Zeitrechnung zu akkordieren) mit den Mameluken schließen. Diese aber brachen die Waffenstillstände nach Belieben. Schon unter Ludwig wurde die Idee eines Einverständnisses mit den Mongolen geboren, um die Mameluken zurückzudrängen. Nach dem endgültigen Zusammenbruch der Kreuzfahrerstaaten in Palästina unter den Angriffen der Mameluken, mit dem Fall von Tripolis 1289 und Akkon 1291 bemühten sich daher Papst und die nach Zypern zurückgedrängten Kreuzfahrerbarone sowie die Ritterorden verstärkt um eine Kooperation mit dem persischen Mongolenkhanat, mit dem Ziel, die von den Mameluken zu erobernden Gebiete untereinander aufzuteilen. Der Vorstoß des Khans Ghazan im Jahre 1300, in dem er Syrien großteils erobern konnte, führte denn auch im Abendland zu dem Gerücht, Jerusalem sei wieder im Besitz der Kreuzritter. Ghazan wurde jedoch schließlich von den Mameluken besiegt, und als er 1303 starb, bemühte sich sein Nachfolger um eine Lösung am Verhandlungstisch. Die Taktik des Abendlandes, in den Mongolen einen Verbündeten zu finden, war damit gescheitert.
Die beiden großen Kreuzfahrerorden, die Templer und die Hospitaliter, aber auch die kleineren Orden nehmen nach dem Fall der Kreuzfahrerstaaten Quartier auf der Insel Zypern, auf der sie bereits Güter besaßen. Die unabhängigen Orden mit ihren kampferprobten Truppen und ihren umfangreichen Besitzungen werden vom König aber mit zwiespältigen Gefühlen betrachtet, weil sie de facto seine Verfügungsgewalt über die Insel beschränken. Andererseits aber benötigt er die Ritter zum Schutz gegen eventuelle Angriffe der islamischen Streiter. Dazu kommt noch, dass insbesondere das Verhältnis zwischen dem König von Zypern und den Tempelrittern traditionell belastet ist. Als Karl I. sich zum König von Jerusalem proklamierte, unterstützten die Templer seine Ambitionen recht unverhohlen. Der Anspruch des Herrschers aus dem Hause der Anjou war auch etwas seltsam: er hatte ihn, wie oben erwähnt, von einer vermeintlichen Erbin gekauft. Gleichzeitig aber hatte der Hohe Rat von Jerusalem den damaligen König von Zypern Hugo III. zum König von Jerusalem erhoben. Der Großmeister des Templerordens Guillaume de Beaujeu, der Karl in allen Belangen unterstützte, verwehrte daraufhin Hugo den Zutritt zum Heiligen Land, worauf dieser alle Güter der Templer auf Zypern beschlagnahmte.
Dies war eine der Hypotheken, die Jacques de Molay sozusagen geerbt hatte, die andere war der bereits 1274 erstmals auf einem Konzil in Lyon geäußerte Wunsch, die Kreuzfahrerorden zusammenzulegen. Darauf ist noch zurückzukommen.
De Molay hatte also nicht nur den König von Zypern davon abzubringen, die Templer zu besteuern und den weiteren Erwerb von Gütern (sei es durch Kauf oder durch Schenkung) zu verbieten – ein Problem, das sich auch allen anderen Orden auf der Insel – einschließlich der Zisterzienser – stellte, sondern auch die alten Vorbehalte auszuräumen. Aber de Molay ging es auch um eine Reform des Ordens, dessen Ansehen (wie auch der anderen Ritterorden) in den letzten Jahrzehnten erheblich gelitten hatte. Zunächst machte man diese – und besonders die für ihre vorbehaltlose Tapferkeit bekannten Templer – für den Verlust des Königreich Jerusalems verantwortlich. Dazu kam noch, dass man den Templern vorwarf, sie hätten, anstatt die Glaubensfeinde zu bekämpfen, lieber feige Waffenstillstandsverträge abgeschlossen. Diese Ansicht wurde besonders von jenen Rittern vertreten, die sich nur zeitlich begrenzt im Heiligen Land aufhielten und über die dort herrschenden Verhältnisse nur unzureichend informiert waren. Diese meist von Ruhmsucht getriebenen Abenteurer wollten kämpfen – ohne Rücksicht auf die Interessen derer, die dort ständig leben mussten.
Aber auch der Umstand, dass die einzelnen Orden oftmals untereinander zerstritten waren, trug nicht zur Hebung des Ansehens bei. So war es in früheren Jahren zwischen Templern und Hospitalitern im Heiligen Land zu regelrechten Gefechten zur Sicherung eigener Interessen gekommen, die im Krieg von Saint-Sabas 1258 in einen regelrechten Bürgerkrieg ausgeartet waren. Zusammen mit der Parteinahme der Templer für die Angeviner unter Beaujeu sowie das freundliche Einvernehmen mit den Mamelukensultanen hatte das nachhaltig dem Ruf der Ritterorden geschadet.
Da sich die Templer nach dem Rückzug nach Zypern nicht mehr ständig im Krieg befanden, wollte de Molay die Ordensregeln in einigen Punkten verschärfen. Darüber hinaus musste aber auch sichergestellt werden, dass der Orden die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür erhielt, seiner Verpflichtung zur Wohltätigkeit nachkommen zu können. Bereits beim Zweiten Konzil von Lyon 1274 hatten sich die Templer gegen diesbezügliche Vorwürfe verteidigen müssen; tatsächlich stellte beim 1307 angestrengten Prozess gegen die Templer dieser Punkt einen der Hauptvorwürfe gegen den Orden dar.
De Molay sah sich vor die Aufgabe gestellt, die Unabhängigkeit und vor allem das Weiterbestehen des Ordens sicherzustellen. Bereits seit einiger Zeit waren Stimmen laut geworden, die eine Zusammenlegung der Ritterorden verlangten (erstmals auf dem oben erwähnten Konzil von Lyon). Diese waren nach dem Verlust der lateinischen Staaten im Heiligen Land umso lauter geworden; von einer Zusammenlegung der Orden versprach man sich eine größere Effizienz bei weiteren Kreuzzügen zur Wiedergewinnung des Heiligen Landes. Diese Bestrebungen hängen aber auch mit dem Aufkommen der nationalstaatlichen Idee zusammen: wurde der Einzelne zunächst als Christ gesehen, der zuerst der Kirche und erst in zweiter Linie dem örtlichen Herrscher Gehorsam schuldete, so drängten die Herrscher den Einfluss der Kirche zugunsten der eigenen Machtbefugnisse sukzessive zurück. An erster Stelle stand also jetzt der Landesherr, dem auch die Kirche Untertan zu sein hatte – soweit die Vorstellung etwa Philipp IV., der auch nicht davor zurückschrecke, seine Forderungen an den Papst handfest Nachdruck zu verleihen. Die geistlichen Ritterorden aber unterstanden ausschließlich dem Papst und waren daher von allen Herrschern unabhängige Organisationen, von allen weltlichen und kirchlichen Abgaben befreit, ihre Güter, die sie in großer Zahl in allen europäischen Königreichen besaßen, de facto exterritoriale Gebiete. Darüber hinaus besaßen die Ritterorden die stärksten Kampfverbände, mit den am besten geübten Rittern, und dies wurde naturgemäß von einigen Herrschern als eine Bedrohung ihrer Ansprüche gesehen. Auch sagte man ihnen gewaltige Reichtümer nach – dies alles sollte später zum gewaltsamen Ende des Templerordens führen.
Einen wesentlichen Faktor in der späten Phase dieser Diskussion ab 1305 stellten hier die Ambitionen des französischen Königs dar: von verschiedenen Seiten war der Vorschlag gemacht worden, dass an der Spitze dieses vereinigten Kreuzritter-Ordens ein König stehen sollte, der König von Sizilien schlug den französischen König vor, während sich etwa die Aragonesen den Vorschlägen widersetzten. Philipp IV. war zwar an einem Kreuzzug in keiner Weise interessiert – dafür fehlte ihm, dessen Münzverschlechterungen bereits zu Unruhen geführt hatten, auch das Geld –, aber ein Machtzuwachs, wie ihn die Verfügungsgewalt über die bestens trainierten und kampferfahrenen Kreuzrittertruppen und vor allem deren Vermögen versprach, erschien ihm durchaus anstrebenswert. Philipp beabsichtigte also nicht von vorneherein die Zerschlagung des Templerordens, sondern vielmehr dessen Erbe anzutreten. Dazu kam noch, dass der König beständig versuchte, die Päpste unter Druck zu setzen. Mit Bonifaz VIII. geriet er in Streit, weil der beständig unter Geldnot leidende König die Steuereinnahmen der französischen Kirche für sich beanspruchte. Nachdem von seinem Vertrauten Guillaume de Nogaret und zwei Kardinälen aus dem römischen Adelsgeschlechts der Colonna ein Attentat durchgeführt wurde, an dessen Folgen der Papst verstarb, verlangte er von dessen Nachfolger Clemens V. mit allem Nachdruck eine Verurteilung Bonifaz’. Bereits seit 1305 waren verschiedentlich Gerüchte über häretische Praktiken der Templer im Umlauf und Nogaret begann eifrig, Material zu sammeln. Dieses sollte in erster Linie dazu dienen, den Papst, dem ja der Templerorden unterstand, zu erpressen.
Neben den oben erwähnten Punkten warf man den Templern auch Häresie vor, dazu gehörten Götzendienst, Verleugnung Christi im Aufnahmezeremoniell, Laienabsolution, mangelnde Wohltätigkeit, Habsucht, Anmaßung, Hoffart.
Als de Molay nun selbst den Papst um eine Untersuchung der Vorwürfe gegen den Orden bat, sah der König, dass ihm die Sache entgleiten könnte und beschloss zu handeln.
Mittlerweile (am 24. August 1307) hatte Papst Clemens V. den König von der Einleitung von Untersuchungen gegen den Templerorden informiert, die auf ausdrücklichen Wunsch des Ordensgroßmeisters und einiger Komture zustande gekommen war. Vorgeblich wegen der Schwere der Beschuldigungen beschloss Philipp die Untersuchungen rechtswidrig an sich zu ziehen, wobei er zunächst den Inquisitor von Frankreich, Guillaume de Paris vorschob. Sein Kanzler, der Erzbischof von Narbonne Gilles I. Aycelin de Montaigut trat darauf aus Protest gegen die Anmaßung des Herrschers und wegen der Verletzung des Kirchenrechts als Kanzler im September zurück, sein Nachfolger wird – Guillaume de Nogaret.
Auf Anweisung des Königs sollten am 13. Oktober alle Templer im Lande nahezu zeitgleich verhaftet werden, nur wenigen gelang die Flucht. Die ersten Verhöre in den Monaten Oktober und November liefern durch die Geständnisse de Molays und anderer die gewünschte Bestätigung der vermuteten Häresie. Philipp IV. fordert daher die übrigen Herrscher in Europa auf, gegen die Templer vorzugehen, sein Aufruf bleibt aber zunächst folgenlos. Nogaret verwendet die Geständnisse sogleich zu einem Propagandaschlag, mit dem nicht nur die Templer, sondern auch der Papst diskreditiert werden sollte.
Erst als der Papst versuchte, das Gesetz des Handelns wieder an sich zu ziehen und die Verhaftung der Templer in der Bulle Pastoralis praeminentiae anordnet, werden die Templer auch in England, Zypern, Italien oder Aragon festgesetzt (allerdings nimmt die Verfolgung der Templer nirgendwo solche Ausmaße an, wie in Frankreich).
Der Papst versuchte nun, die Überstellung der verhafteten Templer in die Obhut der Kirche zu erreichen, was von Nogaret mit allen Mitteln hintertrieben wurde. Dem Papst werden nur sorgfältig ausgewählte Gefangene zugeleitet, ausgerechnet die Ordensoberen, unter ihnen de Molay, seien aber, so die Nachricht an den Papst, zu schwach, um die Reise nach Poitiers machen zu können. Wegen vorgeblicher Erschöpfung würden sie daher vom König in seinem Schloss in Chinon aufgenommen. Schließlich musste der Papst einer Verfahrensweise zustimmen, die ein zweigleisiges Verfahren auf den Weg brachte. Die einzelnen Ritter und damit die zur weiteren Erpressung des Papstes verwertbaren Hauptermittlungen bleiben in der Hand der königlichen französischen Verwaltung, nur das Verfahren gegen den Orden sollte der Kurie unterstellt bleiben, die Urteilsfindung über die Ordensleitung behielt sich der Papst persönlich vor. Darüber hinaus hatte der Papst verlangt, dass das Vermögen der Templer, das Philipp IV. mit der Verhaftung der Ritter hatte beschlagnahmen lassen, den Hospitalitern zuzuführen sei und für einen neuen Kreuzzug Verwendung finden sollte; dagegen wehrte sich Philipp auf das Heftigste (Als die Übergabe nach Ende des Prozesses durchgeführt werden sollte, war zumindest von einem pekuniären Vermögen der Templer in Frankreich praktisch nichts mehr vorhanden).
Als schließlich die päpstliche Untersuchungskommission bald zu teilweise anders gelagerten Ergebnissen gelangten, als die Kommissionen des Königs und damit die Angelegenheit dem König neuerlich zu entgleiten drohte, nahmen Nogaret und Philipp Zuflucht zu besonderen Spitzfindigkeiten. Ihr Werkzeug wurde der Erzbischof von Sens, Philippe de Marigny, der ein Bruder von Enguerrand de Marigny war, einem der engsten Vertrauten des Königs. Marigny führte den Vorsitz über das Richterkollegium von Paris, dem die Aburteilung der Templer in dieser Diözese oblag (Das Bistum Paris war damals dem Erzbischof von Sens unterstellt). Die Templer, die vor der päpstlichen Kommission aussagten, um den Orden zu verteidigen, wurden von Marigny als rückfällige Ketzer neuerlich angeklagt und unverzüglich auf den Scheiterhaufen geschickt: am 12. Mai 1310 wurden 54 Templer in Paris verbrannt. Damit war der langsam aufkeimende Widerstand der Templer in den Verfahren endgültig gebrochen.
De Molay, der vor seinem ersten Geständnis wahrscheinlich gefoltert worden war, verließ sich in der Folge völlig auf die Unterstützung des Papstes, da er fest davon überzeugt war, dass dem Orden keinerlei häretische Verfehlungen vorzuwerfen waren. Er verweigerte vor den einzelnen Kommissionen weitere Aussagen, wobei einer der wohl am besten mit der Causa vertraute Historiker, Alain Demurger, wohl zu Recht annimmt, dass de Molay die beiden Prozesse durcheinanderbrachte. Den Papst jedenfalls sollte de Molay nicht mehr sehen, denn dieser wollte die Sache möglichst hinausschieben, da Philipp noch immer wegen des Prozesses gegen Bonifaz VIII. und der Übergabe der Templergüter Druck machte.
Hatte sich der Papst auch anfangs den Ansprüchen des Königs entgegengestellt – der ihm auch unverhohlen durch seinen Vertrauten Guillaume de Paisans drohen ließ – so erlahmte die Widerstandskraft des Papstes, der zwar das Recht auf seiner Seite hatte, nicht aber über die Mittel verfügte, es auch durchzusetzen. Als er schließlich die Aufhebung des Ordens auf dem Konzil von Vienne verfügte, so tat er dies nicht wegen nachgewiesener Verfehlungen des Ordens, sondern weil der Ruf des Ordens durch die Vorkommnisse so stark beschädigt war, dass an eine Wiedererrichtung nicht zu denken war. In einer weiteren Bulle Ad providam wurde festgelegt, dass die Güter den Hospitalitern übergeben werden sollten, was jedoch nur sehr schleppend und unvollständig geschehen sollte (So nutzten die Könige von Aragón und Portugal die Gelegenheit, eigene Ritterorden zu gründen).
Als der Papst endlich eine Kommission zu Verurteilung der verbliebenen Ordensoberen – neben Jacques de Molay noch der Meister der Normandie Geoffroy de Charnay, sowie Hugues de Pairaud und Geoffroy de Gonneville – einsetzte, waren diese seit rund vier Jahren im Schloss von Gisors inhaftiert. Die drei vom Papst eingesetzten Kardinäle, Nicolas Caignet de Fréauville, Arnaud d’Auch und Arnaud Novelli, traten im März 1314 in Paris zusammen. Auf dem Platz vor der Kirche Notre Dame erfolgte öffentlich die Urteilsverkündung. Als de Molay und de Charnay die Urteile vernommen hatten, protestieren sie heftig – sie fühlten sich vom Papst verraten – und widerriefen alle ihre früheren Geständnisse, die beiden anderen schwiegen.
Während sich die päpstliche Gerichtskommission zu einer weiteren Beratung zurückzog, beschloss König Philipp, der bei der Urteilsverkündung nicht anwesend war, die sofortige Hinrichtung der beiden: neuerlich ein klassischer Rechtsbruch des Königs. Dieser handelte, ohne das weitere Urteil der Kirche abzuwarten, wie auch der anwesende Inquisitor Bernard Gui feststellte.
Der Scheiterhaufen wurde auf der Île aux Juifs, einer kleinen Seine-Insel vor der Spitze der Île de la Cité errichtet, die – hier eine weitere Rechtsverletzung – allerdings nicht dem König, sondern der Abtei von Saint-Germain-des-Prés gehörte.
Ursache: wikipedia.org
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Name | Beziehung | Beschreibung | ||
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1 | Guillaume de Chartres | Gleichgesinnte | ||
2 | Pedro de Montaigu | Gleichgesinnte | ||
3 | Robert de Craon | Gleichgesinnte | ||
4 | Philippe du Plessiez | Gleichgesinnte | ||
5 | Thomas Bérard | Gleichgesinnte | ||
6 | Thibaud Gaudin | Gleichgesinnte | ||
7 | Odo von Saint-Amand | Gleichgesinnte | ||
8 | Guillaume de Sonnac | Gleichgesinnte | ||
9 | Bertrand de Blanquefort | Gleichgesinnte | ||
10 | Philipp von Milly | Gleichgesinnte | ||
11 | André de Montbard | Gleichgesinnte | ||
12 | Bernard de Tromelai | Gleichgesinnte | ||
13 | Everard des Barres | Gleichgesinnte | ||
14 | Armand de Périgord | Gleichgesinnte | ||
15 | Arnaud de Toroge | Gleichgesinnte | ||
16 | Richard de Bures | Gleichgesinnte | ||
17 | Gérard de Ridefort | Gleichgesinnte | ||
18 | Renaud de Vichiers | Gleichgesinnte | ||
19 | Robert de Sablé | Gleichgesinnte | ||
20 | Guillaume de Beaujeu | Gleichgesinnte | ||
21 | Gilbert Hérail | Gleichgesinnte | ||
22 | Ainārs Ritenbergs | Gleichgesinnte | ||
23 | Hugo von Payns | Gleichgesinnte |
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